Das 51 ha umfassende, von seiner industriellen Entstehungsgeschichte geprägte ehemalige Stadterweiterungsgebiet Flensburg-Neustadt - bestehend aus Teilbereichen der Stadtteile Neustadt und Nordstadt - stellt eine Gemengelage aus gründerzeitlicher Wohnbebauung, Arbeiterwohnungs- und Mietshausbau, Villen und Einfamilienhäusern, öffentlichen und Militärbauten, großflächigen Einzelhandelsmärkten aus den 60er und 70er Jahren sowie (alt-) industrieller und gewerblicher Nutzung dar. Mit einem Anteil von 21% Kindern und Jugendlichen (Gesamtstadt: 18%) handelt es sich im Hinblick auf die Bevölkerungsstruktur um einen vergleichsweise jungen Stadtteil. Unter den 4.532 Einwohnern des Gebietes finden sich überdurchschnittlich hohe Anteile benachteiligter Bevölkerungsgruppen: Die Arbeitslosenquote in Flensburg-Neustadt beträgt 30% (Gesamtstadt: 16%), 22% sind Sozialhilfeempfänger (Gesamtstadt: 9%). Auch der Migrantenanteil übertrifft mit 25% den gesamtstädtischen Durchschnitt von 8%. Gleiches gilt für den Anteil von Alleinerziehenden - fast ausschließlich Frauen: 24% der Kinder und Jugendlichen in Flensburg-Neustadt leben bei nur einem Elternteil; auf gesamtstädtischer Ebene sind es lediglich 10%.
Probleme:Großgemengelage mit gegenseitigen Nutzungsbeeinträchtigungen, starke städtebauliche Brüche, Fehlen eines Stadtteilzentrums, (Gewerbe-)Flächenbrachen, deutliche Wohnungs- und Wohnumfeldmängel (Gebäudesubstanz, Freiraumgestaltung) mit punktueller Problemkonzentration, hohe Leerstandsquote (10,6%) aufgrund baulicher Mängel und/oder Abwanderung einkommensstärkerer Haushalte, hohe Bebauungsdichte/hoher Versiegelungsgrad, unzureichendes Geh- und Fahrradwegenetz, mangelndes Parkraumangebot, hohe Umweltbelastung durch emittierende Gewerbe und Straßenverkehr, mangelndes Frei- und Grünflächenangebot, einseitige Sozialstruktur, starke Segregation zum Nachteil der "Neustadt", unterdurchschnittliche Haushaltseinkommen, überdurchschnittliche Abhängigkeit von Transferleistungen, niedriges (Aus-)Bildungs- und Qualifizierungsniveau, niedrige Frauenerwerbstätigkeit, unzureichende Ausstattung mit öffentlichen und privaten Infrastruktureinrichtungen vor allem im sozialen Beratungs- und Betreuungsbereich, mangelnde Gesundheitsversorgung/unzureichendes Vorsorgeverhalten, soziale Spannungen, Prostitution, Vandalismus, überproportionale (Gewalt-)Kriminalität, Drogenproblematik, Negativimage. |
Die in Flensburg-Neustadt formulierten Entwicklungsziele betreffen die Bereiche Wohnungsbestands-, städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung, Bildung/Qualifizierung/Beschäftigung, soziale und kulturelle Infrastruktur, neue Organisations- und Trägerstrukturen/Stadtteil- und Quartiersmanagement sowie allgemein eine sozial orientierte integrierte Stadtteilentwicklung. Im einzelnen sind u.a. folgende Maßnahmen vorgesehen: Gebäudemodernisierung, -umbau und -neubau, Wohnungsbelegungsmanagement; Maßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung; Verkehrsberuhigung, Erhöhung der Verkehrssicherheit, Verbesserung der ÖPNV-Taktung, Vernetzung von Rad- und Fußwegen; Entsiegelung, Freiflächenaufwertung und Begrünung, Verbesserung des Angebotes an Freizeitflächen; Bodenordnungsmaßnahmen, Förderung von Mischnutzungskonzepten; Sicherung vorhandener Arbeitsplätze bzw. bestehender Betriebe, Förderung klein- und mittelständischer Betriebe, Einrichtung eines Multimedia- und eines Existenzgründerzentrums sowie eines Gewerbehofes; Einrichtung eines Stadtteilzentrums, Betrieb eines "Projekthauses" mit Werkstattcharakter, Angebot von Sprachkursen; Einrichtung eines Jugendcafés und einer Kindertagesstätte, multikulturelle Angebote; Schaffung sozialer Treffpunkte, Unterstützung lokaler Initiativen; Einrichtung eines Stadtteilbüros, Vernetzung vorhandener Organisationsformen; Maßnahmen zur Stärkung der Selbsthilfepotenziale und zur Imageverbesserung. |
Die vorbereitenden Untersuchungen zu einem Sanierungsverfahren sind abgeschlossen, der Ratsbeschluss zur Festlegung eines Sanierungsgebietes "Neustadt" ab 1.1.2000 erfolgte im November 1999. Für den Bereich städtebauliche Planung sind von drei Büros konkurrierende Planungskonzepte (Konzeptentwurf [Leitbildentwicklung, Strukturplan, Strategiekonzept] und Maßnahmenplan-Entwurf [Stufenkonzept, Initial- und Schwerpunktprojekte]) als fachliche und politische Diskussionsgrundlage sowie für die Bürgerbeteiligung erarbeitet worden; weitere Planungen befinden sich in der Entwicklung. Am 10./11.9.1999 fand eine Klausurtagung zur Definition eines Strukturkonzeptes (vorläufiger Rahmenplan) statt; Projekte und konkrete Maßnahmen werden noch entwickelt. Beginn der Umsetzungsphase: Anfang 2000; Projektstart durch Einrichtung eines Stadtteilbüros im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Soziale Stadt". |
Die Komplentärfinanzierung der Vorhaben ist im städtischen Investitionsplan 1999-2003 enthalten, Haushaltsmittel für 2000 sind beantragt. |
fachübergreifende Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung, Städtebauförderungsreferat, Stadtrat, Planer, Sanierungsbeirat, IHK, Arbeitskreis Nord, IG Neustadt (Gewerbetreibende), Kirchen (u.a. Projekt "Leben und arbeiten in der Neustadt"), Bewohner. |
befindet sich noch in der Entwicklung; das Stadtteilbüro ist am 16. Februar 2000 eröffnet worden. |
Einwohnerversammlungen, Sanierungstreffs, Pressearbeit, Befragungen, Kontaktauf-nahme zu verschiedenen Einrichtungen, Stadtteilzeitung, Einrichtung von Arbeits-kreisen, Durchführung eines Fotowettbewerbs. |
wird noch entwickelt; vorgesehen ist die Erarbeitung von Themenbausteinen und In-dikatoren für eine Evaluation
|
Quelle: Programmgrundlagen, Deutsches Institut für Urbanistik, Arbeitspapiere zum Programm Soziale Stadt Bd. 3, Berlin, 2000 |