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soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

 

Berlin: Berlin-Mitte-Tiergarten-Wedding, Reinickendorfer/Pankstraße


Silberdrachenwelten - Ein Stück Heimat im Kiez.

Umgestaltung der Erika-Mann-Grundschule

Drachenspur: Die Baupiloten schaffen ein Stück Heimat im Kiez: Die Modernisierung der Erika-Mann-Grundschule

Drachenspur: Die Baupiloten schaffen ein Stück Heimat im Kiez: Die Modernisierung der Erika-Mann-Grundschule
Copyright: die Baupiloten, Kontakt: Susanne Hofmann

 


Zentral(e) Handlungsfeld(er)

Strategische Handlungsfelder: Aktivierung und Beteiligung
Inhaltliche Handlungsfelder: Schule und Bildung im Stadtteil

Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Handlungsfeld.

Projektbeschreibung

1. Allgemeine Beschreibung, Projektziele


Der Kiez rund um die Erika-Mann-Grundschule (EMG) ist gekennzeichnet durch 52% Arbeitslose, 72% der hier Lebenden sind ohne Ausbildung oder Lehre, davon wiederum sind 18% ohne Schulabschluss. An der Erika-Mann-Grundschule werden 79% der Kinder aus 16 – 21 Nationen nichtdeutscher Muttersprache unterrichtet. Von den Erika-Mann-Eltern leben 66% unter der Armutsgrenze. Die Schüler kommen aus bildungsfernen Elternhäusern und sind die klassischen Verlierer in den Bildungsstudien wie PISA u.ä. Dieser nicht hinzunehmende Zustand hat an der EMG zur intensiven Schulentwicklung geführt, die in einem Schulprogramm gipfelte. Die EMG ist eine von drei anerkannten Modellschulen zum Theaterspiel.

In diesen Kontext fiel die Umgestaltung der Korridore, um sie als Lern- und Lebensraum zu erobern. Ziel war es, die strenge, monotone Architektur von Beginn des 20. Jahrhunderts aufzulösen und Lernräume für die Schüler auf den Fluren zu schaffen.

Die Schulkinder wurden in den Planungs- und Entscheidungsprozess integriert. Aus deren Wunschvorstellungen ist die Fiktion der Silberdrachenwelt entwickelt worden, die das Konzept für die Umgestaltung der Schule darstellt. Die Baupiloten entwickelten, basierend auf den Ideen der Kinder, Modelle. Das Schülerparlament, welches sich aus Vertretern der Schulklassen zusammensetzt, wählte aus den Modellen ihre Favoriten aus, die in die konkrete Planung übersetzt wurden. Bauherr, unterstützt durch das Quartiermanagement und die Architektin Frau Hofmann, war der Förderverein der Schule selbst.

Ziel des Projekte war die Aufwertung der Schule durch ein innovatives, phantasievolles Projekt. Alle Räume der Schule sollten als Lernorte genutzt werden.

2. Projektdurchführung


Für das von Ludwig Hoffmann 1914 erbaute Schulgebäude erdachten die Schulkinder gemeinsam mit den Baupiloten die Fiktion einer Silberdrachenwelt als Grundlage einer expressiv spielerischen Architektur: Je weiter man sich in das Schulgebäude hinein und in ihm hinauf bewegt, desto stärker ist der Geist des Silberdrachens zu spüren: ein Geist, der sich verändert, der klingt, leuchtet und schimmert.

Die Architekturen umschreiben in den einzelnen Etagen die unterschiedliche Präsenz des imaginären Drachens:
  • Erdgeschoss: Sternenstaubtauchen: Über den gelb-grün lackierten Metallmöbeln wachsen Pflanzen unter violettem Licht und bieten dem Drachen einen Schlafplatz.
  • Erstes Obergeschoss: HauchSanftSein: Zwischen den leichten, transluzenten Schleiern der Decke und den schimmernden, textilen Garderobenschränken wird der Atem des Drachens spürbar.
  • Zweites Obergeschoß: Ein Thron für den Augenblick eines Flügelschlages: Gruppen von 4 Kindern sitzen in aufklappbaren Sitzlandschaften wie in der Flügelbeuge des Drachens, lesen dort, arbeiten und diskutieren.
  • Drittes Obergeschoß: Mit dem Drachen fliegen: Die Schulkinder lernen in kleinen Gruppen zwischen leuchtenden und metallenen Drachenschweifen.
  • Haupttreppenhaus: Riesenbrumsel: Das Treppenauge ist zu einem musikalischen Lehrpfad geworden, der den Drachen tanzen und springen lässt.
  • Nebentreppenhaus: ein Bildergalerienband präsentiert die Arbeiten der Schulkinder.
Die integrierten Garderoben- und Sitzmöbel schaffen Raum für differenzierten Unterricht in kleinen Gruppen und entsprechen damit einer Lernkultur, die im 21. Jahrhundert angekommen ist.

Die einzelnen Flure erlangten durch die Umgestaltung einen inhaltlichen Zusammenhang, der sich auf das Verhalten der Kinder und Erwachsenen positiv, werterhaltend und schützend auswirkt. Die architektonische Umsetzung berücksichtigt durch die Erfahrungen für die Sinne den ganzen Menschen, das Kind in seiner Ganzheitlichkeit. Nur die von Respekt und Akzeptanz getragene Kooperation aller am Schulleben Beteiligter (Eltern, Kinder, Hausmeister, Kollegium) einerseits und die Fachkooperation mit den Bauabteilungen des Bezirksamtes andererseits sowie der Baupiloten, der Architektin, des Quartiersmanagements Pankstrasse und der Firmen konnten die "Silberdrachen" in diesem Rahmen gelingen lassen.

In aufwändiger Abstimmung mit der Verwaltung (Bauaufsicht, Denkmalschutz etc.) konnten die außergewöhnlichen Flureinrichtungen genehmigt werden. Aufgrund knapper Finanzmittel wurden mit hohem Engagement der Schule, des Quartiermanagements und der Architektin kostengünstige Produktionsorte gefunden (Ausbildungsbetriebe und Justizvollzugsanstalten). Für jedes Geschoss wurden ausreichend bemessene Schränke für die Garderobe und Schuhe der Kinder vorgesehen sowie Sitzmöglichkeiten geschaffen.

3. Was wurde erreicht, Ausblick


Die Umsetzung der Silberdrachenwelten ist ein Modell von gelungener Netzwerkarbeit zur Bündelung und Optimierung der persönlichen und sächlichen Ressourcen.
Es wurde erreicht, zutiefst kommunikative Fluranlagen zu gestalten, da sich Räume ergeben, eröffnen und offenbaren. Mit der Umgestaltung ist das alte Schulgebäude heutigen pädagogischen Anforderungen nach differenziertem Unterricht in kleinen Lerngruppen gerecht geworden und schafft Bedingungen für eine moderne Lernkultur.
Mit der Umgestaltung ist eine dauerhafte Verbesserung erzielt worden, die zur Steigerung der Sozial- und Selbstkompetenz der Kinder, Eltern und Bewohner des Kiezes geführt hat. Für die Erika-Mann-Schule ist diese gelungene Synthese von Architektur und Pädagogik der Auftakt zu einem zukunftsgerichteten Umbau zu einer Ganztagsschule, zu einem KinderKiezZentrum.
Die Schule hat sich zu einem Magneten entwickelt, der sich identitätsstiftend dem Kiez öffnet. Weitere Aktivitäten zur Verbesserung des öffentlichen Raumes gehen von der Schule aus, wie die Gestaltung einer Kunstmeile auf der Straße vor der Schule mit Kunstwerken aus dem Schulunterricht.

Alle Abbildungen zu diesem Beitrag
EG: Sternstaubtauchen

EG: Sternstaubtauchen
Copyright: die Baupiloten, Kontakt: Susanne Hofmann

1. OG: Hauchsanftsein

1. OG: Hauchsanftsein
Copyright: die Baupiloten, Kontakt: Susanne Hofmann

2. OG: Ein Thron für den Augenblick eines Flügelschlages

2. OG: Ein Thron für den Augenblick eines Flügelschlages
Copyright: die Baupiloten, Kontakt: Susanne Hofmann

3. OG: Mit dem Drachen fliegen

3. OG: Mit dem Drachen fliegen
Copyright: die Baupiloten, Kontakt: Susanne Hofmann

Haupttreppenhaus: Riesenbrumsel

Haupttreppenhaus: Riesenbrumsel
Copyright: die Baupiloten, Kontakt: Susanne Hofmann

Autor der Projektbeschreibung

Veronika Gottmann

Zielgruppe

Kinder

 

Genderaspekt

ja

Erläuterungen Genderaspekt

Die Umgestaltung der Flure mit Sitz- und Lerngelegenheiten ist geschlechtsneutral.

Finanzierung

EU - Fördermittel EFRE, Bund-Länder-Programm Soziale Stadt

Erläuterungen Finanzierung

Die EFRE-Beteiligung liegt in Berlin West, Ziel-2 Gebiet bei 50%, die anderen 50% sind Mittel des Programms Soziale Stadt, also von Bund und Land.

Es konnte durch die Fertigung und Produktion durch Beschäftigungsbetrieben und Werkstätten der Justizvollzugsanstalten eine kostengünstige Umsetzung erreicht werden.

 

Projektträger

Förderverein der Erika-Mann-Grundschule e.V.

Projektbeteiligte

  • Quartiermanagement Pankstraße
  • L.I.S.T. GmbH
  • Vor-Ort-Beauftragter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für die Durchführung des Programms "Soziale Stadt"
  • Erika-Mann-Grundschule incl. Förderverein der Schule mit Eltern, SchülerInnen und Lehrerkollegium
  • Studentengruppe "Baupiloten", Technische Universität Berlin, studentisches Projekt am Fachbereich Architektur
  • Architektin Susanne Hofmann
  • Union sozialer Einrichtungen gGmbH, Beschäftigungsbetrieb für behinderte Menschen
  • Justizvollzugsanstalten Tegel (für Männer), Lichtenberg (für Frauen) mit den Gewerken Metallbau, Schneiderei, Lackiererei, Polsterei; Werkstätten der Vollzugsanstalten
  • Labora, Jugendberufsförderungsbetrieb verschiedene andere Jugendausbildungszentren
  • Bizirksam Mitte mit verschiedenen Abteilungen

Laufend seit

Februar 2002

Abgeschlossen am

Oktober 2003

 

Literaturhinweise / Zeitungsartikel / Websites

  • Preis Soziale Stadt, Dokumentation, Berlin 2002
  • Artikel in lokalen Zeitungen

Ansprechpartner


Projektebene Gebietsebene Kommunalebene
Schulleiterin
Frau  Babbe
Erika-Mann-Grundschule
Utrechter Str. 25-27
13347 Berlin
Telefon: +49(0)30/450855-10
Telefax: +49(0)30/450855-11
E-mail:

Frau  Altunkaynak
QM Pankstraße
Prinz-Eugen-Str. 1
13347 Berlin
Telefon: +49(0)30/747463-47
Telefax: +49(0)30/747463-49
E-mail:

Frau  Kerstin Rietz
Stadt Berlin
Bezirksamt Mitte
Mathilde-Jacob-Platz 1
10551 Berlin
Telefon: +49 (0)30/2009-35720
Telefax: +49 (0)30/2009-8835720
E-mail:

Stand: 02.11.2005

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Im Auftrag des BMVBS vertreten durch das BBR. Zuletzt geändert am 14.12.2007