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soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

  

Niedersachsen: Emden-Barenburg

Mehrsprachige Stadtteilzeitung


Handlungsfeld

Befähigung, Artikulation und politische Partizipation, Image und Öffentlichkeitsarbeit

Gebietstyp, Lage

Gemischtes Gebiet – eher Neubau, Innenstadtrand

Problemlage und Auswahlkriterien

Seit dem Zweiten Weltkrieg hat Barenburg den Charakter einer „Durchgangsstation“, der Stadtteil muss den Zuzug vieler Übersiedler, Aussiedler und Asylsuchender verkraften. Problemnachbarschaften haben sich vor allem im Bereich der Klein-von-Diepold- Straße (Glaspaläste, U-Block) und der Neuen Heimat entwickelt, die Probleme sind: Leerstand, hohe Bevölkerungsverluste, Resignation und Unsicherheit, Perspektivlosigkeit, überdurchschnittliche Anteile an Arbeitslosen, Abhängigen von Transferleistungen der öffentlichen Hand, Alleinerziehenden und Älteren, Bewohnerschaft aus 60 Nationen, rund 16 Prozent Nichtdeutsche.

Projektbeschreibung/Ziele und Zielgruppe

In Barenburg gibt es zwei Stadtteilzeitungen. Schon in den 70er-Jahren hatte es eine Stadtteilzeitung „Der Barenbürger“ vom Bürgerverein Barenburg gegeben. Ziel war es die im Stadtteil lebenden Menschen über die Arbeit, das Leben, die Aktivitäten, Probleme und Lösungsmöglichkeiten im Stadtteil zu informieren. „Der Barenbürger“ (Dezember 2000, Nr. 1) ist die Reaktivierung dieser Maßnahme. Seit Beginn der Gemeinschaftsinitiative „Soziale Stadt“ ist die Zeitung in der vierten Ausgabe erschienen. Sie soll die Bewohner ständig darüber informieren, was erwogen und geplant wird, damit Ideen und Kritik frühzeitig artikuliert werden können. Um dies für möglichst viele Bewohner zu ermöglichen, werden die Artikel in drei Sprachen abgedruckt. Mit dem Erscheinen der vierten Ausgabe ist die Förderung im Oktober 2001 ausgelaufen.

Management und Organisation

Der Herausgeber ist der Bürgerverein Barenburg unter Beteiligung des Stadtteilbeirates. Die erste Ausgabe wurde als Zeitungsbeilage mit der Post verschickt. Da viele Haushalte keine Tageszeitung abonniert haben (z.B. wegen der Kosten), war die Resonanz zunächst gering. Die nächsten Ausgaben wurden von Mitgliedern des Bürgervereins an die Haushalte verteilt.

Nach Beendigung der finanziellen Förderung im Oktober 2001 musste die Frage der Weiterführung der Stadtteilzeitung „Der Barenbürger“ geklärt werden. Es existierten zwei Vorschläge. Die Verwaltung wollte die Zeitung unter der Leitung eines neuen Redaktionsteams weiterführen. Herausgeber sollte die Stadt sein, in paritätischer Arbeitsteilung sollten jeweils ein Vertreter der Stadt Emden, des Sanierungsträgers und bis zu vier Vertreter des Stadtteilbeirats mit einer journalistischen Kraft (Werkvertrag) die Zeitung produzieren. Der Bürgerverein sollte in Zukunft nicht mehr an der Stadtteilzeitung beteiligt werden, obwohl er bisher die redaktionelle Arbeit geleistet hat.

Nach dem Vorschlag des Bürgervereins sollten an einem offenen Redaktionsstammtisch die Stadtverwaltung, der Sanierungsträger, die Barenburger Vereine, Einwohner, politische Gremien und Fachleute sowie Fachorganisationen der journalistischen Kraft zuarbeiten. Herausgeber sollten der Bürgerverein und der Stadtteilbeirat sein, die redaktionelle Leitung erhält bei diesem Vorschlag der Stadtteilbeirat, vertreten durch alle Arbeitsgruppen.

Grundsätzlich wurde die Diskussion durch gegenseitige Vorwürfe erschwert. Während der eine Akteur sagt:

Von der Stadt oder dem Sanierungsträger hat sich nie jemand in der Zeitung geäußert,
obwohl wir das von Anfang an und wiederholt vorgeschlagen haben.

Mitglied Bürgerverein



heißt es auf Seiten der Verwaltung

Wir, d.h. unser Pressesprecher haben dem Stadtteilbeirat und dem Bürgerverein Artikel angeboten,
die wurden aber nicht akzeptiert.

Projektgruppe der Verwaltung



Auf dieser Grundlage und aufgrund der sehr verschiedenen Vorschläge kam es zu keiner Einigung zwischen den beiden Parteien. Der Bürgerverein gibt nun selbstständig die Stadtteilzeitung „Der Barenbürger“ heraus, während die Kommune gemeinsam mit dem Sanierungsträger eine eigene Stadtteilzeitung produziert. Die Stadtteilzeitung der Kommune und des Sanierungsträgers „Wir in Barenburg“ ist 2002 bislang zweimal erschienen.

Aktivierung, Beteiligung, Öffentlichkeitsarbeit

Die Stadtteilzeitung kann genutzt werden vom Stadtteilbeirat, von Vereinen und Verbänden, von den Bewohnern, von anderen Stellen wie z.B. dem Sanierungsteam, der Stadt usw. Um möglichst viele Barenburger anzusprechen, wird die Zeitung – zumindest teilweise – in mehreren Sprachen veröffentlicht.

Finanzierung

Die Herausgabe der Zeitung wird mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert, die unter anderem für die Übersetzer verwendet werden. Mit dem Erscheinen der vierten Ausgabe ist diese Förderung im Oktober 2001 ausgelaufen.

Wirkungsgrad, Fazit

Die Bewohner werden über den Ablauf und über geplante Vorhaben und Projekte informiert. Sie finden außerdem Veranstaltungshinweise der örtlichen Organisationen und können ihre Meinung in Form von Leserbriefen veröffentlichen oder Artikel schreiben. Vor der Wahl des Stadtteilbeirats wurden die Kandidaten mit Bild und kurzer Beschreibung abgebildet. Alle Bewohner können sich somit von ihrer „Vertretung“ im Stadtteil ein Bild machen. Acht der 38 Kandidaten sind Nicht-Deutsche, ihr Engagement wird für die anderen ausländischen oder ausgesiedelten Bewohner „offensichtlich“.

Mittlerweile gibt es zwei Stadtteilzeitungen. Die Herausgabe einer zweiten Zeitung ist weder für das Innenimage noch für die Außenwahrnehmung förderlich. Diese Maßnahme ist deswegen ein lehrreiches Negativbeispiel. Besser wäre gewesen, die bereits existierende Stadtteilzeitung mit Sachmitteln und Personal zu unterstützen. Das Augenmerk sollte darauf gerichtet werden, Initiativen, die aus dem Gebiet selbst kommen, von Seiten der Verwaltung zu unterstützen und damit eine Nachhaltigkeit zu erreichen.

Aufgrund von Streitereien und persönlichen Differenzen wurde in Barenburg die Chance verpasst, mit vereinten Kräften eine optimale Lösung für den Stadtteil zu erreichen.

Ansprechpartner

Gebietsebene

Kommunale Ebene

Stadtteilbüro des Stadtteilbeirates
Gustave Mejia Yepes
Heinrich-Heine-Str. 13, 26721 Emden
Telefon: +49 (0)4921/916292
Telefax: +49 ((0)4921/916298

Bürgerverein Barenburg e.V.
Josef Engels
Sozialplaner – Stadt Emden
Ringstraße 38, 26721 Emden
Telefon: +49 (0)4921/871414

Stadt Emden
Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung,
Fachdienst Stadtplanung, Sanierungsstelle
Peter Bruns
Postfach 2254, 26702 Emden
Telefon: +49 (0)4921/871356
Telefax: +49 (0)4921/871223

Stand: 2002


  

Quelle: Good Practice in Neubauquartieren. Eine Analyse im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt", von empirica - Qualitative Marktforschung, Stadt- und Strukturforschung GmbH, Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt Bd. 9, Berlin, 2003

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