soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

Nürnberg - Südstadt-Galgenhof/Steinbühl (Bayern)

Das Modell- und Stadterneuerungsgebiet Galgenhof/Steinbühl ist Teil der Nürnberger Südstadt und umfasst eine Fläche von 63 Hektar mit 11.025 Einwohnern (Stand 1998), davon rund ein Drittel Migranten. Das Gebiet wird durch den Hauptbahnhof mit zugehörigen Gleisanlagen im Norden sowie die stark verkehrsbelastete Gibitzenhofstraße im Westen, Allersberger Straße im Osten und Wölckern-/Landgrabenstraße im Süden abgegrenzt. Wesentliche Entwicklungsfaktoren für die Südstadt waren der Eisenbahnbau und die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts.

Als wichtiger Industrie- und Gewerbestandort Nürnbergs wurde das Gebiet während des Zweiten Weltkriegs stark zerstört; bis heute prägt die Bebauungsstruktur des Wiederaufbaus das Stadtteilbild. Das Modellgebiet zeichnet sich weiterhin durch kleinteilige, gebäudebezogene Mischnutzungen und Kleingemengelagen aus. Parallel zu den Bahnanlagen war ursprünglich der Bau einer 4-spurigen Hauptverkehrsstraße geplant, für deren Realisierung die Stadt bereits große Flächen erworben hatte. Seit Aufhebung dieser Verkehrsplanung im Jahr 1984 müssen die Flächen, die heute in weiten Teilen brach liegen oder provisorisch belegt sind (Kfz-Handel, Parkplätze), einer neuen Nutzung zugeführt und das Areal "Hinterm Bahnhof" als Eingangszone für die Südstadt funktionell und gestalterisch verbessert werden. Vorbereitende Untersuchungen des Stadtplanungsamtes nach § 141 BauGB zeigten 1994 städtebauliche Missstände und Funktionsdefizite der Südstadt auf; das Gebiet Galgenhof/Steinbühl wurde 1996 als Sanierungsgebiet förmlich festgelegt; 1998 folgte die Veröffentlichung des städtebaulichen Rahmenplans und des Programmplans für das Gebiet.

Probleme:
      Räumliche Barriere Bahnanlage trennt Südstadt von Innenstadt (dadurch insgesamt isolierte räumliche Lage), Kleingemengelagenproblematik/uneinheitliches Stadtbild, Gestaltungsmängel im öffentlichen Raum (unstrukturierte Platzsituationen, monotone Fassadengestaltung der 50er und 60er Jahre, fehlende Orientierungspunkte bzw. identifikatorische "Landmarken"), hohe Verkehrs- bzw. Lärm- und Abgasbelastung, Stellplatzproblematik, Frei- und Spielflächenmangel, hoher Versiegelungsgrad, Brachflächen (teilweise als Kfz-Stellflächen und informelle Montageplätze genutzt), Mangel an familiengerechten Wohnungen (43% des Bestands sind 2-Zimer-Wohnungen), bauliche Mängel/Sanierungs- und Modernisierungsbedarf vor allem an/in Schlichtbauten aus den 50er Jahren (Wärmedämmung, Heizung, Sanitär), heterogene Eigentümerstruktur, kaum positive Ausstrahlungseffekte über das Gebiet hinaus, defizitäre Infrastrukturversorgung im sozialen und kulturellen Bereich, hohe Fluktuation (Südstadt als "Durchlaufstation") leicht rückgängige Einwohnerzahl/ Abwanderung, zunehmender Migrantenanteil (1998: 32,4%; Gesamtstadt: 16,5%), überdurchschnittlicher Anteil an Sozialhilfeempfängern (1998: 11,4%; Gesamtstadt 6,0%), geringes Identifikationspotential ("Stadtteilleben" und -kultur), Negativimage. Zu den sozialen Problemen im Gebiet - beispielsweise liegt der Anteil der Sozialhilfeempfänger über dem gesamtstädtischen Durchschnitt - werden gegenwärtig erste Untersuchungen vorbereitet (u.a. Auswertung von Sozialdaten auf mikroräumlicher Basis).

Ziele, Strategien, Maßnahmen:
      Handlungsfeld Wohnen: Bestandssicherung, Modernisierung (u.a. Umstellung der Heizsysteme), Teilentkernung, Erhalt preiswerten Wohnraums, Bebauung mindergenutzter Grundstücke, Dachgeschossausbau;
Handlungsfeld Verkehr/Öffentlicher Raum: Verbesserung/Ergänzung Fuß- und Radwegenetz, Aufwertung Straßenraum, Platzgestaltung, Begrünung, Verkehrsberuhi-gung, Schulwegsicherung, Ordnung des ruhenden Verkehrs;
Handlungsfeld Klimaschutz/Altlasten: CO2-Minderung, Blockdurchlüftung, Reduzierung gewerblicher Emissionen;
Handlungsfeld Gewerbe/Beschäftigung: Sicherung kleinteiliger Gewerbestrukturen, Lösung von Nutzungskonflikten, Verbesserung des wohnortnahen Arbeitsplatzangebotes, Umnutzung freiwerdender Gewerbeflächen;
Handlungsfeld Soziales/Kultur: Verbesserung der Versorgung mit Kindergartenplätzen, Ergänzung der Angebote für Jugendliche und ältere Menschen sowie für Migranten, Ergänzung von Beratungs- und Kultureinrichtungen, Einrichtung eines "Südstadtzentrums" mit verschiedenen sozialen und kulturellen Angeboten;
bisher realisierte Maßnahmen: Neuanlage eines Parks südlich der Bahnanlage, Umgestaltung von zwei Schulhöfen, Neuanlage einer Spielfläche, 22 Instandsetzungs-/-Modernisierungsmaßnahmen, Wohnungsneubau, Hof- und Platzgestaltungen, Gestaltungsmaßnahmen in der Fußgängerzone Breitscheidstraße. Weitere Maßnahmen in den Bereichen Soziales/Kultur werden vorbereitet.

Status der Entwicklungskonzepte:
      Vorbereitende Untersuchungen (1994), förmliches festgesetztes Stadterneuerungsgebiet seit 1996, Städtebaulicher Rahmenplan und Programmplan (1997, Veröffentlichung 1998), drei rechtsverbindliche Bebauungspläne, weitere drei Einleitungsbeschlüsse für Bebauungspläne sowie zwei Erhaltungssatzungen für das Gebiet.

Eingesetzte Mittel und Bündelungsansätze:
      Finanzierungsrahmen in Höhe von 14 Mio. DM (1996-1998): Bayerisches Städtebauförderungsprogramm, ab 1999 Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt"; darüber hinaus Mittel aus Wohnungsbauförderung, Bayerischem Modernisierungsprogramm, Städtischem Programm zur Verbesserung der Wohnverhältnisse, Schallschutzfensterprogramm); die Stadt Nürnberg geht davon aus, ab dem Jahr 2000 Mittel aus den EU-Strukturfonds zu erhalten (Ziel-2).

Akteure der Stadtentwicklung:
      Amt für Wohnen und Stadterneuerung, Sozialreferat, weitere Fachdienststellen im Projektzusammenhang, Meinungsträgerkreis (25 Vertreter aus Organisationen, Institutionen und sonstigen gesellschaftlichen Gruppen aus dem Stadtteil), Südstadtladen, zwei lokale Einzelhändlergruppierungen; erweiterter Akteurkreis auf Verwaltungsebene wird angestrebt.

Stadtteilmanagement:
      in Konzeptionsphase.

Öffentlichkeitsarbeit:
      Infopavillon ("Infobox") seit 1997 mit Beratungsangeboten zu Fragen der Sanierung, verschiedene Handouts zu einzelnen Sanierungsprojekten (einheitliches Erscheinungsbild analog anderer Nürnberger Stadterneuerungsgebiete), regelmäßige Berichte in lokaler Presse, Teilnahme am Südstadtfest (jährlich).

Monitoring/Controlling:
      bisher sind keine Konzepte/Instrumente bekannt.

Lageplan Nürnberg-Galgenhof (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Quelle: Programmgrundlagen, Deutsches Institut für Urbanistik, Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt Bd. 3, Berlin, 2000

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