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Die Evaluation ist "unabdingbarer Bestandteil integrierter Handlungskonzepte", lautet ein Kernsatz im Leitfaden der ARGEBAU (Kapitel 7). Und weiter heißt es: "Empfohlen wird eine modellhafte, fachlich-operative wissenschaftliche Begleitung". Angesichts knapper öffentlicher Mittel gewinnen Bewertung und Begleitung des Fördermitteleinsatzes verstärkte Aufmerksamkeit; der Rechtfertigungszwang und damit die Forderung nach Evaluation wachsen, um Wirksamkeit, Praktikabilität und Erfolg des Ressourceneinsatzes zu überprüfen. In diesem Zusammenhang hatte das Difu den Auftrag, in Abstimmung mit dem BBR eine Evaluierung des Programms Soziale Stadt vorzubereiten. Dazu gehören die Sicherung von qualitativen und quantitativen Daten sowie die Identifizierung von evaluationsrelevanten Ergebnissen der Programmbegleitung. Drei Arbeitsschritte dienen zur Vorbereitung der Evaluation des Programms: zwei bundesweite Befragungen, die Programmbegleitung vor Ort und Good-Practice-Analysen.
Bei der Anfang 2000 gestarteten und im Herbst des Jahres 2001 abgeschlossenen (1) ersten Befragung ging es vor allem um die Ausgangssituation, die in den Städten und Gemeinden zur Ausweisung von "Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf" geführt hat. Im Mittelpunkt standen Stärken (Ressourcen/Potenziale) und Schwächen (Probleme) der Programmgebiete ebenso wie Ziele und Maßnahmen der Programmumsetzung sowie Mitteleinsatz. Die Befragung war an die Ansprechpartnerinnen und -partner in den Städten für die Programmgebiete der Jahre 1999 und 2000 gerichtet. Mit einer Rücklaufquote von 95 Prozent (für 199 von 210 Stadtteilen wurden Fragebögen ausgefüllt) konnte ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden.
Im Mittelpunkt der von Mai bis Oktober 2002 durchgeführten zweiten Befragung (2) standen zum einen Fragen zur Handhabbarkeit und zu Umsetzungsstrategien des Programms (Koordination der Mittel, Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren, Restriktionen und Veränderungsnotwendigkeiten) und zum anderen Fragen zur Einschätzung von Wirkungen des Programms für den Stadtteil (3). Adressaten waren wiederum die kommunalen Ansprechpartnerinnen und -partner für die Soziale-Stadt-Gebiete. Die gegenüber der ersten Befragung neuen Themen bezogen sich auf Integrierte Handlungskonzepte, Aktivierung und Beteiligung, Erfahrungen mit dem Zusammenspiel der Partnerschaftsprogramme E & C und Soziale Stadt sowie generelle Einschätzungen zur Umsetzung und Wirkung des Programms.
Im Detail sind Bewertungsfragen auch zu inhaltlichen Komplexen gestellt worden: z.B. Gebietsabgrenzung, Leistungsfähigkeit des Integrierten Handlungskonzepts, Kooperation verschiedener Ämter, Effektivität der Mittelkoordination, Wirksamkeit von Aktivierungs- und Beteiligungsstrategien bezogen auf verschiedene Bevölkerungsgruppen, Wirksamkeit von Öffentlichkeitsarbeit, Projekte und Maßnahmen mit Schlüsselbedeutung für die Stadtteilentwicklung und mit Good-Practice-Qualitäten. Bei der Abstimmungsrunde zum Entwurf des Fragebogens für die zweite Befragung mit Vertreterinnen und Vertretern der Länder, von BMVBW, BBR und mit mehreren Evaluationsfachleuten am 24. April 2002 in Berlin erfuhr der Fragebogen eine funktionale Aufwertung. Er soll auch in den kommenden Jahren eingesetzt werden, um kontinuierlich Daten, Aussagen und Einschätzungen zum Programm Soziale Stadt zu erhalten.
Auch bei der zweiten bundesweiten Erhebung konnte mit 90 Prozent (222 von 248 Programmgebieten) eine sehr gute Rücklaufquote erreicht werden (vgl. Tabelle 1). Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass bei der Beantwortung der Fragen die Planersicht überwog. So entfielen von den gut 80 Prozent der Fälle, in denen ein Fragebogen durch die Verwaltung ausgefüllt wurde, fast 70 Prozent auf die Bereiche Räumliche Planung (66 Prozent) und Wohnungswesen (3,6 Prozent). Insgesamt wurden nur 14 Fragebögen (6,3 Prozent) von Vertreterinnen oder Vertretern aus den sozialen Bereichen ausgefüllt (4). Diese Tendenz wird noch dadurch verstärkt, dass bei den 16 Prozent "außerhalb der Verwaltung" (in der Regel Freie Büros) vermutet werden kann, dass hier ebenfalls die räumlich orientierte Planung als Ausbildungshintergrund dominiert.
Tabelle 1: Rücklauf nach Bundesländern (Zweite Befragung Difu 2002) |
||||
Bundesländer |
Programmgebiete |
davon Rücklauf |
Anteil am gesamten |
|
abs. |
% |
|||
Baden-Württemberg |
14 |
14 |
100 |
6,3 |
Bayern |
36 |
29 |
81 |
13,1 |
Berlin* |
15 |
14 |
93 |
6,3 |
Bremen |
11 |
11 |
100 |
5,0 |
Hamburg |
4 |
4 |
100 |
1,8 |
Hessen |
21 |
17 |
81 |
7,7 |
Niedersachsen |
25 |
23 |
92 |
10,4 |
Nordrhein-Westfalen |
37 |
35 |
95 |
15,8 |
Rheinland-Pfalz |
16 |
15 |
94 |
6,8 |
Saarland |
13 |
12 |
92 |
5,4 |
Schleswig-Holstein |
8 |
7 |
88 |
3,2 |
Gesamt alte Bundesländer |
200 |
181 |
91 |
81,5 |
Brandenburg |
10 |
8 |
80 |
3,6 |
Mecklenburg-Vorpommern |
9 |
9 |
100 |
4,1 |
Sachsen |
13 |
9 |
69 |
4,1 |
Sachsen-Anhalt |
9 |
9 |
100 |
4,1 |
Thüringen |
7 |
6 |
86 |
2,7 |
Gesamt neue Bundesländer |
48 |
41 |
85 |
18,5 |
Gesamt |
248 |
222 |
90 |
100 |
* Bei den Berliner Programmgebieten liegen zehn in West- und vier in Ostberlin. |
||||
Deutsches Institut für Urbanistik |
Mit den Ergebnissen der Programmbegleitung vor Ort in den Modellgebieten der Sozialen Stadt konnten in erster Linie Aussagen in Richtung Verfahrens- und Prozessevaluation getroffen werden. Sie beziehen sich vor allem auf die strategischen Handlungsfelder Koordination der Ressourcen, Organisation und Management sowie Aktivierung und Beteiligung der Quartiersbevölkerung und der Stadtteilakteure. Nur bei den Modellgebieten, in denen aufgrund von Vorläuferprogrammen bereits Projekte gestartet oder schon realisiert werden konnten, waren auch erste Aussagen zum Erfolg bezogen auf die ressortorientierten Handlungsfelder möglich.
Auch die Ergebnisse der Good-Practice-Analysen sind im Zusammenhang mit der Evaluation zu sehen. Die dort als positiv und hilfreich bewerteten Strategien, Maßnahmen und Projekte enthalten Hinweise auf Bewertungskriterien und Erfolgsindikatoren bei der Umsetzung des Programms.
(1) Die Verlängerung bis Herbst 2001 ergab sich aus der Notwendigkeit, auch die Gebiete des Programmjahrs 2000 in die Umfrage einzubeziehen.
(2) 24 Um auch die inzwischen beschlossenen Gebiete des Programmjahrs 2002 einbeziehen zu können, wurden für sie die Fragen der zweiten Umfrage durch die der ersten Umfrage ergänzt. Mit den Fragebögen (in Papierfassung und als Datei auf Diskette) wurde gleichzeitig ein Schreiben des BBR an die Statistischen Ämter mit der Bitte versandt, die statistischen Kennziffern für die Programmgebiete der Sozialen Stadt mitzuteilen. Damit sollen die Voraussetzungen für statistische Auswertungen auf kleinräumiger Ebene geschaffen werden, die es ermöglichen, längerfristig für die Gebiete der Sozialen Stadt Monitoringsysteme aufzubauen.
(3) Wegen des besonderen Gewichts, das auf Einschätzungs- und Bewertungsfragen gelegt wurde, wurden diese Fragen als solche markiert und die Befragten gebeten, diese Bewertungen soweit möglich in Absprache mit Kolleginnen und Kollegen zu beantworten. Dieses Verfahren ist für deutlich mehr als die Hälfte der Fälle (57 Prozent) auch eingesetzt worden. Fast zwei Drittel haben dabei Kolleginnen und Kollegen aus den Verwaltungsbereichen Soziales, Kinder- und Jugendhilfe einbezogen.
(4) Darunter je fünf aus Programmgebieten in Hessen und Nordrhein-Westfalen, zwei aus Rheinland- Pfalz.