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Das breite Spektrum der Probleme und Potenziale, auf deren Basis die Programmgebiete der Sozialen Stadt ausgewählt und abgegrenzt worden sind, spiegelt sich in den inhaltlichen Handlungsfeldern von Maßnahmen und Projekten:
Dieser Katalog war auch Grundlage für die Dokumentation von Projekten und Maßnahmen in der Internet-Projektdatenbank. Die einzelnen inhaltlichen Handlungsfelder und die kommunalen Strategien zur Zielerreichung werden jeweils vor der Darstellung der entsprechenden Good-Practice-Beispiele kurz erläutert.
Unabhängig von einer konkreten Zuordnung zu einem bestimmten Handlungsfeld können folgende allgemein gültige Good-Practice-Kriterien für gute Maßnahmen- und Projektbeispiele zur Erreichung der inhaltlichen Programmziele genannt werden:
Einbindung in das Integrierte Handlungskonzept
Die Einbindung einer Maßnahme oder eines Projektes in das Integrierte Handlungskonzept gewährleistet, dass sie oder es Teil eines umfassenden Zielsystems ist und damit keine isolierte Einzelmaßnahme bleibt. Beispiele sind dann gut, wenn sie in ein politisch abgesichertes Integriertes Handlungskonzept eingebettet sind.
Das Erreichen der inhaltlichen Programmziele erfordert oftmals die Überschreitung bisheriger Vorgehens- und Verfahrensstandards. Dazu gehören unter anderem die Verknüpfung bisher getrennt voneinander betrachteter sektoraler Ansätze (zum Beispiel aus dem baulichen und dem sozialen Bereich) oder die Integration neuer Aspekte in gewohnte Arbeitsansätze. Gute Beispiele zeichnen sich also durch ein besonderes Maß an Kreativität und Experimentierfreude aus, allerdings sollte ihr "innovativer Gehalt" problemadäquat, zielführend und damit inhaltlich begründbar sein.
Der gesamte Ansatz des Programms "Soziale Stadt" ist ein integrativer, unter dem alle für einen Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf als erforderlich geachteten Projekte und Maßnahmen aus den unterschiedlichsten Handlungsfeldern zusammenfasst werden. Gute Beispiele sind daher sowohl so genannte "Mehrzielprojekte", die sich durch eine Überlagerung von mindestens zwei verschiedenen Handlungsfeldern und dadurch eine fachübergreifende Umsetzung auszeichnen, als auch solche, durch die unterschiedliche Zielgruppen erreicht und zusammengebracht werden (generationenübergreifend, interkulturell).
Impulswirkung für die Stadtteilentwicklung
Das Label "good" kann aber auch vergeben werden, wenn ein einzelnes Projekt in einem bestimmten Handlungsfeld eine hohe Impulswirkung auf ein oder mehrere andere Handlungsfelder hat (Anstoßwirkungen im Sinne von "Leuchtturmprojekten" für die gesamte Stadtteilentwicklung).
Beitrag zum Aufbau langfristig selbst tragender Strukturen
Das Oberziel des Programms lautet, Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf wieder zu langfristig selbst tragenden und funktionierenden Gemeinwesen zu entwickeln. Gute Maßnahmen und Projekte sollten daher einen Beitrag zur Stärkung lokaler (Organisations-)Strukturen leisten - beispielsweise im Bereich Wirtschaft und Beschäftigung -sowie das kontinuierliche Engagement lokaler Akteure wecken und im Hinblick auf Langfristigkeit unterstützen. Konkret bedeutet Good Practice hier unter anderem die Unterstützung und Stabilisierung bürgerschaftlichen Engagements und von Selbsthilfestrukturen sowie den Aufbau ehrenamtlicher Strukturen.
Ein wesentlicher Beitrag zum Aufbau langfristig selbst tragender Strukturen ist die dauerhafte Anlage von Projekten, die wesentlich von einer langfristigen finanziellen Absicherung und damit auch von personellen Ressourcen abhängt. In diesen Fällen zeichnen sich gute Beispiele durch eine adäquate Laufzeit aus. In diesem Zusammenhang heißt Good Practice auch die Erschließung vergleichsweise neuer Finanzierungsquellen - beispielsweise von Sponsorengeldern - oder die Erwirtschaftung von Eigenmitteln, um eine finanzielle Absicherung auch jenseits öffentlicher Förderungen zu gewährleisten.
Es ist bereits die Grundidee Integrierter Handlungskonzepte, dass sie als offene Rahmenplanung im Laufe des Stadtteilentwicklungsprozesses insbesondere von lokalen Akteuren mit großer Eigeninitiative ausgefüllt, verändert und umgesetzt werden (1). Gute Beispiele für Maßnahmen und Projekte in den einzelnen inhaltlichen Handlungsfeldern zeichnen sich dadurch aus, dass sie von der Idee bis zur Umsetzung weitestgehend von lokalen Akteuren selbst gestaltet werden oder dass Anstöße von außen - beispielsweise durch das Quartiermanagement - Eigeninitiative wecken und stabilisieren (z.B. im Rahmen von "Mitmachprojekten").
Hoher Grad an Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten
Je mehr lokale und lokal wirksame Akteure die Gelegenheit erhalten, sich in vielfältigen Formen und zu unterschiedlichen Anlässen zu beteiligen, desto größer sind die Chancen, dass tatsächlich selbst tragende (Gemeinwesen-)Strukturen in den betroffenen Stadtteilen aufgebaut werden können. Voraussetzungen hierfür sind umfangreiche Aktivierungsmaßnahmen und Beteiligungsangebote: Good Practice bedeutet, die umfassende Teilhabe lokaler Akteure zu ermöglichen und zu fördern - beispielsweise im Rahmen von Mitmachaktionen -, aber auch die frühzeitige Einbindung in die Planung von Projekten und Maßnahmen sowie die weitgehende Einbeziehung bei deren Umsetzung sicherzustellen. Good Practice heißt hier auch die Möglichkeit, lediglich bei Teilschritten mitwirken zu können, ohne dass eine Beteiligungsverpflichtung über einen langen Zeitraum innerhalb einer vergleichsweise komplexen Struktur entsteht. Schließlich sind Stadtteil- oder Quartiersgremien dann gute Beispiele, wenn den Teilnehmerinnen und Teilnehmern weit reichende Entscheidungs- und materielle Gestaltungsspielräume (Verfügungsfonds) zugestanden werden.
Ein Programmziel unter dem Aspekt "Bürgermitwirkung, Stadtteilleben" (2) lautet "Aktivierung örtlicher Potenziale, Hilfe zur Selbsthilfe". Dazu gehören die Befähigung zur selbstverantwortlichen Lebensgestaltung und die soziale Einbettung in (örtliche) Gemeinschaften ebenso wie die (Wieder-)Eingliederung benachteiligter Personen in den Arbeitsmarkt.
Gute Beispiele zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit einem großen Maß inhaltlicher Zielorientierung direkt bei den Betroffenen ansetzen: Dies umfasst beispielsweise Angebote zur Gesundheitsförderung oder zur Vermittlung sozialer Kompetenzen wie Kommunikations- und Sprachfähigkeit. Good Practice bedeutet die Vermittlung von Unterstützungsangeboten oder zumindest die Information über Angebote sozialer Infrastruktur (unter anderem Beratungsstellen). Gute Beispiele im Bereich Qualifizierung finden sich vor allem dort, wo sie mit konkreten Perspektiven für eine Einbindung in den ersten Arbeitsmarkt einhergehen.
Hohes Identifikationspotenzial (mit dem Gebiet)
Gute Beispiele in diesem Bereich sind Projekte und Maßnahmen, die zur Verbesserung und Stabilisierung der Lebens- und Wohnverhältnisse vor Ort effektiv beitragen oder das Zugehörigkeits- und Sicherheitsgefühl im Quartier fühlbar stärken. Dies trägt zur Identifikation der lokalen Wohnbevölkerung mit ihrem Quartier bei und steht in enger Wechselwirkung mit der Entwicklung eines positiven Gebietsimages.
Offensive Öffentlichkeitsarbeit
Die positive Veränderung eines Gebietsimages nach innen - also in der Wahrnehmung der Vor-Ort-Akteure, insbesondere der Quartiersbevölkerung - und nach außen braucht wiederum Unterstützung durch eine offensive Öffentlichkeitsarbeit. Diese ist dann ein gutes Beispiel, wenn sie - auch unter Herausstellung bestimmter Themen - dazu beiträgt, das Problembewusstsein und Engagement möglichst vieler Menschen zu befördern, und wenn sie dadurch aktivierend wirkt.
Kooperation unterschiedlicher Akteure
Der integrative Programmansatz und die Betonung von Beteiligung und Aktivierung lokal relevanter Akteure weisen auf die Bedeutung von Vernetzung und Kooperation in den betroffenen Quartieren hin. Entsprechend zeichnen sich gute Beispiele für Organisation, Management, Maßnahmen und Projekte durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher, teilweise auch konkurrierender (professioneller) Akteure, die Kooperation von professionellen mit nichtprofessionellen Akteuren, das Zusammenspiel von Politik, Verwaltung, Trägern, Gewerbetreibenden und Privatpersonen aus. Good Practice meint hier den Aufbau handlungsfähiger Netzwerke und die Einbeziehung von Multiplikatoren in die Gremien- und Projektarbeit.
(1) Vgl. Verwaltungsvereinbarung über die Gewährung von Finanzhilfen des Bundes an die Länder nach Artikel 104 a Absatz 4 des Grundgesetzes zur Förderung städtebaulicher Maßnahmen (VV-Städtebauförderung 2002) vom 19. Dezember 2001/9. April 2002, Art. 2, Abs. 6.
(2) Hierzu und im Folgenden: ARGEBAU, Leitfaden zur Ausgestaltung der Gemeinschaftsinitiative "Soziale Stadt", zweite Fassung, Stand 1.2.2000, S. 4 f.
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Quelle: Deutsches Institut für Urbanistik: Good Practice in Altbau- und gemischten Quartieren. Eine Analyse im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt", Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt Bd. 10, Berlin, 2003 |