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Beispiel: Südstadtladen - Integration im Stadtteil
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Im Jahr 1982 wurde der Südstadtladen gegründet. Er ist Teil eines Kulturladen-Netzwerks, das im Rahmen der engagierten kommunalen Ausländerpolitik und einer bundesweit wegweisenden interkulturell orientierten Kulturpolitik ("Kultur als Gesellschaftspolitik", "Kultur für alle", "Kultur von allen") in Nürnberger Sanierungsgebieten eingerichtet worden ist. Gemeinsam mit dem Kulturtreff Bleiweiß ist der Südstadtladen für einen Stadtteil mit rund 68 000 Einwohnern zuständig, von denen rund 30 Prozent einen Migrationshintergrund haben. Die Einrichtung organisiert kulturelle Veranstaltungen, stellt Räumlichkeiten für verschiedene Stadtteilgruppen zur Verfügung (Eltern-Kind-Gruppen, Single-Treff, Fahrrad-Treff, verschiedene Kreativitätsgruppen, Tanzgruppen, Singkreise, Nähzirkel, Spiel-Treff) und bietet diverse Kurse an (Sprach- und Alphabetisierungskurse, alltagsbezogene Hilfe zur Selbsthilfe, Gymnastik- und Gesundheitsangebote). Die gemeinsam mit dem Kulturtreff Bleiweiß organisierten muttersprachlichen Seminare kommen dem vielfach geäußerten Wunsch entgegen, sich gemeinsam mit anderen Landsleuten aus dem Stadtteil in einem geschützten Rahmen mit einem bestimmten Thema auseinander setzen zu können. Waren es in den ersten Jahren vor allem Frauen, die an solchen Seminaren teilnahmen, kommen inzwischen zunehmend auch Männer oder ganze Familien dazu. Das Angebot einer Kleinkindbetreuung während der Seminare ermöglicht vielen Familien die Teilnahme. Die Themenpalette umfasste bisher unter anderem "Leben zwischen zwei Kulturen", "Mit deutschem Pass trotzdem türkisch bleiben?", "Gewalt in der Familie" oder "Gesundheit - Krankheit". Die Möglichkeit, sich in der eigenen Muttersprache austauschen zu können, ist für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer von großer Bedeutung, zumal sie hier ohne das Problem der Sprachbarriere häufig erstmals von individuellen Problemlösungsmöglichkeiten oder unterstützenden Institutionen in Nürnberg erfahren. Andere Angebote richten sich an die gesamte Quartiersbevölkerung. Dazu gehören das jeden Sommer vom Südstadtladen organisierte "Südstadtfest" mit rund 50 000 Besucherinnen und Besuchern (internationale Spezialitäten, multikulturelles Bühnenprogramm, Informationsstände, Kreativangebote für Kinder und Jugendliche), das in den Osterferien von Schulkindern aus der Südstadt ausgerichtete "Zirkuswochenende", das ebenfalls jährlich stattfindende Festival "Auf in den Süden" mit verschiedensten kulturellen Veranstaltungen (Stadtteilführungen, Ausstellungen, Kneipe- und Tanzfestival) sowie der monatliche "Steinbühler Trödelmarkt". Darüber hinaus engagiert sich der Südstadtladen in der Bürgerbeteiligung mit regelmäßigen Diskussionsveranstaltungen zu Fragen der Stadterneuerung im Quartier und bietet auch eigene aktivierende Teilhabemöglichkeiten an; so wurde beispielsweise der Blockinnenhof gemeinsam mit Anwohnerinnen und Anwohnern neu gestaltet.
Durch ihre Lage vor Ort und ihre langjährige Verwurzelung in den Stadtteilen sind die Nürnberger Kulturläden eng mit dem Lebensumfeld, den Bedürfnissen und den Wünschen der Quartiersbevölkerung vertraut. Um möglichst viele Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen, sind die Angebote dieser Einrichtungen niedrigschwellig und für die Nutzenden leicht erreichbar. Die zum Teil muttersprachlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jederzeit ansprechbar (tägliche Öffnungszeiten ab 9 Uhr). Der Südstadtladen leistet mit seinen vielfältigen Angeboten einen wichtigen Beitrag zur Integration von Bevölkerungsteilen mit Migrationshintergrund. Insbesondere Kurse und Seminare zur Sprachförderung und Hilfe zur Selbsthilfe befähigen Migrantinnen und Migranten für ihr Alltagsleben in Deutschland. Darüber hinaus wird durch die Funktion des Südstadtladens als zentrale, "niedrigschwellige" Anlaufstelle für die gesamte Quartiersbevölkerung ein hoher Grad an Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten erreicht, was wiederum einen Beitrag zum Aufbau langfristig selbsttragender Strukturen leistet.
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