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soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

 

Bayern: Nürnberg, Südstadt


Südstadtladen - Integration im Stadtteil

Interkulturelle Stadtteilarbeit in Kulturläden


Gebietstyp

Gemischtes Gebiet - eher Neubau

Gebietslage

Innenstadt

Zentral(e) Handlungsfeld(er)

Inhaltliche Handlungsfelder: Soziale Aktivitäten und soziale Infrastruktur, Stadtteilkultur, Zusammenleben unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen

Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Handlungsfeld.

Projektbeschreibung

I. Kulturarbeit in der kommunalen Integrationspolitik


Während andernorts die Integrationsdebatte oft fast ausschließlich in sozialpolitischen Kategorien geführt wurde und sich die Kulturarbeit lange Zeit mit Döner & Flamenco, Souflaki & Saz-Klängen bei der alljährlichen "Ausländerwoche" zufrieden gab, wurde in Nürnberg frühzeitig der eigenständige Wert einer interkulturellen Kulturarbeit in der kommunalen Integrationspolitik erkannt. "Neben der Aufgabe kultureller Zielgruppenarbeit kommt der Kulturarbeit auch beim Bemühen um ein gesellschaftspolitisches Klima von Akzeptanz und Toleranz eine wichtige Rolle zu. Bei der Verarbeitung des gesellschaftlichen und politischen Wandels ... hat eine interkulturell verstandene Kulturarbeit eine wichtige Rolle zu erfüllen. Sie bietet exemplarisch die Möglichkeit, von der "Multikultur" als bloßem Nebeneinander zu einem interkulturellen, aktiven Austauschprozess zu gelangen." heißt es dazu in der Fortschreibung des Ausländerprogramms 1993.

Das Zusammentreffen einer engagierten kommunalen Ausländerpolitik (Einrichtung eines Ausländerbeirats bereits 1973, erstes "Ausländerprogramm" 1982) mit einer bundesweit wegweisenden, vom damaligen Schul- und Kulturreferenten Hermann Glaser propagierten Kulturpolitik mit ihren Schlüsselbegriffen "Kultur als Gesellschaftspolitik", "Kultur für alle" und "Kultur von allen" führte in Nürnberg bereits in den 80er Jahren zu einer weit über Nürnbergs Grenzen hinaus beachteten interkulturellen Orientierung in der Kultur- und Bildungspolitik.

Das Amt für Kultur und Freizeit (KuF) versucht seitdem, der multikulturellen Zusammensetzung der Nürnberger Bevölkerung in seinen Konzeptionen und Angeboten gerecht zu werden. Interkulturelle Kulturarbeit akzentuiert die Chancen und positiven Entwicklungsmöglichkeiten, die in der multikulturellen Stadt liegen, greift gesellschaftliche Probleme mit den spezifischen Mitteln der Kulturarbeit auf und trägt durch entsprechende Zielgruppenangebote für Migranten und Migrantinnen dazu bei, dass sie sich in Nürnberg "heimisch" fühlen. Sie ermöglicht der deutschen Bevölkerung das Kennenlernen anderer Kulturen und schafft Begegnungsmöglichkeiten.

Eine tragende Rolle spielen dabei neben dem zentral arbeitenden Inter-Kultur-Büro insbesondere eine Reihe von Kulturläden in Stadtteilen mit hohem Anteil von "Stadtteilbewohnerinnen und -bewohnern mit Migrationshintergrund". Die Kulturladenarbeit verbindet niederschwellige Gruppen- und Kursangebote, Treffmöglichkeiten für Vereine und Übungs- und Auftrittsmöglichkeiten für künstlerisch Aktive unterschiedlichen Niveaus mit einem profilierten Kulturveranstaltungsangebot.

Rechnet man zu den ausländischen Staatsbürgern aus mehr als 150 verschiedenen Ländern die eingebürgerten Einwohner und Einwohnerinnen und die wohl mehrere zehntausend Menschen starke Gruppe der Spätaussiedler aus den GUS-Staaten dazu, die in den vergangenen Jahren nach Nürnberg gekommen sind, dann zählt heute schließlich bereits jede/r dritte Nürnberger/in zu den Bürger/innen "mit Migrationshintergrund".

II. Integrationsangebote in Kulturläden am Beispiel des Südstadtladens


Der Südstadtladen soll zur kulturellen Belebung der Südstadt beitragen, mit dem vorrangigen Ziel, sich für die Interessen der deutschen und ausländischen Stadtteilbewohner/innen einzusetzen. Der Kulturladen bietet Raum für Begegnungen und gegenseitiges Kennenlernen der deutschen und ausländischen Bewohner/innen.

Durch ihre besondere Lage vor Ort und ihre langjährige Verwurzelung in den diversen Stadtteilen sind die Nürnberger Kulturläden eng mit dem Lebensumfeld, den Bedürfnissen und den Wünschen der Bewohner/innen vertraut. Sie stehen aufgrund dieser Niedrigschwelligkeit - ihr Büro kann jederzeit "auf die Schnelle" aufgesucht und mit den Mitarbeiter/innen gesprochen werden - in engem Kontakt mit der Stadtteilbevölkerung. In der Südstadt beträgt der Migrant/innenanteil an der Bevölkerung mehr als 30%. Besonders ihnen erleichtern die (teilweise muttersprachlichen) Mitarbeiter/innen der Kulturläden oftmals gerade die erste Kontaktaufnahme. Unbürokratische, flexible und unkomplizierte Anmeldeverfahren befördern darüber hinaus die Teilhabe an Bildung und Kultur in der Aufnahmegesellschaft. Die zahlreichen Kurs- und Gruppenangebote reichen von Alphabetisierung über Deutschunterricht, Gymnastik, Gesundheits-, Kreativkurse und vieles mehr bis hin zu Gruppen und Informationsreihen, die vor allem das Zurechtfinden im Alltag zum Gegenstand haben. Stadtteilerkundungen, aber auch Informationsveranstaltungen zu aktuellen politischen Themen seien hier genannt.

Die vom Südstadtladen und dem Kulturtreff Bleiweiß gemeinsam organisierten muttersprachlichen Seminare entstanden aus dem Wunsch der Kurs- und Gruppenteilnehmerinnen, gemeinsam mit anderen Landsleuten aus dem Stadtteil ein entspannendes Wochenende an einem schönen Ort zu verbringen und sich intensiv in einem geschützten Rahmen mit einem bestimmten Thema auseinandersetzen zu können. Waren es in den ersten Jahren vor allem Frauen, die an solchen Seminaren teilnahmen, drängen inzwischen zunehmend auch Männer bzw. die ganze Familie danach. Eine parallele Betreuung für die Kleinkinder macht vielen Familien eine Teilnahme erst möglich. Jugendliche beteiligen sich rege am Seminar. Die Themenpalette umfasste bisher u.a. "Leben zwischen zwei Kulturen", "Mit deutschem Pass trotzdem türkisch bleiben? (Einbürgerungsthema)", "Gewalt in der Familie" oder "Gesundheit - Krankheit". Sich gerade hierbei frei in der eigenen Muttersprache ausdrücken zu können, ist von immenser Bedeutung. Die Teilnehmer/innen erfahren häufig dort zum ersten Mal, dass es z.B. für ihr individuelles Problem Lösungsmöglichkeiten und vor allem Ansprechpartner/innen in entsprechenden Institutionen in Nürnberg gibt.

Als ein weiteres "Integrationsangebot par excellence" kann die internationale Frauengruppe, die sich regelmäßig im Südstadtladen trifft, bezeichnet werden. Die Gruppe entstand vor 10 Jahren - damals noch als deutsch-türkische Frauengruppe - auf Bestreben türkischer Frauen, die im Südstadtladen Deutschkurse besuchten und den Kontakt zu deutschen Frauen suchten. Im Laufe der Jahre hat sich die Teilnehmerinnenzusammensetzung jedoch - ähnlich der veränderten demographischen Situation im Stadtteil - zu einer internationalen Gruppe ausgeweitet. Was als 14-tägig stattfindender Gesprächskreis zu verschiedenen Schwerpunktthemen begann, hat sich längst zu einem richtiggehenden Projekt ausgeweitet, bei dem jetzt das gemeinsame Tun, das "Sich-selbst-erproben ", das voneinander und miteinander Lernen, auch das sich mit zunächst "Fremdem" auseinandersetzen im Vordergrund steht. Inhaltlich werden dabei Themen wie "Wie leben Frauen anderswo?" (Teilnehmerinnen vermitteln Hintergrundwissen über ihr eigenes Herkunftsland), frauenspezifische oder aktuelle politische Themen bearbeitet. Auch die gegenseitige Beratung und Unterstützung bei persönlichen Problemen nimmt breiten Raum ein.

Aber auch andere Einrichtungen und Arbeitsbereiche des Amtes für Kultur und Freizeit (KuF) wie das Jugendzentrum für kulturelle und politische Bildung mit seinem Arbeitsschwerpunkt in der "Eine-Welt-Arbeit", das Kulturzentrum K 4 im Künstlerhaus und die von KuF veranstalteten Festivals wie das "Bardentreffen" oder seit neuestem auch "Jazz. Ost West" reflektieren den Wandel der Nürnberger Bevölkerung.

III. Kulturläden mit dem Schwerpunkt interkulturelle Arbeit


Kulturtreff Bleiweiß
Büro: Wilhelm-Spaeth-Straße 10
Veranstaltungen: Hintere Bleiweißstraße 15
90461 Nürnberg
Tel. 0911/498566
Fax 0911/9467059
Kulturtreff-bleiweiss@stadt.nuernberg.de

Spezialität:
Gruppen- und Kursangebote, speziell für Frauen; Lateinamerikanische Kulturveranstaltungen;
Reihe "Nordlichter-Neue Folkmusik aus Skandinavien"
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Gemeinschaftshaus Langwasser
Glogauer Straße 50
90473 Nürnberg
Tel. 0911/998030
Fax 0911/9980399
GLw@stadt.nuernberg.de

Spezialität:
Gruppen-, Kurs- und Veranstaltungsangebote für russischsprachige Menschen
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Loni-Übler-Haus
Marthastraße 60
90482 Nürnberg
Tel. 0911/541156
Fax 0911/541870
Loni-Uebler-Haus@stadt.nuernberg.de

Spezialität: Türkische Kulturarbeit; interkulturelle Kinderangebote
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Südstadtladen
Steinheilstraße 7
90459 Nürnberg
Tel. 0911/458725
Fax 0911/431759
Suedstadtladen@stadt.nuernberg.de

Spezialität: Gruppen- und Kursangebote, speziell für Frauen
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Bürgerzentrum Villa Leon
Philipp-Körber-Weg 1
90439 Nürnberg
Tel. 0911/2317405
Fax 0911/2317404
villa-leon@kubiss.de

Spezialität: vielseitiges, interkulturelles Veranstaltungsangebot
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Kulturladen Röthenbach
Röthenbacher Hauptstraße 74
90449 Nürnberg
Tel. 0911/645191
Fax 0911/6498709
Kulturladen-roethenbach@stadt.nuernberg.de

Spezialität: Angebote für russischsprachige Menschen in Zusammenarbeit mit dem Russisch-Deutschen Kulturzentrum
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Kulturladen Zeltnerschloss
Gleißhammerstraße 6
90480 Nürnberg
Tel. 0911/472945
Fax 0911/472936
kulturladen-zeltnerschloss@stadt.nuernberg.de

Spezialität: Veranstaltungsreihe "Leise Töne und Geschichten aus ...", Vereinstreffpunkt

Alle Abbildungen zu diesem Beitrag


Copyright: Südstadtladen


Copyright: Stephan Schäff


Copyright: Stephan Schäff

Autor der Projektbeschreibung

Jürgen Markwirth, Beatrice Koca und Maria Wilhelm

Zielgruppe

Bewohnerinnen / Bewohner, Ausländerinnen / Ausländer, Aussiedlerinnen / Aussiedler

 

Genderaspekt

ja

Finanzierung

Kommunale Mittel, Stiftungsgelder, sonstige private Mittel

Erläuterungen Finanzierung

  • festgelegter Etat der Stadt Nürnberg
  • Zuschüsse des Mainzer Sprachverbandes (Bundesstiftung) für Sprachkurse
  • TeilnehmerInnenbeiträge

 

Projektträger

  • Stadt Nürnberg - Amt für Kultur und Freizeit
  • Südstadtladen

Laufend seit

1982

Voraussichtliches Projektende

fortlaufend

 

Literaturhinweise / Zeitungsartikel / Websites

  • www.kubiss.de/kultur/info/kuf/Kulturlaeden

Ansprechpartner


Projektebene Gebietsebene Kommunalebene
Herr  Jürgen Markwirth
Stadt Nürnberg - Amt für Kultur und Freizeit
Gewerbemuseumsplatz 1
90317 Nürnberg
Telefon: +49 (0)911/2315886
Telefax: +49 (0)911/2318166
E-mail:

Herr  Gottfried Rimmele
Südstadtladen
Steinheilstraße 7
90459 Nürnberg
Telefon: +49 (0)911/458725
Telefax: +49 (0)911/431759
E-mail:

Herr  Gottfried Rimmele
Südstadtladen
Steinheilstraße 7
90459 Nürnberg
Telefon: +49 (0)911/458725
Telefax: +49 (0)911/431759
E-mail:

Herr  Jürgen Markwirth
Stadt Nürnberg - Amt für Kultur und Freizeit
Gewerbemuseumsplatz 1
90317 Nürnberg
Telefon: +49 (0)911/2315886
Telefax: +49 (0)911/2318166
E-mail:

Stand: 04.06.2002

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