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Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"
  

Methodik und Vorgehensweise

Good-Practice-Kriterien für gute Beispiele im Rahmen der Umsetzung des 1999 gestarteten Bund-Länder-Programms "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt" müssen sich an den Zielen des Programms orientieren. Dazu gehören die Initiierung von Revitalisierungs- und Entwicklungsprozessen in benachteiligten Stadtteilen, die Erarbeitung und Umsetzung integrativer Handlungskonzepte sowie die Mobilisierung der lokalen Selbstorganisationskräfte in den Programmgebieten. Durch die ressortübergreifende Kombination von Förderprogrammen, eine stärkere Berücksichtigung nicht-investiver Ansätze und die Erprobung neuer Verwaltungs- und Managementstrukturen sollen die vorhandenen Ressourcen für eine umfassende und integrierte Stadtteilentwicklung gebündelt und der Mitteleinsatz zielgenauer, effizienter und gleichzeitig auch flexibler gestaltet werden. Die Bundesregierung will mit dem Programm "neue stadtentwicklungspolitische Akzente" setzen und "erreichen, dass in gefährdeten Stadtteilen stärker als bisher städtebauliche Maßnahmen mit Maßnahmen anderer Politikfelder verknüpft werden" (1).

Insgesamt geht es um eine Verbesserung der physischen Wohn- und Lebensbedingungen (überwiegend durch baulich-investive Maßnahmen und Projekte), der individuellen Lebenschancen (durch Vermittlung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen, Eröffnung von Zugangsmöglichkeiten in den Arbeits- und Wohnungsmarkt sowie Hilfen zur Selbsthilfe) sowie des Gebietsimage, der Stadtteilöffentlichkeit und Identifikation mit den Quartieren (auf Basis konkreter Stabilisierungs- und Revitalisierungsmaßnahmen). Dies soll mit den Strategien der Bündelung humaner und materieller Ressourcen, der Aktivierung aller lokalen und lokal relevanten Akteure sowie der Einrichtung neuer Management- und Organisationsstrukturen erreicht werden.

Die vorliegende Good-Practice-Analyse ist ein Element der bundesweiten Begleitung des Programms "Soziale Stadt", die das Deutsche Institut für Urbanistik im Sinne einer Informations-, Beratungs-, und Vermittlungsagentur im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) in Abstimmung mit den Ländern von Juli 1999 bis Februar 2003 durchgeführt hat . (2)

Die Good-Practice-Untersuchungen wurden vom Difu arbeitsteilig mit der Wirtschaftsforschungs- und Beratungsgesellschaft empirica Qualitative Marktforschung, Stadt- und Strukturforschung GmbH (3) durchgeführt. Während sich die Untersuchung von empirica auf Neubauquartiere bezog, untersuchte das Difu Good-Practice-Beispiele in Altbau- und gemischten Quartieren.

Aus arbeitspragmatischen Gründen ist die Good-Practice-Analyse auf die kommunale Ebene bezogen. Die in vielen Ländern institutionalisierten neuen Management- und Organisationsformen, mit denen die Umsetzung des Programms "Soziale Stadt" in den Kommunen unterstützt wird, sind daher nicht Gegenstand dieser Untersuchung. Die Good-Practice-Analyse bezieht sich zum einen auf das strategische Handlungsinstrumentarium und zum anderen auf die inhaltlichen Handlungsfelder integrierter Stadtteilentwicklung.

Den Ausgangspunkt für die Untersuchungen sowohl von empirica als auch des Difu bildete die Difu-Projektdatenbank zur Sozialen Stadt, die seit ihrer Freischaltung im Frühjahr 2001 Teil des Internet-Forums zum Programm Soziale Stadt ist (sozialestadt.de) und laufend aktualisiert sowie ergänzt wird. Sie bietet Informationen über vorwiegend in den Gebieten des Programms "Soziale Stadt" angesiedelte Projekte und Maßnahmen, die für einen erfolgversprechenden Prozess der Programmumsetzung typisch und hilfreich sind: Zu den einzelnen Projekten finden sich hier jeweils die Zuordnung zu Handlungsfeldern, eine kurze Projektbeschreibung, Informationen zu Projektträgern und -beteiligten, Finanzierung und Laufzeit sowie Hinweise zu Ansprechpersonen und Veröffentlichungen. Auch die meisten der in dieser Analyse dargestellten Good-Practice-Beispiele sind in der Datenbank enthalten; im Frühjahr 2003 waren hier rund 250 Projekte dokumentiert. Für die strategischen Handlungsinstrumente wurden außerdem die Endberichte der Programmbegleitung-vor-Ort in den 16 Modellgebieten ausgewertet.

Die Kriterien für Good Practice wurden aus den Zielsetzungen des Programms abgeleitet, wie sie vor allem im "Leitfaden zur Ausgestaltung der Gemeinschaftsinitiative ‚Soziale Stadt'" der ARGEBAU dargelegt sind (4). Bewertung und Auswahl von Good-Practice-Beispielen basieren je nach Themenfeld und Komplexität im Idealfall auf der messbaren Erfüllung technischer Voraussetzungen (5) oder den Ergebnissen empirischer Erhebungen (6), deren Durchführung in der Regel allerdings kaum zu leisten ist, wenn sie nicht - wie etwa im Experimentellen Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt) - eigens programmatisch angelegt sind (7). Daher enthalten viele "Best"- oder "Good-Practice"-Analysen letztlich in hohem Maße subjektive Einschätzungen der Kriterienerfüllung (8). Dies gilt auch für die Difu-Analyse, in der allerdings auf Ergebnisse aus zahlreichen Expertengesprächen, Vor-Ort-Anschauungen sowie Erfahrungen der PvO-Teams zurückgegriffen werden konnte. Nicht zuletzt aufgrund dieser subjektiven Komponente wurde in der vorliegenden Analyse auf den Anspruch verzichtet, "Best Practice" zu ermitteln. Dies hätte zudem eine (unnötige) Ausgrenzung von Beispielen bedeutet, die "lediglich" als gut einzustufen wären. Außerdem ist die Situation in den Programmgebieten hinsichtlich Problemlagen, Potenzialen, Ressourcen, Maßnahmenkonzept und Entwicklungszielen nicht nur hoch komplex, sondern auch so unterschiedlich, dass "Good Practice" in einem Gebiet möglicherweise die Qualität von "Best Practice" in einem anderen hätte. Vor diesem Hintergrund erscheint auch der mit "Best Practice" häufig assoziierte Anspruch der Übertragbarkeit von Beispielen (9) als problematisch, was ein weiterer Grund für eine Beschränkung auf das Qualitätsmerkmal "Good" ist.

Als Maßstab zur Bewertung eines Beispiels als "gut" dienen die Good-Practice-Kriterien, wobei es allerdings nicht erforderlich ist, dass in jedem Beispiel immer alle Kriterien erfüllt werden. Für die drei strategischen Handlungsinstrumente sind jeweils spezifische Kriterien entwickelt worden, die in den einzelnen Abschnitten von Kapitel 2 erläutert werden. Für alle inhaltlichen Handlungsfelder wurden übergreifende Kriterien erarbeitet, die zu Beginn des Kapitels 3 erläutert werden.

(1) Michael Krautzberger und Birgit Richter, "Die soziale Stadt" - Neuorientierung in der Stadtentwicklungspolitik und in der Sozialarbeit, in: Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit, H. 1 (2002), S. 37.

(2) Andere Kernelemente der Programmbegleitung waren der Aufbau eines bundesweiten Informationsnetzwerks zur "Sozialen Stadt" (Durchführung und Dokumentation zentraler und dezentraler Veranstaltungen, Herausgabe der Schriftenreihen "Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt" sowie "Info zur Sozialen Stadt", Angebot eines umfangreichen Internet-Forums), die Betreuung oder Durchführung von Programmbegleitungen vor Ort (PvO) in 16 Modellgebieten (pro Bundesland eines) inklusive Durchführung von Starter- und Themenkonferenzen sowie die Vorbereitung der Programmevaluierung; vgl. Deutsches Institut für Urbanistik, Strategien für die Soziale Stadt - Erfahrungen und Perspektiven, Berlin 2003.

(3) Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.), Good Practice in Neubauquartieren. Eine Analyse im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt", bearbeitet durch empirica (Arbeitspapiere zur Sozialen Stadt, Bd. 9, Berlin 2003).

(4) ARGEBAU, Ausschuss für Bauwesen und Städtebau und Ausschuss für Wohnungswesen, Leitfaden der Gemeinschaftsinitiative "Soziale Stadt", Zweite Fassung vom 1. Februar 2000. In dem Leitfaden sind unter anderem Ziele formuliert in den Handlungsbereichen Bürgermitwirkung/Stadtteilleben, Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung, Quartierszentren, Soziale, kulturelle, bildungs- und freizeitbezogene Infrastruktur, Wohnen, Wohnumfeld und Ökologie sowie methodisch-technische Hinweise für die Programmumsetzung (fachübergreifende Umsetzung, Rechtsinstrumente, Mitteleinsatz, Erfahrungsaustausch, Erfolgskontrolle und Begleitforschung).

(5) Vgl. unter anderem: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.), Good-practice Leitfaden Die Umweltallianz Sachsen-Anhalt. Beispiele aus der Praxis, Magdeburg 2002.

(6) Vgl. unter anderem: RKV Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. (Hrsg.), Good Practice an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kommunen, Eschborn 2001; Städtenetzwerk NRW (Hrsg.), Bürgerstiftungen in Ihrer Stadt. Ein Leitfaden für Kommunen und Initiativen, Unna 2002.

(7) Vgl. Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.), Innovative Beispiele aus dem Experimentellen Wohnungs- und Städtebau, Berlin 2000 (www.werkstatt-stadt.de); Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.), Gute Beispiele aus dem Experimentellen Wohnungs- und Städtebau, Bd. I, Bonn 1998 (Reihe Werkstatt: Praxis, Heft 4); dies. (Hrsg.), Gute Beispiele aus dem Experimentellen Wohnungs- und Städtebau, Bd. II, Bonn 1999 (Reihe Werkstatt: Praxis, Heft 6).

(8) Vgl. unter anderem: Thomas Preuß und Jens Libbe (Hrsg.), Workshop Best practice und Indikatoren, Dokumentation "Forum Stadtökologie" 8, Berlin 1998 (Deutsches Institut für Urbanistik, Reihe Forum Stadtökologie).

(9) Vgl. unter anderem: Karl Birkhölzer, Günther Lorenz und Monika Schillat, Lokale Partnerschaften zur Förderung sozialen Zusammenhalts. Verfahren und Instrumente erfolgreicher Partnerschaftsentwicklung, Berlin 2001, S. 24.

  
 

Quelle: Deutsches Institut für Urbanistik: Good Practice in Altbau- und gemischten Quartieren. Eine Analyse im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt", Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt Bd. 10, Berlin, 2003

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