Schule und Bildung
Die Bildungschancen von Kindern aus sozial benachteiligten Familien sind erheblich eingeschränkt - dies haben nicht zuletzt die PISA-Ergebnisse offenbart. Dabei ist Bildung ein "umfassender Prozess der Entwicklung und Entfaltung derjenigen Fähigkeiten, die Menschen in die Lage versetzen, zu lernen, Leistungspotenziale zu entwickeln, zu handeln, Probleme zu lösen und Beziehungen zu gestalten" (1) . Junge Menschen in diesem Sinn zu bilden, ist nicht allein Aufgabe der Schule; erfolgreiche Lebensführung und soziale Integration bauen gleichermaßen auf Bildungsprozessen in der Familie, in Kindertageseinrichtungen, in Institutionen der Jugendarbeit und der beruflichen Bildung auf. Der Institution Schule kommt hierbei insbesondere in den Quartieren der Sozialen Stadt eine zentrale Bedeutung zu.
Vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderungen in benachteiligten Stadtteilen - keine angemessene Vorbereitung der Kinder auf die Anforderungen der Schule durch das Elternhaus, multiethnisch zusammengesetzte und mehrsprachige Klassen, hohe Fluktuation der Schülerschaft - begreifen sich viele Schulen in den Gebieten nicht nur als Wissensvermittler, sondern als Orte, an denen auch soziale und kommunikative Kompetenzen erlernt und umgesetzt werden. Durch verschiedene Strategien versuchen die Schulen, diesen neuen Ansprüchen gerecht zu werden:
- Als eine Schlüsselstrategie hat sich die Öffnung von Schulen herausgestellt. Schule öffnet sich dabei sowohl nach innen für neue Formen, Methoden und Inhalte des Unterrichts als auch nach außen zum Stadtteil, zur Lebenswelt im Umfeld der Schule und damit auch für die Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe, mit Betrieben, Verbänden und weiteren lokalen Akteuren im Gebiet.
- An vielen Schulen findet verstärkt Sprachförderung für Migrantenkinder statt, um den Zusammenhang zwischen nichtdeutscher Herkunft, Lernschwierigkeiten, niedrigen Schulabschlüssen und erschwertem Zugang zu Ausbildungs- und Arbeitsplätzen zu durchbrechen. Dabei zeigt sich allerdings, dass die Vermittlung von Sprachkompetenz allein in der Schule nicht ausreicht, sondern der Abbau von Sprachdefiziten bereits im Kindergarten und der Vorschule beginnen und durch Sprachförderung der Eltern unterstützt werden muss.
- Zunehmend engagieren sich Schulen in den Quartieren darüber hinaus für eine Verbesserung des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt. Gezielt werden die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen in den Vordergrund eines handlungs- und praxisorientierten Unterrichts gerückt und Vorgänge der Arbeitswelt intensiver in die Abläufe schulischen Lernens integriert. Neue und bereits bewährte Projekte im Bereich Berufsinformation, -orientierung und -ausbildung werden für Schülerinnen und Schüler nutzbar gemacht. Dabei kooperieren die Schulen zum Aufbau von lokalen Fördernetzwerken mit Betrieben im Stadtteil, Trägern der Jugendhilfe, dem Arbeitsamt, den Kammern, Ausbildungs- und Beschäftigungsträgern sowie den zuständigen Fachämtern.
(1) Bildung ist mehr als Schule. Leipziger Thesen zu den Voraussetzungen für eine bildungspolitische Wende, in: neue praxis, Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, H. 4 (2002), S. 317-320. 
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