Im Verlauf der Recherchen stellte sich zunehmend heraus, dass die ursprüngliche Bezeichnung "Best Practice" in "Good Practice" umgeändert werden musste. Viele der Projekte und Maßnahmen steckten noch in den Anfängen und waren in ihrer Wirkung noch nicht absehbar. Dies betraf vor allem Stadtteile, in denen es vor dem Programm "Soziale Stadt" kein Vorläuferprogramm gab. Da nur wenige Kommunen durch vergleichbare Förderprogramme in der Vergangenheit auf eine längere Erfahrung zurückblicken konnten, die meisten aber auch zwei Jahre nach Beginn des Bund-Länder-Programms mit Anfangsschwierigkeiten konfrontiert waren, wären also viele (auch lediglich in Ansätzen) "nur" gute Beispiele nicht erwähnt worden. Bei "Good Practice" werden derartige Projekte und Maßnahmen nicht ausgegrenzt. Teil I umfasst Projekte und Maßnahmen, die in den Neubauquartieren recherchiert wurden. Die Arbeitsschritte für diese Partialanalyse gliedern sich folgendermaßen:
Im Vorfeld wurden mögliche "Good-Practice"-Beispiele in den vom Difu 2001 verschickten Fragebögen für die am Programm teilnehmenden Gebiete recherchiert.
Die Auswahl wurde über qualitative Telefoninterviews mit den jeweiligen Ansprechpersonen, die auf dem Fragebogen angegeben waren, eingegrenzt.
Abschließend wurden Projekte und Maßnahmen, die den Zielvorstellungen nahe kamen, in einer Vor-Ort-Recherche untersucht und fotografisch dokumentiert.
Die ausgewählten "Good-Practice"-Beispiele werden systematisch unter den Themen Handlungsfeld, Gebietstyp und Lage, Problemlage und Auswahlkriterien, Projektbeschreibung und Ziele, Management und Organisation, Aktivierung, Beteiligung, Öffentlichkeitsarbeit, Wirkungsgrad, Fazit und Ansprechpartner präsentiert.
Gesucht wurden also Strategien, die die Ziele des Programms (vgl. Teil II) erfüllen, wirksam und auf andere Maßnahmen übertragbar sind. Nicht alle Beispiele beziehen sich auf Programmgebiete der "Sozialen Stadt", in Ausnahmefällen werden Projekte präsentiert, deren Ansätze trotz anderer Programmgrundlage vorbildlich sind. Auch Negativbeispiele oder kritische Würdigungen sind in der Sammlung der durchgeführten oder in Planung befindlichen Projekte und Maßnahmen vorhanden. Zu den Auswahlkriterien (die nicht alle in einem Gebiet erfüllt sein müssen) eines "Good-Practice"-Beispiels zählten:
Übertragbarkeit: das Beispiel soll im Ansatz auf andere Gebiete übertragbar und hilfreich für nachfolgende Projekte und Maßnahmen sein.
Ressourcenbündelung: bestehende Programme beteiligter Fachressorts sollen bei der gebietsorientierten Finanzierung von Projekten und Maßnahmen herangezogen werden. Ebenso sollen personelle Ressourcen so organisiert werden, dass fachübergreifend innovative Ideen wirksam und schnell umgesetzt werden können. Hierbei ist auch die Rolle des Gebietsmanagements von Bedeutung.
Wirksamkeit: die staatliche Unterstützung soll in einer Art und Weise stattfinden, dass die Projekte und Maßnahmen in den Gebieten auch nach Ende des Programms in "Eigenregie" der Bewohnerschaft weiter existieren können. Das Ende des Programms, das heißt der Finanzierung, darf nicht das Ende der Projekte und Maßnahmen sein. Dazu zählt auch, dass die lokale Wirtschaft und die Beschäftigung nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft gestärkt werden.
Empowerment: Viele der Quartiere werden trotz "Soziale Stadt" "Durchzugsgebiete" für die meisten Bewohnerinnen und Bewohner bleiben. Hier sollen möglichst viele von diesen auf lange Sicht aktiv das Quartier gestalten. Wichtig ist dabei, dass durch das Gebietsmanagement vor Ort keine "Verlassmentalität" bei den Bewohnern entsteht und die Befähigung über das Programmende hinaus erhalten bleibt.
Bei der Recherche nach "Good-Practice"-Beispielen wurden Projekte und Maßnahmen aus den folgenden Handlungsfeldern ausgewählt:
Beschäftigung
Qualifizierung und Ausbildung
Wertschöpfung im Gebiet
Soziale Aktivitäten und soziale Infrastruktur
Schulen und Bildung im Stadtteil
Stadtteilkultur
Sport und Freizeit
Zusammenleben unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen im Stadtteil
Lokaler Wohnungsmarkt und Wohnungsbewirtschaftung
Wohnumfeld und öffentlicher Raum
Befähigung, Artikulation und politische Partizipation
Image und Öffentlichkeitsarbeit
Stärkung der lokalen Wirtschaft.
Quelle: Good Practice in Neubauquartieren. Eine Analyse im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt", von empirica - Qualitative Marktforschung, Stadt- und Strukturforschung GmbH, Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt Bd. 9, Berlin, 2003