Der am nördlichen Stadtrand gelegene Stadtteil Vahrenheide-Ost umfasst ein etwa 73 Hektar großes Areal und hat eine Einwohnerzahl von etwa 8 000. Im Vergleich zur Gesamtstadt ist Vahrenheide-Ost von der Altersstruktur her ein junger Stadtteil. Der Anteil der Migranten ist relativ hoch (34% gegenüber 14% in der Gesamtstadt). Der Stadtteil ist überwiegend geprägt durch eine aufgelockerte, stark durchgrünte Bebauung in Zeilenform der späten 50er bzw. frühen 60er Jahre. Im Südosten des Quartiers befindet sich eine bis 18-geschossige Großplattenbebauung aus den 70er Jahren. Hinsichtlich der baulichen Nutzung dominiert in Vahrenheide-Ost die Wohnnutzung. Im Januar 1998 wurde der Stadtteil als Sanierungsgebiet förmlich festgelegt.
Probleme:Monostruktur, städtebaulich nicht integrierte Hochhausanlage, 85 % der Wohnungen mit Belegrechten der Stadt, Leerstand von Wohn- und Gewerbeflächen, erhöhte Fluktuation, Defizite der öffentlichen Frei- und Straßenräume und der Infrastruktur, Negativ-Image als sozialer Brennpunkt, im gesamtstädtischen Vergleich überdurchschnittlich hohe Arbeitslosenquote (20,5 % gegenüber 10,7 %), soziale Konflikte, Suchtprobleme. |
Ausrichtung der Belegungspolitik und -praxis am Ziel der Entwicklung von Nachbarschaften, soziale Durchmischung, Förderung der Teilhabe und Selbstorganisation der Bewohner, Umstrukturierung/Anpassung der sozialen Infrastruktur auf die Erfordernisse der Stadtteilbevölkerung, Streuung des bislang überwiegenden Einzeleigentums u.a. durch Verkauf an Wohnungsbaugenossenschaften sowie durch Wohnungsprivatisierung an Mieter und Selbstnutzer, Angebot geeigneter Wohnformen durch Umbau und Ergänzung des Bestandes, Stärkung der lokalen Wirtschaft, Schaffen von Arbeit im Quartier, Behebung der funktionalen, baulichen und städtebaulichen Mängel unter Einbeziehung der Bewohnerschaft usw.; derzeit: Entwicklung eines integrierten Rahmenkonzeptes zur sozialen Entwicklung, Rahmenkonzept für Gebäudemodernisierung und Wohnumfeldverbesserung, Stabilisierung und Aufwertung der Einkaufszentren, Förderung der Nutzungsmischung, Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen, Einbinden von Mieterbeiräten und Hausgemeinschaften in Entscheidungen der Wohnungsvergabe usw.; realisierte Projekte: u.a. Umbau von zwei Hochgaragen in Gemeinbedarfs-, Gewerbe- und Wohnflächen, Modernisierung von Zeilengebäuden mit Aufwertung der Eingangsbereiche in der 60er Jahre Siedlung, Einbau einer Conciergerie in den Eingang des Hochhauses Klingenthal 6 B , Mädchencafe, Firma Mieterservice der GBH, Beschäftigungsprojekte in den Arbeitsfeldern Abfallberatung und Nachbarschaftshilfe (Bürgerservice), Initiierung/Unterstützung von Vereinen und Initiativen (Bürger-forum); geplante Projekte: Haus für Eigenarbeit, Nachbarschaftszentrum. |
Ratsbeschluss über die förmliche Festlegung als Sanierungsgebiet gemäß § 143 BauGB vom 21. Januar 1998; Beschlüsse der Sanierungskommission vom 22. September 1998 über die "Wohnungspolitischen Leitlinien für das Sanierungsgebiet Vahrenheide-Ost" und über die "Einrichtung eines Gebietsfonds für das Sanierungsgebiet Vahrenheide-Ost". |
Mittel aus dem städtischen Wohnumfeldprogramm "Stadtteilentwicklungsprogramm, Hannover 2001", Wohnungsbauförderungsmittel, Mittel der Städtebauförderung und der Arbeitsförderung; vorgesehene oder bereits beantragte Mittel: städtische Wirtschaftsförderungsmittel, Mittel des Landes zur Frauenförderung, zur Integration ausländischer Jugendlicher, zur Suchtbekämpfung, Lotto-Toto-Spielbankmittel; im Rahmen des gemeinsamen Aktionsprogramms "Integrierte Sanierung Vahrenheide-Ost" des Landes und der Stadt erfolgt eine Bündelung von Ressorts auf Landesebene; eine halbjährlich zusammentretende Koordinationsrunde, in der die relevanten städtischen Ämter, Landesstellen, Wohnungsbauunternehmen sowie der Sanierungsbeauftragte vertreten sind, dient der organisatorischen Absicherung der Integration der Aufgaben und Programme. |
Sozialdezernat, Baudezernat, Amt für Wohnungswesen, Amt für Koordinierung und Controlling, Sanierungsbeauftragter, Eigentümer und Pächter der Betriebe in den Einkaufszentren, Wohnungsunternehmen (Gesellschaft für Bauen und Wohnen - GBH, Wohnungsbaugenossenschaft VASA), Schulen, Initiativen/Netzwerke: Bürgerforum, Mieterbeiräte der GBH, Nachbarschaftsinitiative, Förderverein "Leben und Arbeiten im Stadtteil", Grünpflege e.V., Mieterverein. |
Seit Mai 1998 arbeitet das Sanierungsbüro (beteiligt: Sozial- und Baudezernat, GBH, federführend der Sanierungsbeauftragte) mit dem Ziel, eine dauerhafte Stadtteilagentur einzurichten; Aufgaben: Planungskoordination, Erarbeitung eines integrierten Rahmenkonzepts, Fördermittelaquisition, Vorbereitung der Einrichtung eines Quartiersfonds, Bündelung der Kräfte im Stadtteil, Dienstleistungsfunktion für Bürger usw. |
Informationsveranstaltungen, Sanierungszeitung regelmäßige öffentliche Sitzungen der Sanierungskommission und des Bürgerforums. Die Sanierungskommission besteht aus sechs Rats- bzw. Bezirksratsmitgliedern und sechs Bürgervertretern. In diesem Gremium werden alle relevanten Fragen zur Sanierung (z.B. zu Planungskonzepten und dem Einsatz von Sanierungsmitteln) behandelt und als Beschlussempfehlungen zur Vorbereitung der Beschlüsse des städtischen Rates, Stadtbezirksrates und der entsprechenden Ausschüsse weitergeleitet. Das Bürgerforum tagt seit Juni 1998 regelmäßig alle zwei Wochen. Aus dem Bürgerforum heraus sind Arbeitsgruppen entstanden, in denen Einzelfragen (z.B. Umgang mit dem Hochhausbereich Klingenthal) behandelt werden. Die Stellungnahmen des Bürgerforums sind regelmäßiger Tagesordnungspunkt der Sanierungskommission Vahrenheide-Ost. Seit Dezember 1999 wird das Bürgerforum in seiner Arbeit von einer Anwaltsplanerin unterstützt. |
Quelle: Programmgrundlagen, Deutsches Institut für Urbanistik, Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt Bd. 3, Berlin, 2000 |