soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

Impulsreferat in der Arbeitsgruppe 4:
Beteiligung der Freien Träger

Reinhard Thies, Stadtplanungsamt Gelsenkirchen


1. Engagement von Wohlfahrtsverbänden und Freien Trägern zur Unterstützung von Bürgerengagement, Vernetzung von Stadtteilarbeit und Lokaler Ökonomie
2. Gemeinwesenarbeit - Konzept und Strategie Freier Träger zur Aktivierung von Nachbarschaften und Projektentwicklung vor Ort
3. Gemeinwesenarbeit als Part eines Kooperativen Stadtteilmanagements zur Entwicklung und Umsetzung von Integrierten Handlungskonzepten

1. Engagement von Wohlfahrtsverbänden und Freien Trägern zur Unterstützung von Bürgerengagement, Vernetzung von Stadtteilarbeit und Lokaler Ökonomie

Freie Träger und Dienste der Verbände der Wohlfahrtspflege sind in vielfältiger Weise in den Kommunen und Stadtteilen präsent. Sie sind mit verschiedenen Einrichtungen der Sozial- und Jugendhilfe vor Ort in den Stadtteilen (subsidiär) tätig. Sie stehen insbesondere in sozialen Brennpunkten und Quartieren mit besonderem Unterstützungsbedarf in Ergänzung zu den Diensten der öffentlichen Träger der Sozial- und Jugendhilfe mit der Bevölkerung und den Quartiersakteuren im engen Kontakt. Ob in Kitas, Jugendzentren, Beratungsstellen, Beschäftigungsprojekten oder in Einrichtungen für ältere Menschen - sie erreichen die Menschen im Quartier unmittelbar. Sie sind im Gemeinwesen verankert und Kenner der Lebenswelten sowie der Lebenslagen der betroffenen Menschen. Mit ihren differenzierten Angeboten bilden sie wichtige Teile von Akteursnetzwerken im Stadtteil und unterstützen oder schaffen Kommunikation in den "überforderten" Sozialräumen.

Auf der Grundlage von Bundessozialhilfegesetz (BSHG) und Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) sind sie bewährte Partner der kommunalen Daseinsfürsorge und wirken mit in der lokalen Sozial- und Jugendhilfeplanung. Als Träger öffentlicher Belange sind sie herausgefordert, zu öffentlichen Planungsvorhaben Stellung zu nehmen, die sozialen Aspekte in Abwägungsprozesse einzubringen und anwaltlich Interessen von benachteiligten Gruppen zu artikulieren. Insbesondere sind die Träger der Wohlfahrtspflege Partner in der kommunalen Sozialberichterstattung. Sie sind dabei herausgefordert, prioritäre Handlungsbedarfe/-konzepte zur sozialen Stadtentwicklung zu formulieren. Dies gilt auch für die Gestaltung des Bund-Länder-Programms Soziale Stadt (Gebietsauswahl, Integriertes Handlungskonzept usw.).

Viele Verbände verfügen als Träger der Gemeinwesenarbeit über einschlägige Erfahrungen in der quartiersbezogenen Zusammenarbeit insbesondere mit Bewohnerinnen und Bewohnern von sozialen Brennpunkten und mit anderen ausgegrenzten Gruppen. Sie verfügen über differenzierte Kenntnisse der Quartiere und sozialen Milieus. In Partnerschaft mit Akteuren aus Bürgerschaft (Ehrenamtlichen aus Kirchengemeinden, Selbsthilfe und Vereinen usw.) bilden sie eine wichtige Lobby für diese Stadtgebiete insgesamt und übernehmen Anwaltsfunktion für benachteiligte Bewohnergruppen.

Das Handlungskonzept Soziale Stadt will diese Potenziale des Dritten Sektors einbinden und als Basis für eine breite Bürgerbeteiligung und Projektentwicklung nutzen. Die Freien Träger sind gefordert, diese Potenziale in die Gestaltung der Sozialen Stadt aktiv einzubringen und als Partner im kooperativen Stadtteilmanagement zur Verfügung zu stehen. Der öffentliche und der wirtschaftliche Bereich müssen bereit sein, dieses Know-how in den Planungs- und Gestaltungsprozess aufzunehmen. Als Träger von Quartiersmanagements oder Gemeinwesenbeauftragte werden sie Entwicklungspartner zur Gestaltung  Integrierter Handlungskonzepte  bzw.  Lokaler Aktionspläne .

Die Träger müssen bereit sein, die vielen Mitakteure aus dem Stadtteil in ein Vernetzungskonzept vor Ort einzubeziehen, um dieses wirkungsvoll zu gestalten. Sie sind aufgefordert, für die notwendige Professionalität von Gemeinwesenarbeit und die geeigneten Rahmenbedingungen für intermediäres Handeln von Fachpersonal im Gemeinwesen zu sorgen. Die Gemeinwesenarbeit muss qualifiziert sein/werden, die Akteure im Konfliktfeld vor Ort zu unterstützen und für einen fairen Interessenausgleich unter den Beteiligten zu sorgen.

Als Träger von Gemeinwesenarbeit im Sinne eines Quartiersmanagements gilt es, neue Kooperationen einzugehen und sich als Teil einer lokalen/kommunalen Entwicklungspartnerschaft zu definieren. Neue Formen der partnerschaftlichen Trägerschaft müssen erprobt werden. Praktizierte Modelle wie Trägerverbünde oder treuhänderische Trägerschaften müssen auf Wirksamkeit und Erfolg hin überprüft werden.

Perspektivisch ist darüber nachzudenken, wie durch Bürgervereine oder Nachbarschaftsstiftungen selbsttragende Strukturen mit nachhaltiger Wirkung über den Zeithorizont des Programms Soziale Stadt hinaus in den Stadtteilen geschaffen werden können.

Als weiteres Aktionsfeld bietet sich den freien Trägern die Mitwirkung an der Aufgabe, Arbeitslosigkeit im Quartier zu überwinden. Neue Möglichkeiten zur lokalen Beschäftigung/Qualifizierung und Schaffung neuer Arbeitsplätze ergeben sich aus einer Vielzahl von unerledigten Aufgaben in benachteiligten Stadtteilen. Die nicht befriedigten Bedürfnisse bieten Ansätze für Projektentwicklungen im Bereich der lokalen Wirtschaft und gemeinwesenbezogenen Dienstleistungen. Neben den klassischen Trägern der Lokalen Ökonomie können sich auch neue Ansätze der Gemeinwesenökonomie in Form gemeinwohlorientierter Beschäftigungsträger entwickeln.


2. Gemeinwesenarbeit - Konzept und Strategie Freier Träger zur Aktivierung von Nachbarschaften und Projektentwicklung vor Ort

Für die nachhaltige positive Entwicklung in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf ist entscheidend, dass die Aktivierung, Einbindung und Beteiligung möglichst aller Bevölkerungsgruppen gelingen. Wichtig ist, dass vorhandene Ressourcen und Potenziale im Stadtteil erkannt und genutzt werden. Politik und Verwaltung müssen überzeugt sowie für Aktivitäten und Engagement im Stadtteil gewonnen werden. Die Zusammenarbeit der verschiedenen Stadtteilakteure soll vorangetrieben werden. Hier stellt sich ein besonderer Handlungsbedarf für freie Träger der Sozial- und Jugendhilfe. Diese müssen ihre Konzepte und Strategien zur Sozialraumorientierung und Gemeinwesenarbeit (GWA) weiterentwickeln, um den neuen Herausforderungen, Lebenslagen, Kooperationen usw. gerecht zu werden. Dazu werden im Folgenden einige der wichtigen Grundprinzipien der GWA vorgestellt.

Die Gemeinwesenarbeit soll sich demnach nicht nur als methodischer Ansatz der Sozialarbeit darstellen, sondern eine Managementfunktion für einzelne Quartiere und den ganzen Stadtteil erhalten:

Verankerung im Quartier/Stadtteil

Die besondere Qualität der Gemeinwesenarbeit gründet sich in ihrer Verankerung im Quartier/Stadtteil. Die GWA ist mit niedrigschwelligen Anlaufstellen sowie Räumen und Gelegenheiten zur Kommunikation in den Quartieren präsent. Mit Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Einzelne und unterschiedliche Zielgruppen stellt sie den Bezug zum gesamten Sozialraum und den unterschiedlichen Nachbarschaften am unmittelbaren Ort des Geschehens her. Die hieraus entstehende Vertrautheit mit stadtteil- und wohngebietspezifischen Kommunikations- und Sozialstrukturen und die geschärfte Sensibilität für Problemhintergründe, aber auch vorhandene Potenziale im Stadtteil sind die wesentliche Voraussetzung für eine stabile Vertrauensbasis zur Bewohnerschaft und zu den Stadtteilakteuren. Unkonventionelle Methoden zur Aktivierung der Bewohnerinnen und Bewohner und Kontaktaufnahme unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen prägen die Zugänge. Aktivierende Bestandsaufnahmen zusammen mit den Akteuren aus den Quartieren bilden eine wichtige Grundlage für sozialräumliche Analyse und Planung.

Partnerin für Bevölkerung im Stadtteil

Gemeinwesenarbeit ist Anlaufstelle für die Bevölkerung in den Quartieren und bietet sich den Menschen im Stadtteil als Partnerin an. Im Stadtteil-/Quartiersbüro ("Stadteil-werkstatt") bildet sich eine Nachbarschaftsagentur, die Wegweiser für Einzelfallhilfe ist, gleichzeitig sorgt sie dafür, dass sich das Interesse von Menschen formuliert und/oder organisiert und wirkt somit als Lobby für den Stadtteil im Entwicklungsprozess.

In Stadtteilbüros finden Menschen ein offenes Ohr für ihre Anliegen und Probleme. Ob es um den letzten Sozialhilfebescheid, den Lärm der Jugendlichen auf dem Spielplatz, die Erhöhung von Mietnebenkosten oder die geänderte Straßenführung geht, Gemeinwesenarbeit weiß um Zuständigkeiten, kennt Strategien, schafft Zugänge und unterstützt eigenverantwortliches Handeln.

Moderation, Kooperation und Vernetzung

Die Lebenssituation der Menschen in den "klassischen" sozialen Brennpunkten war in der Vergangenheit bei allen Unterschieden in der individuellen Lebenslage vergleichsweise homogen. Die Gemeinwesenarbeit war hier häufig die einzige Unterstützung, die die Menschen vor Ort hatten.

Heute haben wir es mit Stadtteilen zu tun, in denen viele verschiedene Bevölkerungsgruppen wohnen und miteinander auskommen (müssen). Gerade diese Gebiete sind Orte der Integration. Verschiedene ethnische und soziale Gruppen leben hier, zum Teil ohne direkte Bezüge zueinander, zusammen. Ähnliches gilt für verschiedene soziale Einrichtungen, Schulen, Vereine, Geschäfte und Betriebe im Stadtteil. Auch hier sind Kontakte meist eher zufällig. Die Moderation zwischen den unterschiedlichen Interessen, die Kooperation mit Partnern und die Vernetzung der Akteure und Aktivitäten gewinnen deshalb in der Arbeit immer mehr Bedeutung.

Kenntnisse von und Erfahrungen mit den unterschiedlichen Lebenswelten und sozialen Milieus, ein hohes Maß an kommunikativer Kompetenz und ein vielfältiges Wissen von Methoden zur Arbeit mit Gruppen sind Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit in den Quartieren. Gemeinwesenarbeit wendet sich als intermediäre Instanz an Bürgerschaft und Akteure im Stadtteil sowie an Verwaltung und Politik.

Kooperative Projektentwicklung zur Gestaltung des Gemeinwesens

Zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit Einrichtungen im Stadtteil, mit Beschäftigungsträgern, mit dem lokalen Gewerbe und der Wohnungswirtschaft, mit Verwaltung und Politik sowie weiteren Partnern arbeitet die Gemeinwesenarbeit an der Gestaltung der Lebensbedingungen im Stadtteil. Im Verbund und in Kooperation entwickelt sie Projekte zur Verbesserung der Nachbarschaft wie Stadtteilfeste und Kulturprojekte. GWA konzipiert und aktiviert für Projekte zur Verbesserung des Wohnumfelds (z.B. Grünflächengestaltung, Parkraumgestaltung) oder zur Beschäftigungsförderung (z.B. Stadtteilcafés, Fahrradwerkstätten). Handlungsleitend für ihr Engagement sind dabei die Interessen des Stadtteils insgesamt und die der dort lebenden Menschen. Die folgende Auflistung zeigt die Vielfältigkeit des möglichen GWA-Aufgabenspektrums.

Aufgaben von Gemeinwesenarbeit

A Bereitstellung bedarfsgerechter Treffpunkte und Räume vor Ort:
B Aktivierung und Unterstützung von Selbstorganisation und Bewohnerbeteiligung
C Förderung der Kommunikation, Vernetzung und Kooperation
D Kooperative Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Lebenslagen
E Arbeit mit Zielgruppen
F Lobby für den Stadtteil

3. Gemeinwesenarbeit als Part eines Kooperativen Stadtteilmanagements zur Entwicklung und Umsetzung von Integrierten Handlungskonzepten

Zu den Erfolgsvoraussetzungen für eine zielgerichtete soziale Stadtteilentwicklung gehören die gleichberechtigte Einbeziehung und Kooperation der Akteure des ersten (öffentlichen), zweiten (wirtschaftlichen) und dritten (gemeinnützigen) Sektors. In der Praxis ist das Programm Soziale Stadt aufgrund seines Ursprungs und seiner Finanzierung oft von Akteuren des Städtebaus oder der Stadtplanung dominiert. Die Umsetzung orientiert sich daher immer noch weitgehend am traditionellen Vorgehen der Stadterneuerung. Subsidiäre Ansätze, wie im Sozialgesetzbuch verankert, haben im Städtebau kaum Tradition. Partizipative Sozialplanung, Anwaltsplanung, Aktivierung von Selbsthilfepotenzialen usw., wie sie GWA-Konzept und Strategie verstehen, hat sich in der Praxis der Stadterneuerung nur verhalten durchgesetzt.

Die Akteure der sozialen Arbeit haben sich in der Praxis der Stadterneuerung noch nicht genügend profiliert. Als Folge erhalten sie auch nicht die notwendige Bedeutung bei der Entwicklung und Gestaltung von "Integrierten Handlungskonzepten". Dies zeigt sich sowohl in der verwaltungsinternen Gewichtung als auch in der mangelnden Einbindung der freien Träger aus Sozial- und Jugendhilfe. Maßnahmen und Projekte zur Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe der Bevölkerung, zur nachhaltigen Stabilisierung der sozialen Verhältnisse und des nachbarschaftlichen Zusammenlebens im Stadtteil kommen häufig zu kurz. Die freien Träger Sozial- und Jugendhilfe bringen sich mit ihrer Gemeinwesenkompetenz nicht genügend ein und nehmen die Chance zur Mitgestaltung in den Stadtteilen nur unzureichend wahr.

Für ein leistungsfähiges "Kooperatives Stadtteilmanagement" sind die Träger der Gemeinwesenarbeit unverzichtbare Partner. Sie müssen - auch im Sinne der Leitfäden zur Sozialen Stadt - bei der Gestaltung der Stadtteilentwicklung gleichberechtigt einbezogen werden. Es muss allerdings ein praktikables Modell zur Kooperation gefunden werden, das die unterschiedlichen Akteure aus Politik, Verwaltung, Trägerspektrum, Wirtschaft und Bürgerschaft zusammenbringt und sowohl Transparenz als auch Effizienz sicherstellt. Zum einen ist innerhalb der kommunalen Verwaltung eine verantwortliche Koordination der städtischen Behörden als Stabsstelle notwendig. Zum anderen ist für die Aktivitäten vor Ort ein besonders qualifiziertes Team von Stadtteilentwicklern ("Tandem" aus Gemeinwesen- und Planungsbeauftragten) einzusetzen, das unterschiedliche Aufgaben und Funktionen für den Stadtteil wahrnimmt.

Als Erfolg versprechend hat sich das an einigen Standorten praktizierte "Tandem"-Modell erwiesen. In "Stadtteilwerkstätten" werden die Kompetenzen des Gemeinwesen- und des Planungsbeauftragten zusammengeführt.

Während der Gemeinwesenbeauftragte durch Aktivierung und Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger und Bewohnergruppen sowie durch Organisation des Träger- und Akteursnetzwerks im Stadtteil den "Bottom-up"- Ansatz realisiert, bringt der Planungsbeauftragte Planungs- und Entwicklungsvorstellungen der Kommune und der Wohnungswirtschaft "top down" ein. Nur dieses "Tandem", das heißt beide Professionen gemeinsam, kann die unterschiedlichen Interessen kooperativ integrieren.

Es versteht sich von selbst, dass die Grundelemente dieses Modells in jeder einzelnen Kommune und jedem Stadtteil auf die örtlich vorzufindenden Gegebenheiten zu übertragen sind. Das heißt, vor Ort müssen gewachsene Strukturen, politische Konstellationen, beteiligte Akteure, langjährige Traditionen und vieles mehr berücksichtigt werden.

Betont werden muss, dass - wie immer die örtliche Umsetzung auch aussehen mag - die Aktivierung und Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Einbindung, Organisation und Formierung des örtlichen Akteursnetzes an dem jeweiligen Standort unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen einer nachhaltigen sozialen Stadtteilentwicklung sind.

Im "Kooperativen Stadtteilmanagement" ist insbesondere der Part der Gemeinwesenarbeitsbeauftragen unabhängig von hoheitlichen Aufgaben wahrzunehmen. Häufig sind Kommunalpolitik und -verwaltung Adressaten von Forderungen aus dem Stadtteil, die nicht in deren Interesse liegen oder sogar im Widerspruch zu ihren Interessen stehen. Loyalitätskonflikte städtischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dadurch vorprogrammiert. Insofern sollten sich freie Träger mit dem Ansatz der Gemeinwesenarbeit im Arbeitsfeld engagieren, da hierdurch eine klarere Interessenvertretung für den Stadtteil möglich ist. Geeignete Träger sollten nach lokalen Gegebenheiten ausgewählt oder neu gebildet werden.

Freie Träger haben eine besondere Unterstützungsfunktion für die Entwicklung von neuen Beteiligungsforen für Stadtteilakteure und zur Schaffung einer neuen partizipativen Planungskultur sowie zur Überwindung von Politikverdrossenheit in benachteiligten Stadtquartieren.

Um die Möglichkeiten der Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen zu stärken, bedarf es verbindlicher Formen der Beteiligung der betroffenen Bevölkerung. Gerade in den benachteiligten Stadtquartieren fehlen diese bis heute überwiegend. Neben "offenen Bürgerforen" und "Runden Tischen" muss ein Bürger-/Politikdialog konstituiert werden, der zur Überwindung von Politikverdrossenheit beitragen kann. Hier sind Stadtteilbeiräte ein erwiesenermaßen Erfolg versprechender Ansatz.

Stadtteilbeiräte mit Delegierten aus unterschiedlichen Quartieren und kulturellen Millieus, in denen mit den Vertreterinnen und Vertretern der Parlamentsfraktionen über politische Prioritäten debattiert wird, in denen über die Verwendung von Verfügungsfonds entschieden wird, schaffen Offenheit, Transparenz und eine neue politische Kultur.

Erfahrungen zeigen, dass sich so ein neues Wir-Gefühl und eine Lobby für benachteiligte Stadtteile entfalten. Gemeinwesenarbeit kann dazu beitragen, dass auch zunächst sprachlose Gruppen neue Zugänge zur Entwicklung von Nachbarschaften finden. Neben punktuellen "Events" können so nachhaltige Strukturen der Partizipation entstehen.


Quelle: Impulskongress Integratives Handeln für die soziale Stadtteilentwicklung, Dokumentation der Veranstaltung am 5. und 6. November 2001 in Essen (Veranstalter: Deutsches Institut für Urbanistik, Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) in Kooperation mit Viterra, Essen), Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin, 2002

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