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soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

  

Niedersachsen: Emden-Barenburg

Umwandlung der Hauptschule in eine Ganztagsschule


Handlungsfeld

Schulen und Bildung im Stadtteil

Gebietstyp, Lage

Gemischtes Gebiet – eher Neubau, Innenstadtrand

Problemlage und Auswahlkriterien

Barenburg ist ein Stadtteil, in dem sehr viele Nationalitäten (etwa 60) miteinander leben. In einigen Teilen des Gebietes haben sich Problemnachbarschaften gebildet. Neben den städtebaulichen Missständen gibt es eine ganze Reihe anderer Defizite. Die Bevölkerungszahl schrumpft, der Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt (HLU) liegt in der Klein-von-Diepold-Straße bei rund 30 Prozent (davon sind 44 Prozent Kinder oder Jugendliche), die Arbeitslosenquote beträgt rund 20 Prozent (vgl. Emdens Arbeitslosenquote: rund zwölf Prozent). Es fehlt an Betreuungsangeboten, Freizeiteinrichtungen, Räumlichkeiten und Infrastruktur (Dienstleistungen, Einzelhandel). Spielflächen sind verwahrlost, vor allem für die Jugendlichen und Kinder fehlen Angebote.

Keine Privaträume

Verwahrloste Spielplätze

Verwahrloste Freiflächen

Projektbeschreibung/Ziele und Zielgruppe

Auf Initiative der Gesamtkonferenz ist die Hauptschule Barenburg seit 2001 dabei, den Plan, die Schule in eine Ganztagsschule umzuwandeln, genehmigen zu lassen. „Wir halten das für nötig, die Kinder gammeln den ganzen Nachmittag rum, es gibt viele unbetreute Kinder, deswegen wollen wir auch keine Ganztagsbetreuung, sondern eine Ganztagsschule.“ (Leiter Hauptschule)

Management und Organisation

Eine Ganztagsschule wäre verpflichtend. Der Unterricht findet vor- und nachmittags statt, die Schüler haben die Möglichkeit, in der Schule zu essen. Es wäre dafür mehr Personal erforderlich (Lehr-, Betreuungspersonen). Eine Ganztagesbetreuung wird nicht angestrebt – diese wäre auf freiwilliger Basis und ohne Unterrichtsangebot an den Nachmittagen. Die Betreuung könnten zwar zum Teil auch Eltern oder Studenten durchführen, allerdings rechnet man damit, dass die Schüler der Hauptschule ein freiwilliges Angebot nicht wahrnehmen würden.

Alle Fraktionen der Stadt haben der Idee zugestimmt. Im Moment wartet man auf die Antwort der Bezirksregierung, danach muss das Konzept erarbeitet und der Antrag gestellt werden. Man rechnet mit zwei bis drei Jahren Genehmigungsdauer. Das Modell der Ganztagsschule beinhaltet, dass der Unterricht an mindestens zwei Nachmittagen Pflicht ist. In diesen Stunden soll vorwiegend projektbezogener Unterricht im Sinne von berufsbegleitenden Maßnahmen durchgeführt werden.

Finanzierung

Die notwenigen baulichen Veränderungen an der Schule, z.B. der Bau einer Mensa, damit die Kinder und Jugendlichen dort essen können, versucht die Schule über Fördermittel des Programms „Soziale Stadt“ zu finanzieren.

Wirkungsgrad, Fazit

Damit wäre die Voraussetzung geschaffen, die Lebensumstände im Stadtteil zu verbessern. Die meisten Kinder würden in ein System der „Betreuung“ hineinwachsen. Der fehlende Rückhalt zu Hause könnte frühzeitig ausgeglichen werden. Selbstvertrauen, Wissen und Kreativität würden zunehmen, die Kontakt- und Ereignisarmut nähme ab. Eine weiterführende Zusammenarbeit mit berufsbildenden Maßnahmen sowie eine Evaluation der „Bildungskarrieren“ gäben schließlich noch genauen Aufschluss über weitere Optimierungsmöglichkeiten. Die Kinder und Jugendlichen würden unter Umständen für die sozial schwachen Eltern(-teile) sogar Vorbildfunktion übernehmen.

Wenn es gelänge, die Schule in eine Ganztagsschule umzuwandeln, könnten Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen stärker in Netzwerke und soziale Bezüge eingebunden werden. Kinder, die aus der ganztägigen Grundschule Grüner Weg in die Hauptschule übernommen werden, sind an das System bereits gewöhnt. Die Tatsache, dass sogar Schüler der Orientierungsstufe noch am Nachmittag in die Grundschule „zurück“-kommen, um die Angebote dort wahrzunehmen, zeigt doch eine deutliche Akzeptanz auf Schülerseite9. Gewisse Dinge, z.B. der Nachmittagsunterricht oder die Freizeitangebote auch am Vormittag, haben sich „eingeschliffen“. Sie könnten ohne Verluste weitergeführt werden.

Wenn die Kinder jetzt in die Hauptschule kommen, gibt das einen richtigen Bruch, Sachen,
an die sie sich gewöhnt haben, fallen einfach weg, das merken die Lehrer und das merken
vor allem auch die Eltern.

Schulleiter Grundschule



Optimal wäre die Intensivierung der beruflichen Vorbereitung durch den Zeitgewinn der Nachmittagsstunden. Die Kinder und Jugendlichen hätten während der gesamten schulischen Ausbildung „eine Hand, die sie führt“, die Zeit zum tatenlosen Herumhängen an den Nachmittagen würde fehlen. Die Schüler könnten die Freizeitangebote in der Schule nutzen, die im Zusammenhang mit der Ganztagsschule angeboten werden.

Ansprechpartner

Gebietsebene

Schulleiter Barenburgschule
Wilhelm Böckmann
Hermann-Allmers-Str. 111, 26721 Emden
Telefon: +49 (0)49 21/87-42 50
Telefax: +49 (0)49 21/87-42 52
E-mail:

Stand: 2002


  

Quelle: Good Practice in Neubauquartieren. Eine Analyse im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt", von empirica - Qualitative Marktforschung, Stadt- und Strukturforschung GmbH, Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt Bd. 9, Berlin, 2003

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