soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

Bundesförderprogramm Soziale Stadt.
Das Beispiel des Modellgebietes Halle-Silberhöhe.


Dr. Friedrich Busmann
Beigeordneter, Dezernat Planen und Umwelt, Halls/Saale


Es gilt das gesprochene Wort!
Sperrfrist: Redebeginn!

Silberhöhe: der Stadtteil innerhalb der Stadt Halle mit dem allergrößten Entwicklungsbedarf von insgesamt vier großen Plattenbausiedlungen, in denen bis vor kurzem noch knapp die Hälfte der 255 000 Hallenser wohnte. Silberhöhe: die zweitgrößte Plattensiedlung der Stadt mit zur Zeit noch ca. 24 000 Einwohnern. Am Ende der zweitägigen Starterkonferenz zur Sozialen Stadt werden weitere vier bis fünf Haushalte voraussichtlich ausgezogen sein und nur etwa zwei werden von außen in diesen Stadtteil ziehen.

Es werden sozial schwache Haushalte sein. Sie tragen dazu bei, dass die vorhandene Sozialproblematik dieses Stadtteils weiter verstärkt wird und die sogenannte Segregation zunehmen wird.

Diese Sozialschwäche wird durch fast alle signifikanten Sozialindikatoren bestätigt. Von der schon fast alles erklärenden hohen Arbeitslosenquote (25,6 Prozent gegenüber 20,7 Prozent innerhalb der Gesamtstadt) über den hohen Anteil der Sozialhilfeempfänger (1 760 Personen) bis zur Jugendkriminalität.

Für die dramatische Entvölkerung ist nur zum Teil der leider unveränderte Rückgang der natürlichen Bevölkerung unserer Stadt verantwortlich.

Die viel zitierten Wegbrüche der Industriearbeitsplätze des ehemaligen Chemiestandortes Halle erklären die hohe Arbeitslosigkeit und die Wegzüge in den ersten Jahren nach der Wende, nicht aber die jetzt festzustellenden Wegzüge innerhalb ein und derselben Stadtregion.

Hierfür sind die mehrschichtigen Qualitätsprobleme dieser Schlafstadt verantwortlich. Suburbia wurde einmal als zivile Form des Garnisonslebens bezeichnet. Aber sub-urbia hat von den beiden die Urbanität kennzeichnenden Komponenten Öffentlichkeit und Privatheit zumindest eine ausgeprägte Privatheit. Silberhöhe hat weder das eine noch das andere in Qualität.

Wir haben diese Qualitätsprobleme in unserem Kurzporträt ausreichend gewürdigt. Wir kämpfen mit dem Doppelproblem, die Infrastruktur für eine am Ende der DDR-Zeit nicht zu Ende gebaute zentrumslose und arbeitsplatzarme Stadt nachzurüsten und gleichzeitig die übliche Modernisierung und Instandsetzung der Wohnungen mit großem Tempo sicherzustellen.

Trotz erheblicher Investitionen vor allem in großzügige Grünanlagen und der Sanierung bzw. Teilsanierung von mehr als der Hälfte aller 14 400 Wohnungen scheinen wir unvermindert gegen den Strom zu schwimmen, gegen den wegziehenden Bevölkerungsstrom.

In Kürze wird mindestens jede fünfte Wohnung leer stehen. Und das Ergebnis unserer sorgfältigen stadtregionalen Wohnraumbedarfsprognose ist, dass in absehbarer Zeit jede dritte Wohnung leer stehen wird, und das bei relativ optimistischen Prognoseannahmen, wenn nicht ein kleines Wunder passiert.

Werden wir also mit dem ideellen und materiellen Programm der Sozialen Stadt den ideellen und materiellen Werteverfall der ehemals sozialistischen Stadt bremsen können? Wie zukunftsfähig ist Silberhöhe? Nachhaltig ist diese Siedlung eigentlich nur noch in punkto Energiebilanz und sparsamem Umgang mit Grund und Boden zu nennen. Wichtige Ansätze! Wir werden mit jedem Pfund wuchern müssen. Wir werden uns Mühe geben, optimistisch zu bleiben und nicht etwa sozialromantisch zu werden, wenn wir dabei den Leitfaden der ARGEBAU zur Ausgestaltung der Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt (vom 22. April 1998) vor Augen haben. Denn die Ansprüche sind hoch. Ich zitiere:

Was ist nun unsere Agenda 21 für die Silberhöhe? Stichworte dazu:

Zum Schluss ein offenes Wort, das nicht missverstanden werden soll, denn wir brauchen jede Hilfe, auch die des Programms Soziale Stadt:

Es wäre unsozial, den Bürgern die Wahrheit zu verweigern. Es wäre unsozial, so zu tun, als könnte Silberhöhe seine jetzige Größe annähernd erhalten und die Notwendigkeit umfassender und vor allem geordneter Abbruchmaßnahmen zu leugnen. Es wäre unsozial, private und öffentliche Fehlinvestitionen zuzulassen. Es wäre unsozial, ohne intensive Wohnungsbauförderung für die Modernisierung von Wohnungen und der Städtebauförderung für die städtebauliche Nachrüstung die Programmziele der Sozialen Stadt in Silberhöhe verwirklichen zu können.

Soziale Stadt © 2000-2007 Deutsches Institut für Urbanistik
Im Auftrag des BMVBS vertreten durch das BBR. Zuletzt geändert am 14.04.2004