Moderator: Arnold Jung, Mannheim
Sprecher: Kurt Bader, Lüneburg
Berichterstatterin:Ulrike Meyer, Berlin
In der Diskussion wurde unterschieden zwischen Beteiligung, Aktivierung und Teilhabe, letzteres als umfassendster Form; bei allen Formen ist die Schaffung von tragfähigen Voraussetzungen für die Einbeziehung der betroffenen Menschen von größter Bedeutung. Die Aktivierung ist langfristig dort am erfolgreichsten, wo die Personen von sich aus selbst aktiv werden.
Der eindeutige und erklärte politische Wille für die Aktivierung muss vorhanden sein; mit einer "Politik zum Anfassen" sollte auch das Abgeben von Macht und Finanzmitteln verbunden sein. Bei langen Planungs- und Umsetzungszeiträumen entstehen verschiedene Beteiligungsformen, analog dazu ist auch die Schaffung von verbindlichen politischen Strukturen erforderlich; ohne diese droht bürgerschaftliches Engagement in die Leere zu laufen. In Bezug auf die kontinuierliche Verbesserung der Lebenssituation werden Politik und Verwaltung immer in der Pflicht bleiben, umfassende Dienstleistungen sind zu erbringen. Um in den Stadtteilen zielführend aktiv werden zu können, ist eine ressortübergreifende Bestandsaufnahme erforderlich. Auf der Grundlage eines positiven Klimas und eines verbesserten Images – beides sollte in starkem Maße durch Öffentlichkeits- und Pressearbeit angestrebt werden – können allmählich dauerhafte Strukturen entstehen, die ihren Ausdruck unter anderem im Vereinsleben und in verschiedenen Interessenvertretungen finden. Diese Strukturen sollten sowohl materiell als auch ideell gestärkt und durch eine umfassende Vernetzung aller Fachkräfte unterstützt werden. Als Rückkopplung bewährt sich auch die Anerkennung von kleinen Schritten vor Ort (Wertschätzung des Ehrenamtes). Diese Notwendigkeit korrespondiert mit der Diskussion um die Bürgerkommune.
Als wichtige Grundlagen für die Erreichung der Bevölkerung werden eine kontinuierliche Präsenz von Fachleuten vor Ort sowie offene Anlaufstellen mit sehr niederschwelligen Angeboten angesehen.
Als Dreh- und Angelpunkt verschiedener Aktivierungsformen wird die Notwendigkeit diskutiert, bei den wirklichen Problemen, Bedürfnissen und Interessenlagen der Bevölkerung anzusetzen, den Bewohnern in ihrer Lebensumwelt zu begegnen, sie an ihrem aktuellen Standort "abzuholen" und sie wirklich ernst zu nehmen. Hierbei müssen die verschiedenen "Sprachen" der Menschen gefunden werden. Die behutsame Unterstützung eigener Aktivitäten hat oberste Priorität. Um die Bewohnerschaft in den vorhandenen Fähigkeiten zu bestärken, sind verschiedene Professionen erforderlich. Dienstleistungsangebote sollten nach den Bedürfnissen entwickelt werden. Es kann nicht darum gehen, dem Stadtteil "ein neues Kleid" zu schneidern – und die Bewohnerinnen und Bewohner sind nicht satt (sinngemäß zitiert nach Klaus Selle).
Die Methoden differieren stark, je nach Ebene und Gebietsgröße. Kleinräumige, zeitlich befristete Beteiligungsformen auf Projektebene z.B. bei Haus- und Wohnungsmodernisierungen oder Wohnumfeldverbesserungen werden von allen Arbeitsgruppen-Mitgliedern als relativ unproblematisch beschrieben. Mit der zügigen Sichtbarmachung von kleinen Erfolgen können die Betroffenen gut "bei der Stange gehalten" werden. Kurzfristige Motivation wird schnell erreicht. Hingegen bestehen große Unsicherheiten bei der Beteiligung an umfassenderen Entwicklungsprozessen. Der richtige Zeitpunkt der Beteiligung wird als problematisch erachtet, zumal vielerorts große Frustration über die starke Planungsdominanz herrscht. Viele Akteure sind oft vereinzelt tätig, hier sind Zusammenführungen sinnvoll, ebenso Klärungen, wo welche Potenziale für die Stadtentwicklung vorhanden sind.
In der Arbeitsgruppe werden sehr heterogene Erfahrungen berichtet, von der aktivierenden Bewohnerbefragung über Stadtteilfeste bis hin zu aktivem Spiel mit Spielzeug-Autos in einem Modell des Stadtteils, das auf der Straße aufgebaut wird. Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen wird als sehr sinnvoll erachtet, auch wenn Kinder schnell aus ihren Lebenszusammenhängen herauswachsen oder wegziehen. Die starke Bewohnerfluktuation in den Gebieten stellt auch im Hinblick auf die Beteiligungsformen ein Problem dar.
Ausführlich geht es in der Diskussion um Fragen des Sinns und der Ausgestaltung von Quartiermanagement, wobei dessen Bedeutung in Bezug auf die Aktivierung keineswegs groß eingeschätzt wird; die verschiedenen Träger, Gesellschaften, Institutionen, Vereine, politischen Gruppierungen usw. sind bei der Einbeziehung der Bevölkerung wesentlich stärker gefragt. Das Quartiermanagement kann bei der Aktivierung von Bevölkerungsteilen lediglich eine koordinierende, teilweise auch eine initiierende Rolle übernehmen.
Kritisch werden darüber hinaus folgende Aspekte beleuchtet:
In der Abschlussdiskussion formuliert die Arbeitsgruppe verschiedene Thesen und auch Forderungen, die sich nicht nur auf das Thema der Bewohneraktivierung beziehen:
Name |
Vorname |
Institution |
Bader |
Kurt |
Fachhochschule Nortostniedersachsen |
Eger |
Martina |
Erneuerungsgesellschaft Wolfen-Nord mbH |
Elsässer |
Ralf |
doppelspitze |
Girrbach |
Lothar |
AG West e.V. |
Helmling |
Margrita |
Stadt Ludwigshafen |
Jung |
Arnold |
Stadt Mannheim |
Klahuhn |
Edeltraut |
Entwicklungsgesellschaft Duisburg mbH |
Kummer |
Christoph |
LAG Soziale Brennpunkte |
Ludewig bei Bader |
Birte |
|
Meyer |
Ulrike |
Difu |
Miculcy |
Beate |
Arbeitsgemeinschaft für Sozialplanung und |
Schramm |
Gunter |
Büro Planwerk |
Selle |
Anke |
Hansestadt Hamburg |
Streck |
|
Kairos Consult |
Wappelhorst |
Sandra |
|
Wunderich |
Sabine |
Stadt Leipzig |