Moderation und Berichterstattung:
Rolf-Peter Löhr, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin
Integrierte Stadtteilprogramme - Anmerkungen zu einigen Schlüsselbegriffen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgruppe 11 |
An der Arbeitsgruppe nahmen rund 30 Personen teil. Grundlage für die Diskussion war das Impulsreferat von Matthias Sauter, Arbeitsgruppe Bestandsverbesserung der Universität Dortmund. Er definierte Integrierte Handlungskonzepte für Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf als "ressortübergreifende und auf Fortschreibung angelegte Steuerungsinstrumente des lokalen Staates, mit denen das Ziel verfolgt wird, die gesellschaftliche Integration aller Bewohnerinnen und Bewohner eines bestimmten Stadtgebietes zu gewährleisten und dabei insbesondere die soziale und räumliche Ausgrenzung einzelner Bevölkerungsgruppen zu verhindern".
Dabei unterschied er die Bezugsebenen Planung, die sich auf Ziele, Strategien und Schwerpunkte beziehe (Policy Design), Eingriffe, die den Implementationsprozess umfassten (Input <-> Throughput <-> Output) sowie Umwelt, die sich auf die Ergebnisse und Wirkungen des Konzepts (Impact und Outcome) beziehe. Wichtig sei dabei, dass dies nicht ein eindimensionaler Prozess ist, sondern Rückkoppelungsschleifen eingezogen werden, um von den erzielten Wirkungen aus für die Fortführung des Programms gegebenenfalls andere Ziele, Strategien und Schwerpunkte entwickeln zu können.
Dieses Verfahren erläuterte Herr Sauter anhand von zehn Strukturelementen eines Integrierten Handlungskonzepts. Grundlage sei die Ermittlung der Ausgangslage (1), die zum einen die Probleme und Potenziale des Gebiets erfasse, zum anderen aber den gesamtstädtischen und regionalen Kontext des Gebiets darstelle. Auf dieser Basis seien Ziele und Indikatoren (2) zu entwickeln, an denen Maßnahmen und Projekte, der Output des Konzepts sowie Impact und Outcome, das heißt Ergebnisse und Wirkungen des Projekts, gemessen werden könnten. Hieraus abzuleiten seien dann integrierte Strategien (3), die die wichtigsten Handlungsfelder und Beteiligten integrieren müssten. Dabei sei darauf zu achten, dass das Integrierte Handlungskonzept Grundlage für eine selbsttragende, nachhaltige Entwicklung ist, die auch nach Programmende fortgesetzt werden könne. In diesen Rahmen eingebettet werden könnten erste Projekte und Maßnahmen (4), die als frühe sichtbare Ergebnisse des Programms zur Motivation der Bürgerinnen und Bürger beitrügen und diese zur weiteren Mitwirkung anregten. Dasselbe gelte für die erste Zuweisung von Finanzmitteln (5).
Dann aber komme es darauf an, zur Sicherstellung der Transparenz des Verfahrens und zur Ermöglichung von Rückkoppelungsprozessen zur Anpassung der Ziele und Strategien organisatorische Vorkehrung (6) zu treffen. Diese müssten sich auf die Struktur der Verwaltung, des Quartiermanagements sowie auf den Prozess der Koordination und Ressourcenbündelung beziehen. Diese Vorkehrungen müssten die Partnerschaften mit lokalen Akteuren (7) sowie die Einbeziehung und Aktivierung der Bevölkerung (8) ermöglichen. Durch die Beteiligung dieser Akteure könnten innovative Ideen eingebracht werden. Allerdings müsse hiermit auch ein "Empowerment" der Beteiligten einhergehen, damit das im Gebiet vorhandene Potenzial tatsächlich ausgeschöpft werden könne. Wichtig sei auch, diese Transparenz in die Öffentlichkeit hinein zu kommunizieren und das gesamte Verfahren der Öffentlichkeit zugänglich zu machen (9). Dabei komme es auch darauf an, deutlich zu machen, dass die Integrierten Handlungskonzepte stets nur Entwürfe seien, die der Weiterentwicklung bedürften. Es sei also eine permanente Qualifizierung des Handlungskonzepts (10) durch Verfahren des Monitoring, des Controlling und der Evaluation sowie durch diskursive Lernprozesse aller beteiligten Akteure notwendig.
Wichtige Schlüsselbegriffe werden am Ende des Beitrags erläutert.
In der lebhaften Diskussion wurde der Ansatz des Referenten im Wesentlichen unterstützt. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung einer mittelfristigen Planungs- und Finanzierungsperspektive, um nachhaltiges Engagement der Akteure vor Ort sicherzustellen. Dazu müsse ein entsprechendes Engagement von Bund und Ländern sowie eine bessere ressortübergreifende Zusammenarbeit der Ministerien und der städtischen Fachbereiche erreicht werden. Wichtig sei darüber hinaus, eine nachvollziehbare Systematik der Konzepte durch eine Ableitung von Zielen und Handlungsfeldern aus Stärken und Schwächen des Gebiets zu erreichen. Dafür sei es notwendig, die Potenziale im Gebiet zu ermitteln und zu fördern und sich nicht nur auf die Probleme zu konzentrieren. Überdies müssten die Ziele für eine zukünftige Funktion des Stadtteils definiert und der Stadtteil in den gesamtstädtischen Kontext eingebunden werden.
Bei der Bürgerbeteiligung wurde ein deutliches Spannungsfeld zwischen behördlichen Ansprüchen an Planungs- und Verfahrenssicherheit sowie den Flexibilitätsanforderungen der Bürgerinnen und Bürger gesehen. Eine Schlüsselstellung komme hier dem Quartiermanagement zu. Streitig war dabei die Frage, ob ein Quartiermanagement bei einem freien Träger angesiedelt werden müsse, oder ob auch eine städtische Stelle diese Aufgabe übernehmen könne. Als entscheidend wurde letztlich angesehen, dass das Quartiermanagement gegenüber städtischen Verwaltungsdienststellen und der Politik unabhängig agieren könne und auch tatsächlich entsprechend agiere. Wichtig sei ein Empowerment der Bürgerinnen und Bürger, um die Kooperation und gegebenenfalls Auseinandersetzung mit der Verwaltung zu ermöglichen, doch müsse auch die Verwaltung die Ansprüche der Bürgerinnen und Bürger anerkennen und für ihr Vorgehen berücksichtigen. Erforderlich sei dabei, verschiedene Formen der Bürgerbeteiligung entsprechend den jeweiligen Phasen der Planung und Umsetzung sowie den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger zu praktizieren und dabei von den bestehenden Akteuren, deren Zielen und Interessen sowie der vorhandenen Infrastruktur auszugehen. Von besonderer Bedeutung sei, Mittel und Wege zu finden, um schwer erreichbare Bevölkerungsgruppen, etwa Migranten, in den Stadtteilentwicklungsprozess einzubeziehen.
Übereinstimmung bestand auch darin, dass ein Integriertes Handlungskonzept Prozesscharakter aufweise und daher einer ständigen Weiterentwicklung bedürfe. Hierzu müsse ein kontinuierlicher Diskurs aller Beteiligten sichergestellt werden. Zu schaffen sei etwa ein Forum, das allen relevanten Akteuren die Beteiligung ermöglicht und zugleich die Transparenz von Willensbildungen und Entscheidungen sicherstellt. Nötig sei dabei, trotz aller Flexibilität verbindliche und realisierbare Ziele zu formulieren und festzuhalten, die dann einer Evaluation unterworfen werden sollten, um so eine adäquate Weiterentwicklung des Integrierten Handlungskonzepts zu gewährleisten.
1. Ergebnisse und (Neben-)Wirkungen ("lmpact"/"0utcome")
Leitfrage: Welche gesellschaftlichen Veränderungen werden erreicht (sollen erreicht werden)? Untersuchungsaspekte:
Matthias Sauter, Arbeitsgruppe Bestandsverbesserung, Universität Dortmund, 11/01
Name |
Vorname |
Institution |
Ort |
Arslanbenzer |
Lale |
Forum Lohberg e. V., Stadtteilbüro Lohberg |
Dinslaken |
Drehsen |
Hedwig |
Büro für Stadtentwicklung, Städte-Netzwerk Essen |
Essen |
Dybowski |
Hartmut |
Stadt Braunschweig |
Braunschweig |
Franke |
Petra |
Südstadtbüro Leinefeld |
Leinefelde |
Frinken |
Matthias |
Plankontor, Gesellschaft für Stadterneuerung und Planung mbH |
Hamburg |
Gefken |
Anja |
Stadt Karlsruhe, Amt für Stadtentwicklung |
Karlsruhe |
Grandt |
Brigitte |
EG DU Entwicklungsgesellschaft, Duisburg mbH |
Duisburg |
Hagedorn |
Klaus |
Johann Daniel Lawaetz-Stiftung |
Hamburg |
Heinzelmann |
Claudia |
Agis, Arbeitsgruppe interdisziplinäre Sozialstrukturforschung |
Hannover |
Hoffmann |
Roland |
Stadt Dormagen, Amt für Kinder, Familien und Senioren |
Dormagen |
Kemper |
Raimund |
Universität Dortmund, Fakultät Raumplanung, Soziologische Grundlagen der Raumplanung |
Dortmund |
Knies |
Iris |
Stadtverwaltung Seligenstadt |
Seligenstadt |
Kurzhöfer |
Petra |
GEWOBA Aktiengesell. Wohnen und Bauen, Abt. Stadterneuerung & Stadtentwicklung |
Bremen |
Ludewig |
Birte |
|
Lüneburg |
Noell |
Kay |
Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes NRW |
Düsseldorf |
Pohl |
Georg |
Netzwerk Leipzig Südost e.V., "Lernen im sozialen Umfeld" |
Leipzig |
Sauter |
Matthias |
Arbeitsgruppe Bestandsverbesserung, IRPUD, Universität Dortmund |
Dortmund |
Schmid, Dr. |
Hubert |
Regierung der Oberpfalz |
Regensburg |
Schmidt |
Dominique |
Stadtverwaltung Seligenstadt |
Seligenstadt |
Schmoock |
Jonna |
Bezirksamt Hamburg Altona |
Hamburg |
Schröder |
Delia |
isoplan-Institut |
Saarbrücken |
Schultes |
Jutta |
Stadt Wuppertal, Geschäftsstelle Soziales und Kultur |
Wuppertal |
Siegel |
Renate |
Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales, Bereich Soziales |
Bremen |
Slota |
Marion |
Stadtteilbüro Hochlarmark |
Recklinghausen |
Spieweck |
Imke |
Bezirksamt Lichtenberg, Abt. Bau- und Wohnungswesen, Stadtplanungsamt |
Berlin |
Wozniok |
Oliver |
|
Lüneburg |
Zilske |
Dennis |
Universität Dortmund (Seminar Harzsch) |
Dortmund |
Quelle: Impulskongress Integratives Handeln für die soziale Stadtteilentwicklung, Dokumentation der Veranstaltung am 5. und 6. November 2001 in Essen (Veranstalter: Deutsches Institut für Urbanistik, Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS) in Kooperation mit Viterra, Essen), Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin, 2002 |