soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

Moderatorin: Angelika Kell, Leipzig

Sprecher: Jens Tappe, Magdeburg

Berichterstatterin: Christa Böhme, Berlin

Folgende Fragen wurden von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt:

Fördernde und hemmende Rahmenbedingungen

Als wichtigste Rahmenbedingungen, die für eine erfolgreiche Beteiligung und Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen erfüllt sein müssen, wurden in der AG übereinstimmend genannt:

Nicht-eindeutiges Verhalten von Politik und Verwaltung berge die Gefahr, dass erfolgversprechende Ansätze zur Beteiligung und Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen schnell wieder zusammenbrächen. Die Partizipation würde als "Scheinbeteiligung" wahrgenommen, wenn Entscheidungen schon längst an anderer Stelle getroffen worden seien.

Einigkeit bestand darüber, dass am Anfang jeder Beteiligung und Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen ein weitgehender Informationsgleichstand aller am Partizipationsprozess Beteiligten erreicht werden müsse und die "Spielregeln" – Ziel der Beteiligung, Handlungsspielräume und -beschränkungen, Kompetenzen u.a. – offen darzulegen seien. Ansonsten könne es zu "langen Wunschlisten" kommen, die nicht erfüllt werden könnten; dies führe dann zu unnötiger und demotivierender Frustration bei den beteiligten Kindern und Jugendlichen.

Im Hinblick auf die Notwendigkeit, den vorhandenen finanziellen Rahmen zu Beginn des Beteiligungsprozesses genau zu bestimmen, wurde in der Arbeitsgruppe zwischen planungs- und projektorientierter Mitwirkung differenziert. Während bei der Beteiligung an der Planung der Finanzrahmen nicht unbedingt feststehen und oft aufgrund von politischen Rahmenverhältnissen auch noch offen bleiben müsse, sei es bei Projektbeteiligungsformen, z.B. der Umgestaltung eines Kinderspielplatzes oder dem Bau einer Skaterbahn, wichtig, den zur Verfügung stehenden finanziellen Rahmen zu benennen. Dies könne auch bedeuten, den mitwirkenden Kindern und Jugendlichen deutlich zu machen, dass nur eine relativ geringe Finanzsumme zur Verfügung stehe und darüber hinaus Selbst- und Eigenhilfe ihrerseits gefragt seien oder mit ihrer Hilfe versucht werden müsse, weitere Finanzmittel einzuwerben. In diesem Zusammenhang wurde auch die Einrichtung von Verfügungsfonds im Rahmen der Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen befürwortet.

Enge zeitliche Zusammenhänge zwischen der Planung und der Umsetzung von Projekten wurden als besonders wichtig angesehen, da lange zeitliche Abstände bei den beteiligten Kindern und Jugendlichen zur Frustration führten. Gleichwohl müsse den Mitwirkenden gerade bei der Beteiligung an Planungsprozessen deutlich gemacht werden, dass sie in der Regel für die nächste Generation Kinder und Jugendliche planen, da die meisten Planungen längere Zeit bräuchten. Ferner sei für die Beteiligung selbst eine ausreichende Infrastrukturausstattung im Hinblick auf Personal und Finanzen sicherzustellen, andernfalls gerate die Beteiligung leicht zu einem einmaligen "Event".

Sprachliche Barrieren von Kindern und Jugendlichen in benachteiligten Stadtteilen, undurchsichtige Hierarchie- und Entscheidungsstrukturen in Verwaltung und Politik und ein hoheitliches statt eines Dienstleistungsverständnisses in der Verwaltung wurden als weitere hemmende Rahmenbedingungen für die Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen genannt.

Zielgruppen

Die Zielgruppe der Beteiligung und Mitwirkung, so der Konsens in der Arbeitsgruppe, seien grundsätzlich alle Kinder und Jugendlichen in dem betroffenen Stadtteil. Einig war man sich auch darüber, dass die stark sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen am schwierigsten zu erreichen seien, unter anderem weil diese Gruppe häufig keine Einrichtungen der Jugendhilfe besuche. Als wesentliche Zielgruppe wurden darüber hinaus die Mädchen und hier insbesondere die jungen Migrantinnen benannt. Zum Teil wurde argumentiert, dass sich die Beteiligungs- und Mitwirkungsansätze vorrangig auf die Gruppe der stark sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen auszurichten hätten. Dem wurde entgegengehalten, dass es gerade auch darauf ankomme, die "Mittelschichtjugendlichen" als wesentliches Potenzial im Stadtteil zu aktivieren und einzubinden; diese Gruppe werde bei der sozialen Stadtteilentwicklung häufig vernachlässigt.

Methoden und Verfahren

Die Beteiligungsmethoden und -verfahren müssten die speziellen Interessen, Bedürfnisse und Fähigkeiten der mitwirkenden Kinder und Jugendliche in dem betroffenen Stadtteil berücksichtigen. Insbesondere seien niedrigschwellige sowie altersspezifische Beteiligungsangebote notwendig. Kinder und Jugendliche sollten an ihren gewohnten Orten und Treffpunkten aufgesucht werden. Dabei spiele die Schule als Ort zur Initiierung von Mitwirkung eine ganz wesentliche Rolle, da hier alle Kinder und Jugendlichen im Schulalter erreichbar und daher auch zielgruppenübergreifende Beteiligungsaktionen möglich seien. Vor allem offene, unverbindliche Angebote seien zunächst wichtig, um Kinder und Jugendliche zur Mitwirkung zu motivieren; später könnten sich aus den offenen Angeboten verbindliche und projektbezogene Beteiligungsformen entwickeln. Als geeignete Methoden wurden vor allem Befragungen (z.B. motivierende Befragung, Fragebögen mit Preisen als Anreiz) und Beteiligungsformen unter Einsatz von Foto, Ton und Video genannt. Schließlich wurde die zeitnahe Präsentation der Beteiligungsergebnisse als notwendig herausgestellt.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgruppe 9

Name

Vorname

Institution

Böhme

Christa

Difu

Kell

Angelika

Doppelspitze GbR

Rauthe

Sabine

Fachhochschule Nordostniedersachsen

Regener

Peter

Stadt Dortmund

Scheeres

Sandra

Stiftung SPI

Tappe

Jens

Fachhochschule Magdeburg

Wächter-Scholz

Franziska

Deutsches Jugendinstitut

Wozniok

Oliver

FH Lüneburg

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