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Beispiel: Interkulturelle FrauengruppenBerlin - Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Schöneberger Norden |
In der vorrangig von benachteiligten Personengruppen bewohnten Großwohnanlage "Pallasseum" in Berlin-Schöneberg gründeten Bewohnerinnen auf Initiative des Trägers AG SPAS e.V. im Jahr 1999 zwei nach Kulturkreisen getrennte Interkulturelle Frauengruppen: Die Frauengruppe "Wildgänse" richtet sich an Frauen des christlichen Kulturkreises (Deutsche, Jugoslawinnen, Aussiedlerinnen), die "AktivFrauenGruppe" an Frauen aus dem islamischen Kulturkreis (Türkinnen und Kurdinnen).
In beiden Gruppen treffen sich regelmäßig Bewohnerinnen des "Pallasseums", um sich auszutauschen, sich kennen zu lernen, zu entspannen und Kraft für den Alltag zu schöpfen. Sie kochen und essen gemeinsam, machen Handarbeiten, unterstützen sich gegenseitig in Notsituationen und unternehmen Ausflüge, um "ihre" Stadt zu entdecken. Anfängliche Bestrebungen, eine gemeinsame Frauengruppe zu bilden, erwiesen sich als wenig tragfähig, da erste Schritte zu einem gemeinsamen Austausch innerhalb des gleichen Kulturkreises offenbar leichter fallen als in gemischten Gruppen. Gemeinsam mit dem Mieterbeirat beteiligen sich die beiden Frauengruppen an Aktionen des Quartiermanagements zur Verbesserung der Wohn- und Lebenssituation in der Wohnanlage, was zur Stärkung nachbarschaftlicher Kontakte und zur Verständigung zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern beiträgt. So werden zur Verschönerung des Wohnumfelds Maßnahmen wie Pflanzaktionen und Balkonwettbewerbe durchgeführt; zahlreiche Feste und ein regelmäßig stattfindender Trödelmarkt tragen zu einem besseren Zusammenleben bei. Anfangs wurden die Frauengruppen noch durch das Beschäftigungsprojekt ZAG - "Zukunft aktiv gestalten" des Trägers AG SPAS e.V. und eine beim "VorOrtBüro" angestellte türkische Muttersprachlerin unterstützt. Beide Gruppen nutzten eine vom Vermieter kostenlos zur Verfügung gestellte, leer stehende Wohnung. Mittlerweile organisieren die Frauen ihre Zusammenkünfte und Aktivitäten weitgehend selbständig im Bewohnertreff "Kaffeeklatsch", an dessen Betreiberverein beide Gruppen in unterschiedlichem Maße beteiligt sind. Die kontinuierlichen und selbst organisierten Aktivitäten der Gruppen "Wildgänse" und "AktivFrauenGruppe" zeugen von einem hohen Grad an Eigeninitiative. Neben Freizeitaktivitäten gehört zum Spektrum der Gruppenangebote auch die gegenseitige Unterstützung in Alltags- und Notsituationen, was im Sinne von "Hilfe zur Selbsthilfe" zur Befähigung der Teilnehmerinnen beiträgt. Die bewusste Aneignung der Stadt, insbesondere aber des eigenen Quartiers, birgt ein hohes Identifikationspotenzial mit dem Gebiet. Das sich intensivierende und zunehmend von Unterstützungsstrukturen unabhängige Zusammenleben der Frauen ist ein Beitrag zum Aufbau langfristig selbsttragender Gemeinwesenstrukturen.
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