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Beispiel: Integrative Sanierung Wohnen, Arbeit und Teilhabe/SelbsthilfeTrier - Trier-Nord, Rheinland-Pfalz |
Im Jahr 1991 gründeten engagierte Bewohnerinnen und Bewohner sowie Sozialarbeiter aus dem Umfeld des Bürgerhauses Trier-Nord die Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg (WOGEBE) als Reaktion darauf, dass in Trier ansässige Wohnungsunternehmen kein überzeugendes Sanierungskonzept für marode Wohnanlagen in Trier-Nord vorlegen konnten. Außerdem sollte mit der Genossenschaftsgründung Immobilienspekulation vorgebeugt werden. Die Genossenschaft hat sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, die Wohnverhältnisse und Wohnumfeldsituation zu verbessern, sondern entsprechende Maßnahmen mit der Integration erwerbsloser Quartiersbevölkerung in den Arbeitsmarkt zu verknüpfen. Das Konzept der "Integrativen Sanierung" beruht dabei auf den drei Säulen Wohnen, Arbeit sowie Teilhabe/Selbsthilfe, die in jedem Projekt der Genossenschaft konsequent miteinander verbunden werden. Die Startphase bildete der Kauf dreier vom Bund angebotener sanierungsbedürftiger Häuser - allerdings unter der Bedingung, dass sich Land und Kommune im Sinne einer Public Private Partnership weiterhin um Problemlösungen für die insgesamt rund 300 überwiegend benachteiligten Bewohnerinnen und Bewohner engagierten. Bei Gründung des Projekts wurden in diesem Zusammenhang folgende übergeordnete Ziele formuliert:
Letzteres gestaltete sich zunächst schwierig, weil beispielsweise Handwerksfirmen kaum bereit waren, für Sanierungsmaßnahmen an Häusern der WOGEBE Arbeitslose aus dem Stadtteil zu beschäftigen oder Praktikumsplätze für Stadtteilbewohner in Qualifizierungsmaßnahmen bereit zu stellen. Daher gründete die WOGEBE unter anderem eine eigene Handwerksfirma als Tochterunternehmen ("Haus-Verwaltungs- und Sanierungs-GmbH [HVS GmbH]"), die anfänglich die Hausverwaltung der Genossenschaft übernahm und sich außerdem auf Trockenausbau spezialisiert hatte. Grundlage der Zusammenarbeit von WOGEBE und HVS sind fünf Bedingungen:
Mittlerweile ist die HVS ein konkurrenzfähiges und erfolgreiches Handwerksverbundsystem mit fünf eingetragenen Meisterbetrieben und eigenem Baumanagement. Auf diese Weise konnten Langzeitarbeitslose aus dem Quartier in feste Arbeitsverhältnisse übernommen und bisher rund 70 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Entsprechend dem Bedarf im Gebiet werden von der WOGEBE in Kooperation mit dem Bürgerhaus Trier-Nord und der Stadt Trier derzeit folgende Maßnahmen umgesetzt:
Geplant sind:
In der Genossenschaft werden Bewohnerinnen und Bewohner zu Teilhaberinnen und Teilhabern. Viele identifizieren sich dadurch stärker als bisher mit ihrer Wohnung und ihrem Wohnumfeld. Das tatkräftige Anpacken im Rahmen von Selbsthilfe ("Muskelhypothek") sowie die Mitarbeit in Bewohnerräten sind weitere Identifikationsfaktoren, die Hemmschwelle für Vandalismus steigt. Pädagogische Arbeit mit Bewohnerinnen und Bewohnern unterstützt den Beteiligungs- und Integrationsprozess. Als Ergebnis kontinuierlicher Projekterweiterung umfasst der Wohnungsbestand heute rund 500 Wohneinheiten in 93 ehemals bundeseigenen Gebäuden und ehemaligen städtischen Wohnungen sowie im Rahmen der Konversion umgewandelter und verkaufter Wohnungen von Angehörigen des französischen Militärs.
Das Mehrzielprojekt "Integrative Sanierung - Wohnen, Arbeit und Teilhabe/Selbsthilfe" in Trier-Nord umfasst die Elemente Wohnraumsicherung und -verbesserung, Qualifizierung, Beschäftigung und Befähigung/Hilfe zur Selbsthilfe. Der Genossenschaftsgedanke sowie die flankierende stadtteilbezogene Sozial- und Kulturarbeit des Bürgerhauses Trier-Nord unterstützen und fördern Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner. Beides befördert ein hohes Identifikationspotenzial mit der eigenen Wohnung, dem Wohnumfeld und damit letztlich dem Gebiet. Der innovative Gehalt des Projekts besteht in der Verknüpfung von Sanierungsmaßnahmen mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze im Rahmen von Ausgründungen der Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg. Dabei sind nicht nur die arbeitsmarktwirksamen Effekte des am freien Markt zunehmend konkurrenzfähigen Tochterunternehmens HVS GmbH von Bedeutung, sondern auch dessen Beitrag zum Aufbau Lokaler Ökonomie, also langfristig selbsttragender Strukturen durch nachhaltiges Wirtschaften im lokalen und regionalen Bezug. Eine dauerhafte (finanzielle) Sicherung ist sowohl durch die Genossenschaftsstruktur als auch die erfolgreiche Platzierung des Tochterunternehmens am Markt gewährleistet.
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