soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

Aktivierung der Quartiersbevölkerung - Erfahrungen aus Cottbus - Sachsendorf-Madlow


Stephan Westermann
StadtBüro Hunger, Gebietsbeauftragter, Cottbus


Ausgangssituation

Mit gut 12 000 Wohnungen, davon knapp 3 000 in Vielgeschossern (acht und elf Geschosse), ist Sachsendorf-Madlow die größte Plattenbausiedlung in Brandenburg. Das Oberzentrum Cottbus hat rund 110 000 Einwohner, von denen fast jeder Fünfte in Sachsendorf-Madlow wohnt. Die Großsiedlung wurde von 1974 bis 1986 vor allem für die Beschäftigten der Niederlausitzer Braunkohlereviere gebaut. Die Weiterentwicklung des Stadtteils ist das Startvorhaben der Stadt Cottbus bei der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land, die sich die Erneuerung der Lausitzer Bergbaufolgelandschaft zum Ziel gesetzt hat.

Lage der Großsiedlung in der Stadt Cottbus

Die Stadt Cottbus, das Land Brandenburg und die großen Wohnungsunternehmen konzentrierten sich in den 90er Jahren auf die Entwicklung und Qualifizierung der zweiten Großsiedlung der Stadt - Neu Schmellwitz, die zur Wende noch nicht fertiggestellt war. Diese politisch richtige Entscheidung hatte einen erst relativ späten Start der komplexen Erneuerung von Sachsendorf-Madlow zur Folge.

Problemlage

Zwischenzeitlich hat sich in Sachsendorf-Madlow eine Problemlage eingestellt, die sich u.a. an folgenden ausgewählten Kriterien und Sozialdaten verdeutlicht:

Ganzheitliches Konzept als Chance

Sachsendorf-Madlow ist ein für die Stadt und die Region wichtiger Wohnungsfonds und in seiner sozialen, städtebaulichen und wohnungswirtschaftlichen Struktur zukunftsfähig. Dieses Bekenntnis führte zu der Entscheidung der Stadt, die Weiterentwicklung ihres größten Stadtteils durch ein ganzheitliches Herangehen vorzubereiten.

Das StadtBüro Hunger erstellte gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den Wohnungsunternehmen eine städtebauliche Rahmenplanung, die 1998 abgeschlossen wurde und zwischenzeitlich von der Stadt mit einem Selbstbindungsbeschluß bestätigt ist.

Das städtebauliche Leitbild folgt dem strategischen Ziel, Sachsendorf-Madlow vom peripheren Wohnstandort zu einem integrierten Cottbuser Stadtteil mit vielfältigen Verflechtungen zu seinem Umfeld zu entwickeln und als akzeptierten Wohnstandort nachhaltig zu sichern.

Dazu wurde die Ausprägung folgender Images vorgeschlagen:

Rahmenplan Sachsendorf-Madlow

Zur Planungsphase gehörte eine breite und kontinuierliche Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit (Bürgerworkshops, Planungszeitungen als Hauswurfsendung, Quartiersspaziergänge, Versammlungen, Ausstellungen, Pressearbeit, Stadtteilladen und Stadtteilzeitung), in deren Prozess sich unter anderem ein Bürgerverein gründete, der heute eine gewichtige Rolle in der Stadtteilentwicklung spielt.

Einen weitereren Baustein stellt die 1999 abgeschlossene Sozialstudie dar, die mit einem methodischen Mix aus repräsentativer Haushaltsbefragung, Experteninterviews mit Trägern der Gemeinwesenarbeit und der Wohnungswirtschaft sowie Sekundäranalyse statistischer Vergleichsdaten städtebauliche, wohnungswirtschaftliche und gemeinwesenorientierte Handlungsempfehlungen zu einer integrierten Strategie der sozialen Stadt entwickelte.

Quartiersspaziergänge und Bürgerforen

Mit Vorlage der städtebaulichen Rahmenplanung wurde das Gebiet in die Städtebauförderung aufgenommen und das dialogorientierte Planverfahren durch verschiedene Planungs- und Ent-scheidungsgremien verstetigt. (Monatliche Lenkungsrunden, quartalsweise Koordinierungsrunde unter Leitung des Oberbürgermeisters, Gestaltungsbeirat, diverse Arbeitsgruppen, Stadtteilladen, Stadtteilzeitung).

Heute ist das StadtBüro Hunger in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Cottbuser DSK, der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft, Gebietsbeauftragter in Sachsendorf-Madlow.

Startvorhaben "Soziale Stadt"

Die ersten Mittel aus dem neuen Förderprogramm "Soziale Stadt" sollen an zwei Problempunkten ansetzen, die sich im Ergebnis der Sozialstudie klar herauskristallisierten:

"Welche aktuellen Probleme in Ihrem Wohngebiet berühren Sie persönlich am meisten?" (Anzahl der Nennungen, Mehrfachnennungen möglich)

Hier setzt das Startvorhaben "Soziale Stadt" ein.

Im "ältesten" Hof der Großsiedlung mit rund 1 600 Einwohnern befinden sich zwei leerstehende Kindereinrichtungen. Eine wurde bereits abgerissen. In einer schriftlichen Befragung aller Haushalte des Kiezes zur Zukunft der zweiten Kita befanden sich auf 70 Prozent der rücklaufenden Bögen Vorschläge zum Erhalt und zur Nutzung des anderen Gebäudes.

Lageplan der ehem. Kita im Wohnhof

StadtBüro Hunger, Stadtforschung und -planung

Favorisiert wird eine Nutzungsmischung mit

Die Angebote sollen die nachbarschaftlichen Beziehungen stärken, ohne zuviel Öffentlichkeit in den ruhigen Hof zu locken.

Als Träger ist der Bürgerverein Sachsendorf-Madlow, die Volksolidarität und das Sozialdezernat im Gespräch. Derzeit werden drei Umbauvarianten diskutiert. Je nach Variante - Komplettnutzung oder Teilrückbau - werden die Baukosten zwischen 1,2 und 2 Mio. DM betragen.

Umbauvariante des ehem. Kitagebäudes
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