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soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

 

Sachsen-Anhalt: Stendal, Stadtsee


Kulturzentrum "Die Kunstplatte e.V."


Gebietstyp

Neubauquartier (ab 1945)

Gebietslage

Innenstadtrand

Zentral(e) Handlungsfeld(er)

Strategische Handlungsfelder: Aktivierung und Beteiligung
Inhaltliche Handlungsfelder: Soziale Aktivitäten und soziale Infrastruktur, Stadtteilkultur, Zusammenleben unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen

Der Schwerpunkt liegt im strategischen Handlungsfeld.

Projektbeschreibung

Vorgeschichte


Die Stadt Stendal lässt sich aus zwei Blickwinkeln betrachten: aus Sicht der inzwischen sanierten historischen Innenstadt mit eine Fülle von kulturellen Veranstaltungen - oder aus Sicht der 18.000 Bewohner der Plattenbaugebiete, deren kulturelle und damit soziale Integration in das Stadtleben durch verschiedene Hindernisse eher verstellt ist.

Der physische Abstand ("Ins Theater gehen") und die soziale Entfernung ("Wer ist Winckelmann?") von kulturellen Ereignissen sind die vorrangigen Hindernisse, die das Projekt die Kunstplatte zu seiner Gründung veranlasst hat:
Die Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG) und der Kunstsalon Monika von Puttkamer organisierten im Sommer 1998 (12. Juni bis 12. Juli) ein Kurzzeitprojekt: Kunst- und Kulturwochen im Stadtseegebiet - in der Ladenzeile hinter dem Altmarkforum.

Beteiligt waren etwa 50 Jugendliche, Künstler/Innen aus den Bereichen Bildende Kunst, Fotografie, Schauspiel und Musik, aus dem handwerklichen Bereich eine Tischlerin und ein Elektriker. Zu den Kunstausstellungen, Präsentationen der Kursergebnisse, zur Musicalpremiere, zum Kleinkunstprogramm und zu einer Aufführung des Theaters der Altmark wurden die Bewohner des Stadtseegebietes eingeladen. Alle Veranstaltungen waren sehr gut besucht.

Aufgrund des Erfolges und auf Bitten von Eltern, Jugendlichen und Anwohnern, wurde im November 1998 der Verein "Die Kunstplatte e.V." gegründet und als gemeinnütziger Verein anerkannt. Im Januar 1999 nahm die Kunstplatte zunächst mit Sponsorengeldern und ehrenamtlicher Unterstützung ihre Arbeit auf.

Projektbegründung


Die Kunstplatte verfolgt ein Konzept der sozialen Integration über das Erlernen von "Kunst"fertigkeiten verbunden mit einer überschaubaren und erreichbaren Zielorientierung. Dies im Unterschied zur Schule, langjährigen Ausbildungen oder der üblichen Jugendfreizeitpädagogik.

In einer Gesellschaft, die den Bewohnern sozial schwieriger Quartiere wenig Hoffnung auf Erfolg gibt, erweist sich die Erfahrung der engen Beziehung von "Lernen" und "Können" als wichtiges Hilfsmittel. Wer in vier Wochen von Professionellen z.B. lernt
  • wie richtig serviert wird,
  • wie Kleider entworfen und geschneidert werden,
  • was redaktionelle Arbeit in einer Zeitung bedeutet,
und dies auch vorführen kann, entwickelt ein anderes Selbst- und Lernbewußtsein. Dies zeigen auch die Erfahrungen der Kunstplatte.

Die Kunstplatte hat sich in der Vergangenheit als Orientierung auch für andere kulturelle Institutionen und solche der Jugendarbeit erwiesen, die immer wieder auf die Anregungen der Kunstplatte zurückgegriffen haben, sei es etwa in der Gestaltung der Einladungen, in den Inhalten der Kurse oder auch in direkter Zusammenarbeit.

Als Kulturzentrum im Stadtseegebiet bietet die Kunstplatte also nicht isoliert Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen an, sondern sie hat eine neue Form der Vermittlung von Kunst und Kultur als Teil der Lebensgestaltung und sozialer Aktivitäten entwickelt, an der auch die Bewohner der Innenstadt und des Landkreises teilnehmen und Anteil nehmen.

Der Ansatz der Kunstplatte geht davon aus, die sozialen und daher kulturellen Bedürfnisse insbesondere der jungen Bewohner des Stadtseegebietes zu erkennen, zu nutzen und zu fördern, das heißt insgesamt die Bewohner zu integriertem sozialen Handeln zu bewegen. Hierzu sind Schlüsselpersonen auszumachen, die mit Hilfe der in der Kunstplatte angewandten Möglichkeiten bisher zwar in bescheidenem Maße ausgemacht werden konnten und die Wirksamkeit des Vorgehens bestätigten. Im Sinne der Nachhaltigkeit des Projektes ist dieses Verfahren aber auf eine breitere Basis zu stellen und unabhängiger vom Engagement von freiwilligen Einzelpersonen zu sehen.

In diesem Sinne müssen z.B. die Fragen beantwortet werden: Wie kann sich das Stadtseegebiet kulturell entwickeln? Wer kann dabei mitmachen? Wo würden Sie persönlich mitmachen?
Diese Fragen können einerseits als Instrument für die Bewegung der Bewohner für soziales und kulturelles Engagement eingesetzt werden und sind damit andererseits Werbemaßnahme für die Kunstplatte und Basis ihrer Beständigkeit.

Die Kunstplatte dient damit im Sinne von URBAN 21 als Kristallisationspunkt für nachbarschaftliche Unterstützung, mit Bewohnerbeteiligung, als kulturelle Begegnungsstätte und im Sinne von Gewaltprävention als Unterstützungsmaßnahme für Kinder und Jugendliche.

Ziele (2000-2006)


Die Kunstplatte möchte zu einer nachhaltig positiven Veränderung des soziokulturellen Lebens in der Großsiedlung Stadtsee beitragen. Zu den Angeboten gehören:

1. Kurse für Jugendliche und Erwachsene
Anregung zu kreativer Freizeitgestaltung, realitätsbezogene Wissensvermittlung, Persönlichkeitsentwicklung, Teamgeist und Selbstbewusstsein
Kurse (z. B. Bildende Kunst, Theater, Mode und Design, afrikanische Kochkunst)
  • über einen begrenzten Zeitraum (Projekt)
  • unter Anleitung von Künstlern und Fachleuten
  • mit öffentlicher Präsentation der Ergebnisse

2. Ausstellungen und Veranstaltungen
Aufbau einer kulturellen Szene als fester Bestandteil der Sozialstruktur
  • National und international bekannte bildende Künstler (mit besonderem Schwerpunkt Sachsen-Anhalt)
  • Vernissagen mit Kleinkunstprogrammen von professionellen Künstlern und Jugendlichen der Kunstplatte
  • Führungen für Schulklassen
  • Theateraufführungen eigener Produktionen und des Theaters der Altmark

3. Kulturelle Netzwerke
Integration des Stadtseegebietes in das kulturelle Leben Stendals
  • Zusammenarbeit und Austausch mit Jugendclubs, Theater der Altmark, Zeitungsverlagen
  • Beteiligung an städtischen Aktivitäten, z.B. Kaufhaus Innenstadt
  • Mitwirkung bei öffentlichen Anlässen (Rolandsfest, Talentewettbewerb etc.)

4. Querschnittsaufgaben und Organisation
Förderung der Nachhaltigkeit
  • Sponsorenbetreuung (Fundraising)
  • Pressearbeit + Werbung
  • Zusammenarbeit mit anderen kulturellen und sozialen Institutionen
  • Organisation und Pflege von Netzwerken
  • Kontakte zu Künstlern und Fachleuten
  • Förderung und Ausbildung der ABM-Kraft
  • Beschaffung von Material
  • Programmentwicklung zusammen mit Jugendlichen und Bewohnern des Stadtseegebietes

Anmerkung


Das Projekt "Kunstplatte" ist einer der Preisträger des Preises Soziale Stadt 2000.

Zielgruppe

Bewohnerinnen / Bewohner, Jugendliche

 

Genderaspekt

nein

Finanzierung

Mittel der Bundesanstalt für Arbeit (nach (AFG/SGB III), Kinder- und Jugendhilfemittel nach KJHG (SGB VIII), Mittel aus Landesprogrammen, Kommunale Mittel, Sponsoring / Spenden

Erläuterungen Finanzierung

Mittel aus Landesprogrammen:
  • Regierungspräsidium Magdeburg, Dezernat 35
  • Justizministerium Magdeburg

Kommunale Mittel:
  • Landkreis Stendal, Jugendamt
  • Stadt Stendal, Kulturamt

Sponsoring:
  • Stendaler Wohnungsbaugesellschaft mbH (u.a. kostenfreie Räume)
  • private Sponsoren

Eigeneinnahmen durch Veranstaltungen, Musicalaufführungen, Bilderverkauf und Kulturveranstaltungen.

 

Projektträger

Die Kunstplatte e.V., Kulturzentrum Stendal-Stadtsee

Projektbeteiligte

  • Stendaler Wohnungsbaugesellschaft
  • verschiedene Privatpersonen

Laufend seit

07/1998

 

Literaturhinweise / Zeitungsartikel / Websites

  • GdW Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen e.V., u.a. (Hrsg.): Dokumentation des Wettbewerbes Preis Soziale Stadt 2000. Preisträger, Anerkennungen, Projekte der engeren Wahl, Teilnehmer, Berlin, 2001.

Ansprechpartner


Projektebene
Frau  Monika von Puttkamer
Freiherr-vom-Stein-Str. 2
39576 Stendal
Telefon: +49 (0)3931/210290 und 490980
Telefax: +49 (0)3931/210290
E-mail:

Stand: 20.05.2001

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