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soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"
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Lokaler Bildungsverbund Tiergarten LBV - Ein Bildungsnetzwerk in Berlin

Jörg Schulenburg,
Ansprechpartner des Bildungsnetzwerks Lokaler Bildungsverbund Tiergarten (LBV), Berlin

Zunächst einige Anmerkungen zur Person: Ich bin jetzt seit fünf Jahren im Quartiersmanagement tätig, drei davon als Projektleiter im Bereich Bildung. Der LBV ist ein Projekt, das über das Programm Soziale Stadt gefördert wird. Es handelt sich dabei um ein Anschubprojekt, das dazu dienen soll, eine nachhaltig von den Bildungseinrichtungen des Stadtteils getragene Struktur zu schaffen. Ich werde mich möglichst kurz fassen, obwohl es ein sehr komplexes Thema ist, über das ich länger sprechen könnte. Der Schwerpunkt meines Vortrags liegt darauf, Ihnen einen Eindruck von den Strukturen des Projektes zu vermitteln.

Damit Sie einen Eindruck vom Räumlichen kriegen, nur ein kurzer Blick auf die Karte des Gebietes. Das Quartiersmanagementgebiet hat rund 9 000 Einwohner und hat die üblichen Probleme, die soziale Brennpunktgebiete aufweisen, Stichworte Migrantenproblematik, hoher Anteil an Sozialtransferempfängern. Das Gebiet hat allerdings zwei Potenziale. Das erste Potenzial ist die relativ zentrale Lage, zentral zur City-Ost, zur City-West und zum Botschaftsviertel, was interessant ist für die Klientel der Bildungseinrichtungen.

Das zweite Potenzial ist die große Dichte an Bildungseinrichtungen in diesem kleinen Gebiet. Es sind mittlerweile insgesamt 13 Einrichtungen, die am Netzwerk beteiligt sind. Das Spektrum reicht von der Kindertagesstätte bis zur Volkshochschule. Die Probleme im Bildungsbereich und die Verbindungen zum Programm Soziale Stadt sind, meine ich, hinreichend beleuchtet worden. Deswegen komme ich gleich zum Ansatz. Dieser besteht darin, den Bereich Bildung, das Handlungsfeld Bildung zu einem zentralen Handlungsfeld der Entwicklungsarbeit des Quartiersmanagements zu machen.

Wir gehen dabei von zwei Überlegungen aus. Erstens: Das Handlungsfeld Bildung ist ein Schlüsselfaktor im Hinblick auf die Zusammenschau verschiedener Problem- und Handlungsfelder. Es ist geeignet, verschiedene miteinander verknüpfte Problemlagen anzugehen. Zweitens: Das Bildungsangebot stellt einen Standortfaktor dar. Aufgabe des Programms Soziale Stadt ist es, solche Stadtteile zu stabilisieren, attraktiver zu machen, insbesondere auch im Hinblick auf junge Familien mit Kindern und bildungsnahe Schichten, die in der Vergangenheit abgewandert sind.

Diese Grundlagen haben in einem langfristigen Prozess zu einem Leitbild geführt, nämlich dem des integrierten Bildungsstandorts. Damit sind verschiedene Überlegungen verknüpft. Ich will diese einfach nennen. Erstens handelt es sich um eine einrichtungsübergreifende Herangehensweise. Wir versuchen nicht nur die einzelnen Einrichtungen zu stärken, sondern wollen das Bildungsangebot des Stadtteils übergreifend als eine zusammenhängende Kette von Bildungssituationen und Bildungsorten verstehen. Das wäre im Grunde auch schon gleich der zweite Punkt: ein umfassendes Verständnis von Bildung. Drittens: Wir wollen nicht nur Angebote für Problemgruppen schaffen - Stichwort Sprachförderung -, sondern eben auch Angebote für bildungsnahe Schichten entwickeln.

Die Umsetzung dieses Leitbildes wurde in vier Punkten zusammengeführt: Zusammenarbeit der Bildungseinrichtungen, Entwicklung gemeinsamer Lösungsansätze, verbesserte Einbettung von Einrichtungen in den Stadtteil in Abstimmung mit anderen Bereichen, etwa der Jugendarbeit, und die Orientierung an den Bildungsinteressen und -bedarfen der Bewohnerschaft des Stadtteils. Das hat dazu geführt, dass wir die wesentlichen Bildungseinrichtungen des Stadtteils zusammenführen konnten. Begonnen wurde mit einem Kita-Arbeitskreis, der dann, vor dem Hintergrund der einrichtungsübergreifenden Problemlagen, sukzessive zu einem stadtteilbezogenen Netzwerk aller Bildungseinrichtungen erweitert wurde.

Wer ist im Bildungsverbund nun konkret vertreten? Es fängt an beim Französischen Gymnasium, das mit seinem sehr speziellen Profil ein Einzelfall in Berlin ist. Es geht weiter mit den beiden Grundschulen. Weiterhin sind vertreten vier Kitas, die Volkshochschule Mitte und eine besondere Einrichtung, das Lernhaus. Dieses wurde zusammen mit der Volkshochschule und dem Quartiersmanagement ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine Einrichtung, die ein umfangreiches Sprachangebot der Volkshochschule beherbergt und Räume, Infrastruktur und Dienstleistung für verschiedene freizeitbezogene Lernangebote bietet. Die Stadtteilbibliothek nimmt mittlerweile für die Einrichtungen eine zentrale Dienstleistungsfunktion wahr, indem beispielsweise Projektwochen durch das spezielle Zur-Verfügung-Stellen von Medien unterstützt werden.

In diesem Zusammenhang ist auch die Frage relevant: Wie erhält man solche Einrichtungen? Es wurde lange Zeit diskutiert, ob diese Bibliothek geschlossen werden soll. Wir haben es durch die spezielle Einbettung in das Netzwerk, durch Entwicklung von neuen Funktionen geschafft, die Stadtteilbibliothek für den Stadtteil zu sichern. Es wurde eine Bestandsgarantie von zehn Jahren erreicht. Vertreten ist auch das Quartiersmanagement, das mit Projektmitteln die Entwicklungsarbeit im Bildungsbereich unterstützt.

Nun zu den Aufgaben, die sich das Netzwerk gesetzt hat: Erstens: Ganz wichtig ist die Analyse des Bedarfs hinsichtlich der Bündelung von Ressourcen, der Bündelung von Handlungsmöglichkeiten. Nicht alles, was wünschbar ist, ist mit den Möglichkeiten vor Ort auch umsetzbar. Zweitens müssen daraus Projekte und Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden. Die einrichtungsübergreifende Zusammenarbeit ist in diesem Zusammenhang wichtig. Ein weiterer ganz wichtiger Punkt betrifft die fachübergreifende Kooperation mit den entsprechenden Fachbehörden, dem Bezirk, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport und natürlich mit dem Auftraggeber, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Als letzten Punkt möchte ich die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit ansprechen. Wir haben ein Öffentlichkeitsarbeitskonzept entwickelt, in dem wir uns auch darüber Gedanken gemacht haben, welche Zielgruppen angesprochen werden müssen und wie man das macht.

Noch etwas zu den Strukturen und Arbeitsweisen: Es gibt im Grunde drei Ebenen. Erstens eine regelmäßige große Runde, in der alle Einrichtungsleiter sitzen. Dort wird das Strategische besprochen. Zweitens gibt es die Arbeitsgruppen, die sich projektbezogen und themenbezogen zusammenfinden und die konkrete Arbeit machen. Die dritte Ebene ist die Geschäftsstelle, das heißt: administrative Abwicklung die Hälfte der Arbeitszeit, Projektabwicklung, Fördermittelmanagement usw. Regelwerke gibt es viele: sie kommen von Bund, Land, Kommune, EU, und alle mit höchst eigenem Einschlag. Zu meinen Aufgaben gehört überdies, die Entscheidungsvorbereitung, -abwägung und Ähnliches im Netzwerk vorzunehmen und schon im Vorfeld zu planen, was an Themen vorgeschlagen werden kann, was Relevanz entfalten könnte, also eine Art Frühwarnsystem aufzubauen.

Eine Bemerkung zu den Perspektiven: Es gilt, die Entwicklung des integrierten Bildungsstandortes weiter voranzutreiben und eine wissenschaftliche Begleitung einzurichten, ein wesentlicher Punkt, der nicht ganz einfach zu realisieren ist. Der Ansatz dabei ist, die Erfahrung, die wir bisher in diesem Entwicklungsprozess über drei Jahre gewonnen haben, an andere Einrichtungen, an andere ähnliche Träger weiterzugeben und umgekehrt auch ein Stück weit für uns Entwicklungshilfe und Rückkoppelung zu bekommen, gestützt durch entsprechenden Fachverstand.

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