Nordrhein-Westfalen: Köln, Mülheim, Kalk und Vingst-Höhenberg
Gemischtes Gebiet - eher Altbau
Innenstadtrand
Inhaltliche Handlungsfelder: | Zusammenleben unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen |
Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Handlungsfeld. |
I. EinführungGewandelte gesellschaftliche Umstände erfordern gewandelte Konfliktlösungsstrategien. Deshalb wurde im März 2000 auf Initiative des Vereins "Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V." der "Mülheimer Dialog - Büro für Konfliktlösungen im Stadtteil" ins Leben gerufen. Das Projekt dient durch die Vermittlung von Kenntnissen der Konfliktkommunikation zur Prävention und Stabilisierung vor Ort und untersützt die Bewältigung von bereits bestehenden Konflikten durch seine Angebote der Konfliktschlichtung. Der Trägerverein ÖgG betreibt außerdem das Projekt "Antidiskriminierungsbüro Köln", mit dem fallweise zusammengearbeitet wird. In den drei Jahren seit Bestehen sind die Angebote des "Mülheimer Dialogs" zur Streitschlichtung und Konfliktvermittlung bekannter geworden. Seine Wirkung geht inzwischen auch über den Stadtteil hinaus. Gleichwohl sind Verbesserungen der Situation und Erfolge nur punktuell messbar. Werbung und das Vorhalten eines kontinuierlichen Angebots vor Ort bleiben sowohl für die Wirkung im Stadtteil, als auch für die Akzeptanz von gewaltfreier Konfliktbearbeitung und Mediation insgesamt dringend erforderlich. Der "Mülheimer Dialog" ist Teil des sozio-kulturellen Netzwerks in Köln. II. Bilanz des Mediationsprojekts im StadtteilDer Stadtbezirk Mülheim ist ein alter Arbeiterstandort im rechtsrheinischen Köln. Er ist heute unter anderem geprägt von einer hohen Arbeitslosigkeit. Seine Bevölkerung stammt aus einer Vielzahl von Ländern und ist im Stadtteil unterschiedlich lange zu Hause. Knappe Ressourcen führen zu Verteilungskonflikten und Verständigungsproblemen. Gleichzeitig ist der Stadtteil durch eine hohe Lebendigkeit gekennzeichnet. Es gibt mehrere Moscheen, die TV-Entertainer Stefan Raab und Harald Schmidt zeichnen im Gewerbegebiet ihre Shows auf, das WDR-Fernsehen produziert hier die Serie "Anrheiner", und im früheren Mülheimer Elektrizitätswerk wird während Kölns "Fünfter Jahreszeit" der Karneval in Form der alternativen "Stunksitzung" zelebriert. Fortbildung und Vernetzung sind neben der Konfliktschlichtung seit Projektgründung im Jahr 2000 wichtige Schwerpunkte der Arbeit des "Mülheimer Dialogs" (MD). Der MD arbeitet mit im "Arbeitskreis Gewaltprävention", in dem u.a. die Zielgruppe der SozialarbeiterInnen und PädagogInnen im Stadtteil, Polizei, Stadtverwaltung, Jugendamt vertreten ist. Außerdem wirkt der MD mit bei den "Bürgerdiensten" des Stadtteils, die sich sowohl durch Veranstaltungen, als auch durch die Internet-Präsenz des Stadtteils Mülheim und in gedruckter Form mit Beratungs-, Informations- und Gesprächsangeboten an alle BürgerInnen des Stadtteils richten. Durch die Teilnahme an Infoveranstaltungen, Demonstrationen und anderen öffentlichen Ereignissen (Markt der Möglichkeiten) zeigt sich der MD im Zusammenhang mit dem Trägerverein immer wieder auch den BewohnerInnen des Stadtteils. Das Büro des "Mülheimer Dialogs" wird mit Geldern des Landes NRW finanziert. Außerdem werden Teile der Arbeit (Gewaltprävention) im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Soziale Stadt" (hier: Köln-Mülheim/Kalk) gefördert. Infolge der leeren Kassen der Stadt Köln gerieten Planung und Durchführung dieser Vorhaben im Frühjahr 2003 allerdings ins Stocken. Die bereits für den "Mülheimer Dialog" zu Händen des Träger "Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V." bewilligten Projektmittel des Landes konnten deshalb noch nicht für o.a. Vorhaben zur Gewaltprävention abgerufen und eingesetzt werden. III. BeispieleDer "Mülheimer Dialog" versteht sich als interkulturelles Projekt, in dem Menschen unterschiedlicher Herkunft mit der Vision zusammenarbeiten, eine konstruktive Streitkultur im Stadtteil zu entwickeln. Dazu bietet das Büro Konfliktberatung, Gespräche mit Konfliktbeteiligten, Präventionsprojekte z. B. in Jugendeinrichtungen vor Ort und Bildungsarbeit an. Ausgebildete KonfliktberaterInnen und MediatorInnen stehen zur Verfügung, um die Konfliktparteien bei der Klärung eines Konflikts zu unterstützen. Zum Beispiel für Konflikte in der Nachbarschaft, Familie, bei der Arbeit, mit Behörden und Vermietern, in Vereinen und Verbänden usw. Die Konfliktvermittlung durch die MediatorInnen als neutrale Dritte ist sowohl bei persönlichen Streitigkeiten als auch in Gruppenkonflikten anwendbar. Ein Beispiel für die Möglichkeiten der Konfliktschlichtung durch den MD: der Konflikt um Müll im Hauseingang - der Besitzer einer Imbiss-Stube und seine Nachbarn lagen im Streit. Klärungsgespräche unter Leitung einer Konfliktvermittlerin führten zu einer Beilegung des Problems. Alle Seiten zeigten sich verständig und trafen eine Absprache, wie mit dem Müll in Zukunft umgegangen wird. Ein anderes Beispiel: Feindliche Cliquen kämpfen miteinander, machen die Nachbarschaft unsicher. Ältere haben Angst vor Jüngeren, Jüngere haben Angst vor Älteren. Es geht um unterschiedliche Generationen und verschiedene ethnische Hintergründe. Keine leichte Aufgabe, da zu vermitteln, auch nicht für die MitarbeiterInnen der sozialen Einrichtungen im Stadtteil, die mit der Sache befasst waren, und um Rat baten. Einzelgespräche mit einer Mediatorin des MD konnten in diesem Fall zur Unterstützung der Pädagoginnen und Pädagogen bei der Klärung über das weitere Vorgehen beitragen. Eine Mediation durch die MitarbeiterInnen des "Mülheimer Dialogs" kann helfen, eine außergerichtliche Lösung im Streit zu finden, und unterstützt die Parteien dabei, gemeinsam eine einvernehmliche und für beide Seiten zufriedenstellende Lösung ihres Problems zu finden. Mediation in diesem Sinne dient dem Empowerment der BewohnerInnen dieses Kölner Stadtteils mit besonderem Erneuerungsbedarf - Köln Mülheim - und den Menschen in seiner Nachbarschaft. IV. Aktuelle AktivitätenFrauenfortbildung des "Mülheimer Dialogs" (MD)"Vermittlung im Konflikt - gewaltfreie Verständigung" - Unter diesem Motto stand eine eintägige Fortbildung für Migrantinnen und Frauen aus interkulturellen Gruppen am 9. Mai 2003. Unter den Teilnehmerinnen waren u.a. Vertreterinnen des Zentrums für islamische Frauenforschung, des Berufsbildungszentrums für muslimische Frauen, eines im Aufbau befindlichen EU-Projekts zur interkulturellen Vernetzung sowie des Solidaritätsforums Türkei. Gemeinsam wurde u.a. das Phasenmodell der Mediation sowie das Klärungsgespräch mit einer neutralen dritten Person als Lösungsmöglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung erarbeitet. Viel Spaß bereiteten Rollenspiele und kleine Alltagsszenen, in denen die neuen Techniken ausprobiert werden konnten. Ein Folgeseminar mit muslimischen Frauen ist geplant. Einführungsabend für EhrenamtlicheEhrenamtliche in der Antidiskriminierungsarbeit, vor allem EthnolgInnen, aber auch einige Mitarbeiterinnen aus Wohnungsverwaltung und Arbeitsvermittlung nahmen an dem Einführungsabend zu Mediation und gewaltfreier Konfliktvermittlung am 11. Juni 2003 teil. Die Mitarbeiterinnen des "Mülheimer Dialogs", Anne Dietrich und Marianne Lange, versuchten dabei, gemeinsam mit den TeilnehmerInnen herauszufinden: Was kann helfen, um einen Streit gewaltfrei zu Ende zu bringen? Welche Rolle spielen kulturelle und ethnische Hintergründe in außergerichtlichen Verfahren der Konfliktlösung? Was zeichnet dabei den Ansatz des MD aus, und wie findet man den oder die passende MediatorIn? RegionaltreffenAm 17. Mai 2003 trafen sich auf Einladung des "Mülheimer Dialogs" MediatorInnen und KonfliktvermittlerInnen im Raum Köln zu einem Regionaltreffen, das zukünftig zweimal im Jahr stattfinden soll. In einer ausführlichen Runde stellten sich alle Teilnehmenden vor. Die Vielfalt der Tätigkeiten umfasste: Koordination eines Büros für Stadtteilmediation, Trainings für Gewaltfreie Aktion, Mediationen in Teams, Nachbarschaften, Familienkonflikten, Kirchengemeinden und an Arbeitsplätzen, Coaching, Studium, Interkulturelle Konfliktbearbeitung, Schulsozialarbeit, Mediationsausbildung etc . Inhaltlicher Schwerpunkt waren Diskussion und Vortrag der MD-Vertreterin über "Mediation und interkulturelle Verständigung - Selbstverständnis oder / und besondere Chance?". Alle Abbildungen zu diesem Beitrag |
Marianne Lange, Diplom-Mediatorin. Koordination "Mülheimer Dialog".
Bewohnerinnen / Bewohner, Ausländerinnen / Ausländer, Aussiedlerinnen / Aussiedler, Asylbewerberinnen / Asylbewerber
Die Arbeit des "Mülheimer Dialogs" wird, wenn erforderlich, durch DolmetscherInnen unterstützt.
nein
Bund-Länder-Programm Soziale Stadt, Mittel aus Landesprogrammen, Kommunale Mittel, Stiftungsgelder, sonstige private Mittel
Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. "Kölner Trainingskollektiv für gewaltfreie Aktion und kreative Konfliktlösung" in Zusammenarbeit mit dem interkulturellen Dienst des Bezirksamts Mülheim März 2000 Ende 2003
Literaturhinweise / Zeitungsartikel / Websites
Projektebene | Kommunalebene |
Vorstand Herr K. Eschert Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. Keupstraße 93 51063 Köln Telefon: +49 (0)221/9521124 oder +49 (0)221/5101847 Telefax: +49 (0)221/5101847 E-mail: WWW: www.oegg.de Koordination Frau M. Lange Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. Keupstraße 93 51063 Köln Telefon: +49 (0)221/9521124 +49 (0)221/5101847 Telefax: +49 (0)221/5101847 E-mail: WWW: www.oegg.de |
Frau Richter Stadt Köln Bezirksamt Mülheim, Interkultureller Dienst Wiener Platz 2a 51065 Köln Telefon: +49 (0)221/221-29852, -99458 Telefax: +49 (0)221/22129807 E-mail: WWW: www.koeln.de/muelheim/einzelse... |
Stand: 08.07.2003 |