Das 203,4 Hektar umfassende, zwischen 1979 und 1989 erbaute Quartier Silberhöhe, basierend auf der städtebaulichen Grundidee der Trabantenstadt, stellt das zweitgrößte zusammenhängende Gebiet des industriellen Wohnungsbaus in Halle dar und war bis zur Wende wichtiger Wohnstandort der in den Chemiekombinaten Leuna und Buna Beschäftigten. Das Gebiet ist durch den ÖPNV gut erschlossen und an die Innenstadt angebunden. In Silberhöhe leben derzeit 26 024 Einwohner - davon 2,51% Migranten -, die zu 25,6% von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Das Gebiet weist schwerwiegende städtebauliche und soziale Probleme auf, die aus dem Strukturwandel der Nach-Wende-Zeit resultieren. Konzertierte Entwicklungsmaßnahmen werden durch die Vielzahl von Wohnungseigentümern erschwert.
Probleme:Nicht abgeschlossene städtebauliche Entwicklung bis zur Wende, Monostruktur Wohnen, funktionale Defizite im gesamtstädtischen Kontext, schlechte Anbindung an Naherholungsgebiete, Gebäudegestaltungsmängel, hohe Baudichte, Nutzungskonflikte, Mangel an multifunktional nutzbaren Räumen für gewerbliche und kulturelle Zwecke, keine übergebietlichen Standortqualitäten, drastischer Anstieg des Motorisierungsgrades, daraus resultierend: große Stellplatzdefizite, mangelhaftes Fuß- und Radwegenetz, räumliche Barriere durch Straßenbahntrasse, Wohnumfeld- und Freiflächendefizite, Defizite im Kultur-, Freizeit- und Bildungsangebot, umfassende Deindustrialisierung im Ballungsraum Halle-Merseburg-Bitterfeld, (Jugend-) Arbeitslosigkeit, Abwanderung, Segregation, fortschreitender Leerstand von Wohnungen und Gemeinbedarfseinrichtungen, heterogene Eigentümerstruktur. |
Behutsame Stadterneuerung, Neugestaltung der Eingangsbereiche zum Stadtteil, gebäudebezogene Erneuerungsmaßnahmen, punktueller Rückbau, Wohnumfeldverbesserung, Nachbesserung von Grundstückszuordnungen, Begrünungsmaßnahmen, Aufwertung von Freiflächen, Entwicklung eines Straßenraumkonzeptes, Verbesserung der inneren Erschließung insbesondere über Fuß- und Radwege, Verbesserung des ÖPNV-Angebotes, Standortentwicklung für kleine und mittlere Unternehmen, Gebäudeumnutzungen für soziale Zwecke, Entwicklung und Ausbau von Freizeiteinrichtungen, Entwicklung eines Konzeptes für integriertes Bürger-, Jugend- und Kulturzentrum einschließlich Träger- und Finanzierungskonzept, Maßnahmen zur beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung u.a. in Kombination mit Durchführung von Stadtteilprojekten, Kooperation mit Wohnungsunternehmen, Vernetzung bürgerschaftlicher Einrichtungen, Bewohnerbeteiligung, Schaffung und Förderung von Stadtteilidentität, Propagierung von Selbsthilfekonzepten im Wohnungs- und Wohnumfeldbereich. |
Rahmenplan Silberhöhe (1995), Modell "Wohnungsplattform Silberhöhe" seit 1997 basiert auf informellen, jedoch ausführlich und fortlaufend erörterten Vereinbarungen im Kreis aller Beteiligten ("labile Kontinuität") unter Anwendung des Konsensprinzips. Entwurf eines städtebaulichen Leitbildes vom Dezember 1999, Vorbereitung einer Vereinbarung mit den Wohnungsunternehmen vor Ort zum weiteren Vorgehen. |
Städtebauförderungsmittel im Rahmen der Bund-Länder-Förderung "Weiterentwicklung großer Neubaugebiete", Landesfördermittel für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen, Modernisierungs- und Instandsetzungsförderung für Gebäude (KfW-Mittel z. T. in Kombination mit ModInst-Fördermittel), geplant: Bund-Länder- und Landesförderungsmittel im städtebaulichen Bereich, Wirtschafts und Arbeitsförderungsmittel inklusive EU-Mittel (EFRE, ESF). Bündelung auf Landes-, kommunaler sowie Einzelprojektebene (Beteiligte: MWVS, Landesressorts für Soziales, Arbeit und Wirtschaft; Federführung: Stadt Halle [Dezernat Planen und Umwelt] unter Mitwirkung der S.T.E.R.N: Gesellschaft für behutsame Stadterneuerung mbH als Koordinierungsbeauftragter) und dem Architekturbüro Bendemann, Halle. |
Städtische Ämter der Ressorts Wirtschaft, Finanzen, Planen und Umwelt, Kultur, Bildung und Sport, Jugend, Soziales und Gesundheit sowie Bauen; Einzelhandelsunternehmen, "Wohnungsplattform Silberhöhe", Wohnungszwischenerwerber, sechs Wohnungsunternehmen, S.T.E.R.N GmbH, Berlin, Kinderschutzbund, Caritas, AWO, Freie Wohlfahrtsverbände, Senioren-Kreativ-Verein e.V., Sozio-kulturelles Zentrum sowie Jugend-Freizeit-Einrichtung "Bäumchen", Begegnungsstätte "Schöpf-Kelle", Arbeitsgruppe "Lokale Agenda Silberhöhe", Caritas-Anlaufstelle, Architekturbüro Bendemann und sozialer Beratungsdienst. |
Ein institutionalisiertes Stadtteilmanagement ist eingerichtet worden. Zunächst erfolgte Ende 1998 eine Vernetzung aller involvierten Initiativen, Projektträger, Eigentümer, Vereine sowie der Stadtverwaltung in Form einer ersten Stadtteilkonferenz Silberhöhe. Mit der Bewilligung von Fördermitteln aus dem Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" wurde ein Stadtteilmanagement initiiert mit den Aufgaben weitere Akteursvernetzung sowie Koordination und Anschub der vorgesehen Maßnahmen. |
"Wohnungsplattform Silberhöhe", Arbeitskreis Silberhöhe, Stadtteilkonferenzen; geplant: Eröffnung eines Stadtteilbüros am 3. Februar 2000; Imageverbesserung, Standortmarketing, Plazierung von Pilotprojekten mit Ausstrahlungskraft, Stadtteilnachrichten, Planungszeitungen. |
Quelle: Programmgrundlagen, Deutsches Institut für Urbanistik, Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt Bd. 3, Berlin, 2000 |