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soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

 

Berlin: Berlin-Pankow, Ortsteil Prenzlauer Berg, Thälmann-Park und Grüne Stadt


Big Steps

Beschäftigung mit integrierter Grundqualifizierung, Stationen zur Entwicklung problematischer Wohnquartiere


Gebietstyp

Neubauquartier (ab 1945)

Gebietslage

Innenstadtrand

Zentral(e) Handlungsfeld(er)

Inhaltliche Handlungsfelder: Beschäftigung, Qualifizierung und Ausbildung, Wohnumfeld und öffentlicher Raum

Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Handlungsfeld.

Projektbeschreibung

Die Station der GSW (Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin mbH) liegt in der Rudolf-Schwarz-Straße 17-19, 10407 Berlin, in der „Grünen Stadt“: eine Ende der 30er Jahre gebauten Siedlung mit gartenähnlichen Innenhöfen, zu der 1.798 Wohnungen gehören. Die Station der WIP (Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauerberg mbH) an der Ella-Kay-Straße 16, 10405 Berlin, befindet sich in der rund 1.130 Wohnungen umfassenden Siedlung „Ernst-Thälmann-Park“, die Mitte der 80er Jahre erbaut worden ist. Zur Station der GSW gehören ein Büro, eine Werkstatt und eine Internet-Ecke, zur Station der WIP gehören ein Schulungsraum, ein Büro, ein Aufenthaltsraum und eine kleine Werkstatt.

Die Servicestationen "Big Steps" bieten 12 bis 15 Jugendlichen ohne Lehrstelle und jungen Arbeitslosen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren die Möglichkeit, im Rahmen einer einjährigen Beschäftigung einen Einstieg ins Berufsleben zu erhalten. Die Jugendlichen lernen unter Anleitung eines Handwerkers und einer Sozialpädagogin die Alltagsqualifikationen (Disziplin u.ä.), die notwendige Voraussetzungen sind für eine Lehre bzw. Beschäftigung. Um die Jugendlichen zu motivieren, führen sie praktische Tätigkeiten durch, die der Bedingung "Zusätzliche Leistungen" genügen, aber trotzdem sinnvoll sind (Anmerkung: In Berlin liegt der Qualifizierungsanteil unter 50%, das Gebot der Zusätzlichkeit der ABM-Arbeiten muss erfüllt werden). Hier gibt es Absprachen mit den Wohnungsunternehmen, um entsprechende Tätigkeitsfelder zu finden. Die Jugendlichen bieten unter Anleitung eines Handwerkers für die Bewohner des Quartiers diverse Dienstleitungen an:
  • Präsenz vor Ort und somit Verbesserung der Sicherheitslage für die Mieter
  • Reinigungsarbeiten in den Häusern und im Wohnumfeld bei zusätzlicher Beschmutzung (d.h. mehr Reinigung u.a. zur Imageverbesserung)
  • Zusätzliche Pflege und Reinhaltung der Grün- und Außenanlagen (die "Freilufttrinker" verursachen starke Verschmutzungen und Müll), um wieder einen normalen Sauberkeitsstandard zu erreichen
  • Einkaufshilfe für Bewohner bei Krankheit
  • Wegbegleitung für ältere Menschen und Hilfen im Haushalt (z.B. Gardinen aufhängen)
  • Hilfe bei Renovierungen von Wohnungen (Heimwerkerarbeit: Tapezieren, Streichen, Teppich verlegen, etc.)
  • Stärkung und Unterstützung vorhandener Stadtteilinitiativen (Stadtteilfeste, Streetballtuniere, etc.).

Bei "Big Steps" wird insbesondere versucht, Jugendliche aus dem Wohngebiet in der Qualifizierungsmaßnahme einzusetzen, so dass die betreffenden Jugendlichen sich mit dem Wohngebiet identifizieren. Die Büros und die Werkstatt der Stationen sind i.d.R. in Wohnungen im Erdgeschoss untergebracht. Es gibt feste Öffnungszeiten, so dass für die Bewohner des Gebietes ein kompetenter Ansprechpartner für Beratungen und zur Mängelerfassung ("kurzer Weg zum Wohnungsunternehmen") zur Verfügung steht.

Neben den praktischen Tätigkeiten, die die Jugendlichen durchführen, gibt es Qualifikationsmodule, mit denen die berufshemmenden schulischen und sozialen Defizite ausgeglichen werden sollen ("Arbeiten lernen"). Die Qualifikationsmodule beinhalten u.a. eine individuelle Berufswegeplanung, Bewerbungstraining, Computerkurse sowie berufsvorbereitende und lebenskundliche Kurse. Die Qualifikation wird zum Teil intern durch den Koordinator der Servicestation oder die Sozialpädagogin oder extern durch die Berlin Brandenburgische Akademie BBA durchgeführt. Zusätzlich sollen die Jugendlichen, angepasst an ihre Berufsvorstellungen, ein Praktikum in einem Handwerks- oder Dienstleitungsbetrieb absolvieren, wobei "Big Steps" bei der Suche nach einer geeigneten Stelle behilflich ist.

Da der Nutzen der Arbeiten für den Mieter sofort sichtbar ist, ernten die Beschäftigten viel Lob, was nicht selten zu einem Motivationsschub führt (durch eine einheitliche Berufskleidung, versehen mit dem Logo von "Big Steps", sind die Jugendlichen für jeden sofort erkennbar und ansprechbar). Die Jugendlichen werden nicht mehr als "Arbeitslose", "Drückeberger" oder "Schulversager" wahrgenommen, sondern sind jetzt gesellschaftlich anerkannte "Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaft". Durch diesen Motivationsschub wächst die Bereitschaft, sich wieder oder erstmals mit einer Berufsperspektive auseinander zu setzen. Die Motivation erfolgt allerdings nicht immer durch Annerkennung und das Aufzeigen von Perspektiven. Mangelnde Leistungsbereitschaft und nachlässige Arbeit wird mit Lohnabzügen und gegebenenfalls mit Kündigung sanktioniert, was eine dreimonatige Sperre beim Arbeitsamt zur Folge hätte.


Erfolg

Inzwischen gibt es in Berlin insgesamt sieben Big-Steps-Servicestationen. Im Jahr 1999 wurden die Service-Stationen in der Thermometersiedlung/Steglitz-Zehlendorf, Ortsteil Lichterfelde; Wilhelmstadt und Obstalleesiedlung/Spandau gestartet, im Jahr 2000 die Station am Zabel-Krüger-Damm/Reinickendorf, Ortsteil Waidmannslust.

Es sind zur Zeit 113 Beschäftigte (90 über die Arbeitsämter/ABM und Jugendsofortprogramm JusoPro, 12 über die Sozialämter/"Arbeit statt Sozialhilfe" in Spandau-Wilhelmstadt und in Kreuzberg und 11 Festangestellte über Jugendwohnen im Kiez e.V.) für die Big Steps-Projekte tätig. Es beteiligen sich in Berlin vier Wohnungsunternehmen (GSW, GEWOBAG, DEGEWO, WIP) an diesen Projekten. Die Recherchen bei den Wohnungsunternehmen haben gezeigt, dass die Gebiete eine eindeutige Imageaufwertung erhalten, was u.a. mit der ständigen Pflege der Anlagen und der Präsenz vor Ort zu tun hat. Auch die Beratung der Bewohner durch die Servicestation führt zu einer hohen Akzeptanz, hier insbesondere der Älteren.

Von den jugendlichen Teilnehmern des ersten Projektjahres 1999/2000 konnten 40% innerhalb oder kurz nach Jahresfrist in Ausbildung oder Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Etwa 20% der Jugendlichen sind noch im Projekt mit guten Aussichten auf eine Anschlussperspektive beschäftigt. 25% der Jugendlichen haben zumindest ein Jahr lang durchgehalten, doch gelang es nicht, eine Anschlussbeschäftigung zu finden, so dass sie sich erneut arbeitslos meldeten. Lediglich 13% der Jugendlichen mussten wegen starker Disziplinprobleme entlassen werden, ein Teilnehmer wurde wegen Drogenhandel inhaftiert.

Die bisherigen in einem relativ kurzem Zeitraum gemachten Erfahrungen sind sowohl für die Wohnungsunternehmen, als auch für die Jugendlichen, wie die Verbesserungen im Stadtteil und die Vermittlungsraten zeigen, positiv einzuschätzen. Das Projekt ist zunächst auf eine drei Jahre dauernde Erprobungsphase angelegt, an deren Ende eine genauere Bewertung des Projektes erfolgt und über die Fortsetzung entschieden wird.


Finanzierung

Es werden pro Servicestation zwei Kräfte (Handwerker, Sozialpädagogin) mittels ABM und etwa 15 Jugendliche über das Sofortprogramm der Bundesregierung JusoPro (Artikel 9 der Richtlinie "Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen") finanziert. Darüber hinaus sind in einigen Servicestationen Sozialhilfeempfänger beschäftigt, die vom Sozialamt unterstützt werden. Der Koordinator der Servicestation ist beim Träger "Jugendwohnen im Kiez" angestellt. Die Wohnungsunternehmen tragen die Kosten für die Räumlichkeiten sowie einen Teil der Materialkosten. Der vom Arbeitsamt gewährte Sachkostenzuschuss von 500,- DM pro Jugendlichem und Monat reicht nicht aus, um alle Materialkosten zu decken.

Autor der Projektbeschreibung

empirica (zusammengestellt aus Projektbeschreibungen von Jugendwohnen im Kiez e.V. und aufgrund von persönlichen Gesprächen vor Ort); K. Maria Kunitz,Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der WIP

Zielgruppe

Bewohnerinnen / Bewohner, Jugendliche, Arbeitslose

 

Genderaspekt

nein

Finanzierung

Mittel der Bundesanstalt für Arbeit (nach (AFG/SGB III), Sozialhilfemittel nach BSHG, sonstige Bundesmittel, Mittel der Wohnungsbauunternehmen, sonstige private Mittel

Erläuterungen Finanzierung

Es werden pro Servicestation zwei Kräfte (Handwerker, Sozialpädagogin) mittels ABM und etwa 15 Jugendliche über das Sofortprogramm der Bundesregierung JusoPro (Artikel 9 der Richtlinie "Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen") finanziert. Darüber hinaus sind in einigen Servicestationen Sozialhilfeempfänger beschäftigt, die vom Sozialamt unterstützt werden. Der Koordinator der Servicestation ist beim Träger Jugendwohnen im Kiez angestellt. Die Wohnungsunternehmen tragen die Kosten für die Räumlichkeiten sowie einen Teil der Materialkosten. Der vom Arbeitsamt gewährte Sachkostenzuschuss von 500,- DM pro Jugendlichem und Monat reicht nicht aus, um alle Materialkosten zu decken.

 

Projektträger

Jugendwohnen im Kiez e.V.

Projektbeteiligte

  • GSW Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin mbH
  • WIP Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauerberg mbH
  • Arbeitsamt Berlin Nord
  • Bezirk Pankow, Prenzlauerberg, Weissensee
  • BBA Berlin-Brandenburgische Akademie der Wohnungswirtschaft

Laufend seit

09/2000

 

Literaturhinweise / Zeitungsartikel / Websites

  • www.jugendwohnen-berlin.de

Ansprechpartner


Projektebene Gebietsebene
Projektleitung
Frau  Evita Baumberger
Jugendwohnen im Kiez e.V.
Kottbusser Damm 79 A
10967 Berlin
Telefon: +49 (0)30/74756331
Telefax: +49 (0)30/74756320
E-mail:
WWW: www.jugendwohnen-berlin.de

Koordinator
Herr Dr. Ronny Fischer
Big-Steps-Servicestation
Lilli-Henoch-Strasse 17
10405 Berlin
Telefon: +49 (0)30/42020727
Telefax: +49 (0)30/42020729
E-mail:
WWW: www.jugendwohnen-berlin.de

Stand: 06.02.2002

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