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Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

Leinefelde-Südstadt (Thüringen)

Das 105 Hektar umfassende, südlich des historischen Ortskerns gelegene Plattenbaugebiet Südstadt entstand in den 60er bis 80er Jahren als Wohnsiedlung für Arbeiter und ihre Familien des in Leinefelde angesiedelten Textilkombinats mit 4.600 Arbeitsplätzen bzw. des Zementwerkes im benachbarten Deuna. Hier wohnen mit 9 500 Einwohnern fast 80 Prozent der Gesamtbevölkerung von Leinefelde (12.315 EW); 1989 waren es noch 90 Prozent der Gesamtbevölkerung. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung liegt mit 2 Prozent etwas höher als im gesamten Stadtgebiet (1,5 Prozent). 3 Prozent der Wohnbevölkerung der Südstadt sind Russlanddeutsche. Der Anteil der Alleinerziehenden liegt bei 8 Prozent. Mit dem Rückgang der Arbeitsplätze (in der Textilindustrie auf 450) stieg die Zahl der Arbeitslosen trotz der Pendler in die Wirtschaftsräume Göttingen und Kassel und liegt in der Südstadt bei 20 Prozent. 75 Prozent der Arbeitslosen sind Frauen. Hinzuzurechnen sind 10 Prozent, die auf dem zweiten Arbeitsmarkt zur Zeit beschäftigt sind.

Probleme:
      Monostruktur, landschaftliche Anbindung fehlt, Einseitigkeit des Wohnungsangebotes: Mietwohnungen mit weitgehend einheitlichem niedrigen Standard (schlechte Fenster, kleine Räume, Bad und Küche ohne Fenster, schlechter Zustand von Sanitäranlagen, von Balkonen usw., fehlende Wärmeisolierung); Defizite in der Infrastruktur wie z.B. zu wenig Grünflächen bzw. in zu schlechtem Zustand, fehlende Spiel- und Sportmöglichkeiten, kaum Angebote für Jugendliche, fehlende Freizeit- und Kulturangebote, unterentwickelte Zentrumsfunktion (keine Post, zu wenig Dienstleistungen), fehlende Autostellplätze; begrenzte Beschäftigungsmöglichkeiten und höhere Wohnansprüche führen zum Wegzug aus der Südstadt, freiwerdende, vor allem größere Wohnungen nur schwer vermietbar, nur an Übersiedler und Asylbewerber, 20 Prozent Leerstand; Folgen sind unter anderem Verschärfung der sozialen Spannung, fehlende Quartiersidentität (30 Prozent möchten baldmöglichst wegziehen).

Die Mehrheit (78 Prozent) der Bevölkerung in der Südstadt verfügt über ein geringes bzw. mittleres Einkommen.

Ziele, Strategien, Maßnahmen:
      Ziele des Rahmenplans: Herstellung eines funktionalen und räumlichen Zusammenhangs zwischen Südstadt und altem Ortskern durch tangierende überörtliche Straßen, Differenzierung und klare Ausprägung öffentlicher/halb-öffentlicher/privater Freiflächen, Differenzierung des Wohnungsangebotes durch Abriss und Neubau und Wohnungsmodernisierung, soziale Stabilisierung, funktionale Durchmischung durch Standorte für Einkaufs- und Dienstleistungsangebote, Wohnumfeldverbesserung; Beschäftigungsförderung, Auslagerung des ruhenden Verkehrs aus den Wohninnenhöfen, Differenzierung von Straßentypen. In Vorbereitung: Projekt zur Förderung endogener Potentiale.

Status der Entwicklungskonzepte:
      Für das gesamte Gebiet liegt seit 1995 ein Rahmenplan vor, der 1999 noch einmal überarbeitet und konkretisiert wurde. Der Rahmenplan ist von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen und wird vom Stadtplanungsamt in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro GRAS realisiert.

Eingesetzte Mittel und Bündelungsansätze:
      Städtebauförderung 1993 bis 1998, Wohnungsbauförderung, Mittel des Kultusministeriums zum Umbau und der Sanierung von Schulen; Wirtschaftsförderung: in Vorbereitung; Projektförderung vom Ministerium für Gesundheit und Soziales, der Bundesanstalt für Arbeit und der Stadt; bisherige Bündelung auf Landesebene: Städtebauförderung und Wohnungsmodernisierung, Städtebauförderung und Förderung von Sporteinrichtungen; Mittel der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

Akteure der Stadtentwicklung:
      Ämter der Stadt Leinefelde, Landkreis, Arbeitskreis Wirtschaft, Arbeitskreis Wohnen, Wohnungsunternehmen (Wohnungs- und Verwaltungs-GbmH Leinefelde, Leinefelder Wohnungsbaugenossenschaft, Wohnungsbaugenossenschaft Otto-Julius Schumacher), Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Umweltakademie Nordthüringen (UAN), Schulprojekt "virtuelle Südstadt", Projekt "Öko-soziale Aufwertung verdichteter Wohngebiete, Tauschbörse (UAN), Beratungsstelle der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, Bewohnerinformation Südstadt (BIS 2000), verschiedene Vereine wie Verein "Offener Kanal Leine-TV", Eichsfelder Wanderfreunde Leinefelde 90.

Stadtteilmanagement:
      Bisher regelmäßige Koordination zwischen den Akteuren unter Federführung der Stadt; bis 2000 als Anlaufstelle für die Bürger, Beratungsstelle der städtischen Wohnungsbaugesellschaft; geplant: zusätzliche EXPO-Koordination mit Gestaltung aktiver Foren, Öffentlichkeitsarbeit, Imagekampagne usw.

Öffentlichkeitsarbeit:
      Bewohnerinformation Südstadt, Info-Broschüren zum Projekt "ZukunftsWerkStadt", Arbeitskreise Wohnen, Arbeiten, Natur, Bürgerveranstaltungen/Foren, Stadtfest/ Wohngebietsfest.

Monitoring/Controlling:
      Bürgerbefragungen und statistisches Material liegen vor und sollen fortgeschrieben werden; Bewertung von Bevölkerungsentwicklung und sozialer Zusammensetzung, Einkommenssituation, Kennziffern der Wirtschaftsstruktur.

Lageplan Leinefelde Südstadt (zum Vergrößern auf das Bild klicken)

Quelle: Programmgrundlagen, Deutsches Institut für Urbanistik, Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt Bd. 3, Berlin, 2000

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