Saarland: Völklingen, Stadtteil Wehrden
Gemischtes Gebiet - eher Altbau
Innenstadtrand
Inhaltliche Handlungsfelder: | Wertschöpfung im Gebiet, Wohnungsmarkt und Wohnungsbewirtschaftung |
Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Handlungsfeld. |
Das Unterdorf des Völklinger Stadtteils Wehrden ist ein typisches Gebiet des Programms "Soziale Stadt". So sehr es einen besonderen Entwicklungsbedarf hat, so günstig sind auch die Entwicklungschancen aufgrund völlig geänderter Rahmenbedingungen. Einst war das Quartier unmittelbar von Großindustrie umgeben (Hochofengruppe der Völklinger Hütte, Kokerei, Kraftwerk Wehrden). Die Alte Völklinger Hütte ist zwischenzeitlich stillgelegt und vor der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt geworden. Das Kraftwerk wird derzeit abgerissen. Einen besonderen Entwicklungsschub für das Untere Wehrden brachte der Ausbau der Saar zur Großschifffahrtsstraße mit Naherholung und Tourismus. Außerdem ist die hier mündende Rossel, die einstmals als "schmutzigster Fluss Europas" verspottet wurde, nunmehr Gegenstand des deutsch-französischen Gemeinschaftsprojektes "Entwicklungskonzept Rosseltal". Die geänderten Rahmenbedingungen schufen die Voraussetzungen für eine grundlegende Aufwertung und Reaktivierung des gewachsenen Ortszentrums, das auch durch einen umfassenden Neubaubereich innerhalb des Stadtteils (Wehrdener Berg) an Bedeutung verloren hatte. Nicht zuletzt förderte der starke Zuzug türkischer Familien im Umfeld der Selimiye-Moschee die abnehmende Bedeutung des Unterdorfes innerhalb des Stadtteils. Umfangreiche Strategien zur Aufwertung des Quartiers wurden entwickelt. So wurden im für das Untere Wehrden vorliegenden Integrierten Handlungskonzept die Aktivierung der Hauseigentümer/Innen zur Gebäudemodernisierung und die Förderung von gewerblichen Tätigkeit als Handlungsschwerpunkte neben anderen festgeschrieben. Zur Umsetzung dieser Ziele bietet das Stadtteilbüro Wehrden u.a. eine spezielle Modernisierungsberatung an, die Gestaltungshinweise und Informationen über öffentliche Zuschüsse und Finanzierungsmöglichkeiten umfasst. Die Tätigkeit wird durch eine Architektin wahrgenommen, die im Rahmen einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme in Kooperation mit der Arbeitsverwaltung und dem Diakonischen Werk eingestellt wurde. Außerdem hat der Stadtrat aus Mitteln des Programms Sozialen Stadt ein griffiges Sonderprogramm für das Untere Wehrden beschlossen, wonach Fassadensanierungen und Freiflächengestaltungen mit 20% der Aufwendungen und jeweils bis zu 2.500 Euro pro Anwesen gefördert werden. Die Modernisierung von Gebäuden wird weiter unterstützt, indem die EigentümerInnen von Gebäuden, die für das Ortsbild bedeutend sind und wo durch eine Modernisierung die Vermietung von Leerständen gefördert werden kann, gezielt angesprochen werden. Dabei unterbreitet die Stadt auch konkrete Gestaltungstipps und Nutzungsvorschläge. Die Beratungsangebote des Stadtteilbüros werden durch gezielte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Flugblätter "Das Stadtteilbüro informiert" innerhalb des Quartiers bekannt gemacht, die regelmäßig erscheinen. Die damit verbundene Modernisierungswelle soll auch den ortsansässigen Gewerbebetrieben zugute kommen, um auf diese Weise die lokale Ökonomie zu fördern. Daher war es naheliegend, eine "Bauausstellung" zu veranstalten. Als Veranstaltungsort bot sich die Kulturhalle Wehrden an, die das gewachsene Quartierszentrum in Wehrden ist und ab Herbst 2002 zu einem attraktiven Haus der Bürger und Vereine mit vielfältigen Veranstaltungsmöglichkeiten ausgebaut wird. Der Parkplatz des Quartierszentrum wurde aus Mitteln des Programms Sozialen Stadt bereits neu gestaltet und entwickelt sich aufgrund der gelungenen Gestaltung mit hochwertiger Bepflanzung zu einem lebendigen Quartiersplatz. Während der Bauausstellung diente er als Freigelände. Die Ausstellungsflächen innerhalb der Kulturhalle wurden den Fachfirmen kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Ansprache potenzieller Teilnehmer erfolgte in der Priorität Quartier - Stadtteil - Stadt - außerhalb. Um möglichst keine "Schwellenängste" vor einem Besuch der Ausstellung aufkommen zu lassen, wurde neben der Fachausstellung mit den Bereichen Sanitär, Heizungsbau, Fenster, Türen, Wärmedämmung, Fassadengestaltung, Renovierung und Finanzierung ein attraktives Vortragsprogramm angeboten, das u.a. die Verbraucherzentrale des Saarlandes und die Stadtwerke (Energieberatung), die ARGE Solar, das Landeskriminalamt (Einbruchsschutz), die Freiwillige Feuerwehr (Brandschutz) und die Architektenkammer des Saarlandes umfasste. Außerdem wurden attraktive Informationen wie ein virtueller Rundgang durch das neue Haus der Bürger und Vereine, Stadtteilrundgänge und vielfältige Aktionen der Aussteller angeboten. Während der Ausstellung bot der Kindergarten der Kirchengemeinde St. Josef eine Kinderbetreuung an. Die bisher nicht jedermann zugängliche Bühne der Kulturhalle bot eine ungewöhnliche Perspektiven in die Halle, weil hier das Messecafé eingerichtet war, wo vor Ende der Bauausstellung auch die Verlosung der durch die Teilnehmer zur Verfügung gestellten Sachpreise statt fand. Großes Interesse fanden auch die Videos über die 750-Jahr-Feier, die durch die IG Wehrden (Interessengemeinschaft Wehrdener Bürger und Vereine) vorgeführt wurde. Die Bauausstellung fand samstags von 14-18 Uhr und sonntags von 10-18 Uhr statt. Eröffnet wurde sie durch den Staatssekretär im saarländischen Umweltministerium, der auch die Schirmherrschaft übernommen hatte und den Völklinger Oberbürgermeister im Beisein zahlreicher Gäste und Anwohner. Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurde vier Wochen vor der Ausstellung mit einer ausführlichen Ankündigung und Erläuterung der Veranstaltungsidee eingeleitet. Zeitgleich wurden in vielen Geschäften des Quartiers und in allen Bussen der Stadtwerke Ankündigungsplakate aufgehangen. Genutzt wurden auch die Informationsmöglichkeit in den Stadtteilzeitungen der örtlichen Parteien und im Kirchenblatt. Zwei Wochen vor der Bauausstellung wurde das Programm im Detail bekannt gemacht, was wiederum zu ausführlichen Berichten in der Presse führte. Unterstützt wurde dies durch Anzeigen der beteiligten Aussteller. Zeitgleich wurden die Programme auch in örtlichen Geschäften und in hoher Anzahl an alle Ausstellungsteilnehmer verteilt. Schließlich erhielt jeder Haushalt im Quartier seine Einladung mit Programm. Die Berichterstattung der örtlichen Presse über die Veranstaltung war ausgesprochen positiv. Bei der Veranstaltungskonzeption wurde von Anfang darauf gesetzt, nicht nur das Fachthema zu vermitteln, sondern auch die Aufmerksamkeit auf den Stadtteil Unteres Wehrden und die positiven Veränderungen im Quartier zu lenken. Daher wurde neben der örtlichen Gastronomie auch die katholische Kirche St. Josef und die Selimiye-Moschee einbezogen, die Sonntag nachmittags anlässlich der Bauausstellung einen Tag der offenen Tür durchführten. Samstags war bereits die Kläranlage Völklingen, die sich ebenfalls in Wehrden befindet, zur allgemeinen Besichtigung geöffnet. Eine künstlerische Klammer der dezentralen Veranstaltungsorte bildete die Völklinger Plätze-Kunst des Saarbrücker Künstlers Nikola Dimitrov. Die 9 Quader der beweglichen Rauminstallation, die die Stadtteile Völklingens und die Innenstadt repräsentieren, waren auf die Veranstaltungsorte Kulturhalle, Kirche, Moschee und Kläranlage verteilt worden. Durch die bevorstehenden Umbauarbeiten der Kulturhalle, die 2004 abgeschlossen werden sollen, kann die Bauausstellung in dieser Form vorerst nicht mehr durchgeführt werden. Daher soll die Veranstaltung mit einer weiteren Idee zur lokalen Ökonomie kombiniert werden. Es wird daran gedacht, die gesamte Veranstaltung dezentral - in den leerstehenden Ladenlokalen des Quartiers - durchzuführen. Dies würde den Ausstellern auch erlauben, die aufwändigen Ausstellungen über einen längeren Zeitraum z.B. von einem Monat zu belassen. Das Stadtteilbüro wird versuchen, die betroffenen Hauseigentümer zu überzeugen, die leeren Ladenflächen für diese "Wirtschaftsförderung" kostenlos zur Verfügung zu stellen. Über einen gewissen Zeitraum soll das erlahmte Geschäftszentrum wieder mit vollem Besatz, attraktiven Auslagen und abendlicher Beleuchtung erlebbar sein. Insbesondere der jüngeren Bevölkerung wäre zu vermitteln, welche Vorteile Einkaufs- und Treffmöglichkeiten im direkten Wohnumfeld hätten. Nur die ältere Bevölkerung kann sich noch an die schönen Geschäfte der vergangenen Zeit, den Juwelier, das Café, den Stoffladen oder die Bäckereien und Metzgereien erinnern. Abschluss der einmonatigen Aktion soll ein "Verkaufsoffener Sonntag" sein, wenn der gesamte Ortskern mit Leben erfüllt ist. Die Veranstaltung könnte im Herbst dieses Jahres durchgeführt werden. Die leerstehenden Ladenlokale könnte auch für einen "Indoor-Weihnachtsmarkt" mit Nikolaus-Werkstatt, Bastelstube und Glühwein-Café genutzt werden. |
Stephan Oellerich
Bewohnerinnen / Bewohner, Unternehmen / Gewerbetreibende, sonstige Zielgruppen
Sonstige Zielgruppe: Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer
nein
Kommunale Mittel, Sponsoring / Spenden
Die Plakate wurden aus Mitteln des Programms "Soziale Stadt" finanziert (ca. 150 Euro). Die Halle wurde von der Stadt zur Verfügung gestellt, die auch die Kosten für den Strom und die Bewirtung der Gäste übernahm. Zudem wurde die Bauausstellung durch die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing (GWIS) und das örtliche Gewerbe unterstützt.
Literaturhinweise / Zeitungsartikel / Websites
Projektebene | Kommunalebene |
Frau Tina Maurer-Muhammad Stadtteilbüro Wehrden Saarstraße 15 66333 Völklingen Telefon: +49 (0)6898/280890 Telefax: +49 (0)6898/280890 |
Team Soziale Stadt Herr Stephan Oellerich Stadt Völklingen Stadtbauamt, Abteilung Stadtplanung Neues Rathaus 66310 Völklingen Telefon: +49 (0)6898/132-170 Telefax: +49 (0)6898/132-146 E-mail: WWW: www.voelklingen.de |
Stand: 05.06.2002 |