2.3 Good-Practice-Analyse - Elemente, Projekte und Maßnahmen
Weiterer wesentlicher Bestandteil der Programmbegleitung ist die Good-Practice- Analyse. Bewusst wird hierbei nicht auf Best Practice abgehoben, weil dies eine (unnötige) Ausgrenzung vieler "lediglich" guter Beispiele bedeuten würde, bei denen Kriterien einer erfolgreichen Realisierung von Programmzielen gleichwohl in besonderem Maße erfüllt sind. Außerdem ist die Situation in den Programmgebieten der Sozialen Stadt hinsichtlich Problemlagen, Potenzialen, Ressourcen, Entwicklungszielen und Maßnahmenkonzepten so hochkomplex und auch so unterschiedlich, dass Good Practice in einem Gebiet möglicherweise die Qualität von Best Practice in einem anderen hätte und eine einheitliche gebietsübergreifende Bewertung als wenig sinnvoll erscheint.
Die Good-Practice-Analyse beschränkt sich aus arbeitspragmatischen Gründen auf die kommunale Ebene. Die in vielen Ländern institutionalisierten neuen Management- und Organisationsformen, mit denen die Umsetzung des Programms Soziale Stadt in den Kommunen unterstützt wird und zu denen beispielsweise aussagekräftige Landesrichtlinien zur Umsetzung des Programms Soziale Stadt, interministerielle Arbeitsgruppen zur Harmonisierung von Förderungsprogrammen und Vergabekriterien, "Förderfibeln" sowie Plattformen zum landesweiten Erfahrungsaustausch zum Programm Soziale Stadt gehören, sind daher nicht Gegenstand der Analyse.
Die Untersuchungen zu Good Practice wurden vom Difu arbeitsteilig mit der Wirtschaftsforschungs- und Beratungsgesellschaft empirica durchgeführt (1) . Während sich die Untersuchung von empirica auf Neubaugebiete bezog, untersuchte das Difu Good-Practice-Beispiele in Altbaugebieten und gemischten Quartieren. Die Basis für die Ausweisung der guten Beispiele bildet für beide Analysen die Soziale- Stadt-Projektdatenbank im Internet.
Die Bewertungskriterien für das Label "Good" wurden vor allem aus den Zielen des Programms Soziale Stadt abgeleitet, wie sie besonders im Leitfaden der ARGEBAU formuliert wurden. Die Good-Practice-Analyse des Difu bezieht sich zum einen auf das strategische Handlungsinstrumentarium und zum anderen auf Projekte und Maßnahmen in den inhaltlichen Handlungsfeldern der integrierten Stadtteilentwicklung (2) .
Zu den strategischen Handlungsinstrumenten, für die im Rahmen der Programmumsetzung Soziale Stadt bereits umfassendere Erfahrungen gewonnen wurden, gehören Integrierte Handlungskonzepte, Quartiermanagement sowie Aktivierung und Beteiligung (3) . Folgende Kriterien wurden bei der Good-Practice-Untersuchung zu den strategischen Instrumenten berücksichtigt:
für das Integrierte Handlungskonzept die Einbindung des gebietsbezogenen Konzepts in gesamtstädtische Entwicklungsstrategien, die Verknüpfung mehrerer inhaltlicher Handlungsfelder, der fachübergreifend abgestimmte gebietsbezogene Mitteleinsatz, Zeitmanagement und Prioritätensetzung als Bestandteile des Konzepts, Beteiligung lokaler und lokal engagierter Akteure, politische Rückendeckung, Evaluierung und Fortschreibung;
für Quartiermanagement die Einbindung aller für die Programmumsetzung relevanten kommunalen Steuerungs- und Handlungsebenen, geklärte Zuständigkeiten, funktionierendes Zusammenwirken der Steuerungs- und Handlungsebenen, personelle und zeitliche Kontinuität, Verlagerung von Handlungs- und Entscheidungskompetenzen in den Stadtteil, politische Rückendeckung;
für Aktivierung und Beteiligung die Orientierung an der spezifischen Situation der Quartiersbevölkerung, aktives Organisieren der Interessen vor Ort durch aufsuchende Arbeit, "Niedrigschwelligkeit" von Beteiligungsangeboten, Einsatz eines Verfügungsfonds, Klarheit über Prozessverläufe und Entscheidungsbefugnisse, Integration bereits bestehender Initiativen und Organisationen, Vor-Ort- Präsenz von Quartiermanagement, politische Rückendeckung.
Bei der Untersuchung von Maßnahmen und Projekten, die den inhaltlichen Handlungsfeldern der Sozialen Stadt zuzurechnen sind, wurden - unabhängig von der konkreten Zuordnung zu einem oder mehreren Handlungsfeldern - folgende Good- Practice-Kriterien herangezogen:
Einbindung in das Integrierte Handlungskonzept (Maßnahmen und Projekte als Teil eines umfassenden Zielsystems);
innovativer Gehalt (Überschreitung bisheriger Vorgehens- und Verfahrensstandards oder die Integration neuer Aspekte in gewohnte Arbeitsansätze; kreative und experimentelle Ansätze);
integrativer Gehalt (Überlagerung von mehreren, mindestens aber von zwei verschiedene Lebensbereiche betreffenden Handlungsfeldern; fachübergreifende Umsetzung; Zusammenbringen unterschiedlicher Zielgruppen);
Impulswirkung für die Stadtteilentwicklung (Anstoßwirkung im Sinne von "Leuchtturm-" oder Schlüsselprojekten);
Beitrag zum Aufbau langfristig selbsttragender Strukturen (Stärkung der lokalen Wirtschafts- und Beschäftigungsstruktur; Stabilisierung und Aufbau zukunftsfähiger Organisationsstrukturen; Kontinuität des Engagements lokaler Akteure);
dauerhafte Sicherung (adäquate Laufzeiten von Maßnahmen und Projekten durch finanzielle und personelle Absicherung; Erschließung neuer Finanzierungsquellen);
hoher Grad an Eigeninitiative von lokalen Akteuren (Unterstützung von Vor-Ort- Ideen; Förderung von Eigeninitiative; Hilfe zur Selbsthilfe);
hoher Grad an Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten (Motivierung durch Dezentralisierung von Entscheidungs- und Zuständigkeitsstrukturen; Angebot von "Mitmach-Aktionen");
hohes Identifikationspotenzial bezogen auf das Gebiet (Verbesserung und Stabilisierung der Lebens- und Wohnverhältnisse; hohes Zugehörigkeits- und Sicherheitsgefühl);
offensive Öffentlichkeitsarbeit (Beförderung des Problembewusstseins und des Engagements innerhalb und außerhalb der Quartiere);
Kooperation unterschiedlicher Akteure (Aufbau handlungsfähiger Netzwerke; Einbeziehung von Multiplikatoren in die Gremien- und Projektarbeit).
(1) Die Ergebnisse der Good-Practice-Analyse wurden in der Reihe "Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt" veröffentlicht; vgl. dazu die exemplarische Darstellung von zwei Good-Practice- Beispielen im Anhang 4.
(2) Vgl. Tabelle 7 zu den Handlungsfeldern integrierter Stadtteilentwicklung in Kapitel 4.
(3) Eine Good-Practice-Untersuchung zu den Instrumenten Ressourcenbündelung sowie Evaluierung und Monitoring erscheint dagegen erst nach einer längeren Laufzeit der Programmumsetzung erfolgversprechend.
Quelle: Soziale Stadt - Strategien für die Soziale Stadt, Erfahrungen und Perspektiven – Umsetzung des Bund-Länder-Programms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt", Deutsches Institut für Urbanistik 2003