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soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"
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2.6 Aktivierung und Beteiligung


In den Quartieren der Sozialen Stadt besteht ein ausdifferenziertes Netzwerk lokaler Initiativen, Vereine und Organisationen.

Zum Zeitpunkt der Befragung gibt es in über drei Viertel der Gebiete Stadtteilkonferenzen, -arbeitskreise und -foren. In knapp 70 Prozent der Quartiere arbeiten problembezogene oder themenbezogene Arbeitsgruppen. Sportvereine (65,8 Prozent), Bürgergruppen und -vereinigungen (62,9 Prozent) sowie kirchliche Netzwerke (60 Prozent) sind ebenfalls in einem überwiegenden Anteil der Programmgebiete vorhanden.

Angeregt durch die mit dem Start des Programms Soziale Stadt in den Quartieren verbundenen Angebote hinsichtlich Beteiligung und Mitbestimmung werden in über 60 Prozent der Programmgebiete erstmals problembezogene Arbeitsgruppen gebildet.

Eine beinahe ebenso deutliche Schubwirkung entfaltet das Programm Soziale Stadt bei Nachbarschaftsnetzwerken, auch hier beträgt der Anteil der Gebiete, in denen Netzwerke erstmalig nach Beginn des Programms gegründet werden, knapp 60 Prozent. In immer noch über 40 Prozent der Programmgebiete, in denen heute Stadtteilkonferenzen, Selbsthilfegruppen und Elternkreise, -initiativen arbeiten, sind diese ebenfalls erst nach Beginn des Programm Soziale Stadt entstanden. Das bedeutet, dass die Programmaktivitäten deutlich zum Aufbau neuer stadtteilbezogener Netzwerke und somit zum Erfolg des Programms beitragen.

In den Programmgebieten der Sozialen Stadt werden vielfältige Methoden und Techniken zur Aktivierung der Quartiersbevölkerung eingesetzt. Am häufigsten genannt werden Stadtteilfeste und Beratungsangebote.

Die Anzahl der Quartiere, in denen zur Aktivierung der Bevölkerung Stadtteilfeste durchgeführt werden, ist mit 85,5 Prozent der befragten Gebiete im Vergleich zu 2002 weiter gestiegen, knapp gefolgt von Beratungsangeboten (84 Prozent). Diese niedrigschwelligen Angebote gehören mittlerweile zum Standard der Programmumsetzung in den Quartieren. Einzig die aufsuchende Sozial- und Gemeinwesenarbeit sowie Ansätze der settingorientierten Gesundheitsförderung bleiben bei einer Verbreitung von unter zwei Drittel der Programmgebiete. Die in den Quartieren gewählten Aktivierungstechniken konzentrieren sich somit auf drei Zugänge: die Herstellung einer neuen Stadtteilöffentlichkeit (Stadtteilfeste, Begehungen), das Angebot von Beratungsleistungen für Einzelne (Beratungsangebote, Kontaktvermittlung) sowie die gezielte Aktivierung von Kindern und Jugendlichen.

In über der Hälfte der Programmgebiete werden spezielle Beteiligungsangebote für Migranten und Migrantinnen gemacht.

Die spezielle Beteiligung von Migrantinnen und Migranten, die in einigen Zwischenevaluationen der Länder sowie in der bundesweiten Zwischenevaluation als deutlich verbesserungswürdig bewertet wird, spielt in über der Hälfte der Gebiete (150 Nennungen) eine Rolle. Zu den wichtigen Maßnahmen der Beteiligung zählt dieser Ansatz jedoch nur in 17,4 Prozent der Gebiete (41 Gebiete). Dies legt nahe, dass mit Ausnahme spezieller Projekte für Kinder und Jugendliche offene und undifferenzierte Beteiligungsangebote von den Praktikerinnen und Praktikern vor Ort höher eingeschätzt werden als andere zielgruppenspezifische Ansätze (Migrantinnen, Migranten, Frauen, Mädchen usw.).

Verfügungsfonds bestehen als besonderes Instrument zur Aktivierung und Beteiligung in etwas mehr als der Hälfte der Programmgebiete (53 Prozent).

Der Anteil hat sich im Vergleich zu 2002 nur geringfügig verändert (58 Prozent). Auch die Höhe der Budgets ist in etwa gleich geblieben, in knapp zwei Drittel der Gebiete (35 Prozent), die über ein Stadtteilbudget verfügen, steht eine jährliche Summe von 10 000 bis 25 000 Euro zur Verrügung. In über einem Fünftel der Gebiete übernimmt das Quartiermanagement die Entscheidung über den Einsatz des Budgets alleine, in etwa einem Viertel der Gebiete kooperiert es mit anderen Institutionen (Stadtteilkonferenz, Vergabejury, Verein usw.), d.h. die Mittel aus dem Fonds werden unter Beteiligung der Quartiersbevölkerung vergeben. Eigens gebildete Vergabejurys kommen in mehr als einem weiteren Viertel der Projektgebiete zum Einsatz (24,8 Prozent), in über 16 Prozent der Gebiete sind sie sogar alleine für die Mittelvergabe zuständig. Das bedeutet, dass trotz der in zahlreichen Zwischenevaluierungen betonten Bedeutung eigener Stadtteilbudgets für die Entwicklung der Quartiere deren Umsetzung nur sehr schwerfällig erfolgt und in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der Programmgebiete, die über ein eigenständiges Budget verfügen, nur geringfügig angestiegen ist. Zudem werden die möglichen Aktivierungspotenziale aufgrund der vergleichsweise geringeren Beteiligung der Quartiersbevölkerung an der Vergabe der Verfügungsfonds bisher nur unzureichend genutzt. Mit Ausnahme der Stadtstaaten Berlin und Hamburg sowie von Mecklenburg-Vorpommern sind hinsichtlich der Verankerung eines Verfügungsfonds oder Stadtteilbudgets weiterhin erhebliche Defizite festzustellen.

Die hohen Erwartungen an das Handlungsfeld "Aktivierung und Beteiligung" werden hinsichtlich der Einbeziehung der Bevölkerung in weiten Teilen erfüllt. Eine Herausforderung bleiben nach Einschätzung der Befragten weiterhin die Ansprache und Beteiligung nur schwer erreichbarer Bevölkerungsgruppen (Aussiedlerinnen und Aussiedler, Arbeitslose, Angehörige fremder Ethnien, Alleinerziehende) sowie von Geschäftsleuten.

Kinder, Multiplikatoren, Jugendliche beiderlei Geschlechts sowie Hauseigentümerinnen und -eigentümer sind die Gruppen, die laut Einschätzung der Befragten mit den jeweils gewählten Aktivierungs- und Beteiligungsformen sehr gut oder gut erreicht werden. Schlecht ereicht werden im Unterschied dazu Geschäftsleute, Angehörige fremder Ethnien, Aussiedlerinnen und Aussiedler sowie Alleinerziehende. Eine intensivere Aktivierung und Beteiligung von diesen bisher nicht oder nur schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen wird von den Teilnehmenden der Gesprächrunden jedoch als prinzipiell möglich erachtet.

Quartiersbezogene Printmedien stellen die meist verbreiteten und meist geschätzten Medien der öffentlichkeitsarbeit dar.

In über 90 Prozent der Programmgebiete erfolgt die öffentlichkeitsarbeit durch die lokale (Stadtteil-)Presse, gefolgt von anderen stadtteilbezogenen Printmedien in 85,7 Prozent der Gebiete sowie Plakaten und Aushängen in 83,4 Prozent der Programmgebiete. Die besondere Rolle der stadtteilbezogenen Printmedien findet sich in ihrer Bewertung wieder. Beinahe drei Viertel der Programmgebiete führen die lokale (Stadtteil-)Presse unter den drei wichtigsten Medien an, die Hälfte der Programmgebiete nennt als wichtiges Element der öffentlichkeitsarbeit Stadtteilzeitungen, knapp die Hälfte führt stadtteilbezogene Printmedien an. Allen anderen Formen der öffentlichkeitsarbeit wird eine im Vergleich geringere Bedeutung zugesprochen. Deutlich zugenommen hat im Vergleich zu 2002 die Internetpräsenz der Quartiere.

Die Wirkungen der öffentlichkeitsarbeit auf das Innen- und Außenimage, auf die Identifikation mit dem Gebiet sowie auf die Presseberichterstattung werden überwiegend positiv eingeschätzt.

Für das Innenimage, die Identifikation mit den Quartieren und die Presseberichterstattung über die Gebiete stellen jeweils etwa zwei Drittel der Befragten Verbesserungen oder sogar starke Verbesserungen fest. Dabei wird der Einfluss der öffentlichkeitsarbeit auf die Presseberichterstattung am positivsten eingeschätzt. Diese Ergebnisse stimmen weitgehend mit denen von 2002 überein. Deutliche Veränderungen zeichnen sich aber bei der Bewertung der Wirkungen auf das Außenimage ab. Beurteilten 2002 erst gut 40 Prozent diese Auswirkungen als "verbessert" oder "stark verbessert", so stieg dieser Prozentsatz 2005/06 auf knapp 65 Prozent.

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Im Auftrag des BMVBS vertreten durch das BBR. Zuletzt geändert am 09.05.2007