Berlin: Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg, Neues Kreuzberger Zentrum / Oranienstraße
Gemischtes Gebiet - eher Neubau
Innenstadt
Strategische Handlungsfelder: | Aktivierung und Beteiligung |
Inhaltliche Handlungsfelder: | Stadtteilkultur, Zusammenleben unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen |
Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Handlungsfeld. |
I. Das Projekt Das Projekt KOM bietet seit September 2000 professionelle Vermittlung bei interkulturellen Konflikten zwischen Mietern am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg an. Hierfür stehen zwei Konfliktberater zur Verfügung. Konfliktthemen unter den Bewohnern sind Lärm, Verwahrlosung von Wohnhäusern und Anlagen, Gewalt und Gewaltandrohung sowie Fremdenfeindlichkeit. Die Konfliktberater vermitteln zunächst Auseinandersetzungsregeln und ermöglichen danach eine direkte Kommunikation zwischen den Konfliktparteien. Dabei werden unter Beachtung der jeweiligen Interessen, Konfliktlösungen erarbeitet. Die Streitenden erfahren und erlernen Streitkultur, die sie fortan selbst in die Lage versetzen soll Konflikte zu vermeiden bzw. zu regeln. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt der LOWTEC gGmbH (Gemeinnützige Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft) und der Gemeinnützigen Siedlungs - und Wohnungsbaugesellschaft Berlin (GSW). Bisher konnten bei 109 Konfliktfällen, für 101 Fälle Lösungen entwickelt werden. Ergänzend organisieren die beiden Konfliktberater in Kooperation mit dem arabischen Verein OMRAS/D e.V. (Organisation für Menschenrechte in den arabischen Staaten / Deutschland) zwei zyklische Kulturveranstaltungen (KULTURLOGE 37 und STADTERKUNDUNGEN), in denen sich die in der Bewohnerschaft vertretenen Kulturkreise darstellen können. II. Die Vor-Ort-Arbeit Der ursprüngliche Ansatz, mit klassischen Mediationsverfahren Interessenausgleiche bei Konflikten herzustellen, findet nicht immer Akzeptanz. Es haben sich die Handlungsschwerpunkte "Konfliktberatung/Mediationsähnliches Verfahren" und "Kontaktangebote in Form von Gesprächen" im Umgang mit Konflikten herauskristallisiert. KOM ist neutraler Vermittler bei Konflikten. Die Mieter werden dabei unterstützt, ihre Konflikte zu konkretisieren und einzugrenzen. Die Konflikte zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen sind oft geprägt von Vorurteilen und Missverständnissen, die durch mangelnde Sprachkenntnisse noch verstärkt werden. Um auch Kontakt zu den ausländischen Mietern zu bekommen und von ihnen akzeptiert zu werden, war es für die KOM - Mitarbeiter wichtig, interkulturelle Kompetenz zu erwerben. Durch den regen offenen Austausch mit den Mitarbeitern von Dar Al Maschura, konnten sich die KOM - Mitarbeiter ein breites Wissen über interkulturelle Zusammenhänge erwerben, das sie in ihre Arbeit miteinbeziehen. Dar Al Maschura bedeutet "Haus der Beratung" und ist eine Einrichtung, die vom Trägerverein ORMAS/D e.V. als sachverständiger Ansprechpartner für MigrantInnen sowie Flüchtlinge aus arabischen Ländern ins Leben gerufen worden ist und sich zum Ziel setzt, deren Integration in die deutsche Gesellschaft förderlich zu begleiten. Das gemeinsame Erscheinen eines KOM - Mitarbeiters und eines arabischen Mitarbeiters konnte den Zugang zu den arabischen Familien erleichtern. Auf der anderen Seite haben auch deutsche Mieter durch den Kontakt zu dem arabischen Verein und durch Informationen über die Situation der arabischen Mieter, insbesondere der palästinesischen Flüchtlinge, ihre Meinung relativiert und waren danach bereit mit ihren arabischen Nachbarn zu sprechen. III. Gemeinsame Aktivitäten von KOM und Dar Al Maschura im Gemeinwesen Projekte im unmittelbaren Umfeld und in den Häusern selbst durchzuführen hat zum Ziel, die Identifikation der Mieterschaft mit dem Gemeinwesen zu stärken. Kulturelle Veranstaltungen bieten Möglichkeiten der Begegnung, der Erfahrung und Erlebnisse des interkulturellen Austausches. Der Blick geht hier über den Alltag hinaus und ermöglicht neue Einblicke. Bis Dezember 2001 hat KOM zusammen mit dem Verein Dar Al Maschura in Abstimmung mit der GSW mehrere Projekte durchgeführt bzw. für die Zukunft auf den Weg gebracht: So gab es zwei Mieterfeste im Frühjahr und Sommer des Jahres 2001 in mehreren Wohnblöcken rund um das Kottbusser Tor, und es wurde die "KULTURLOGE", ein monatliches Kulturereignis in der Conciergeloge eines Wohnhauses mit einem interkulturellen Schwerpunkt, eingerichtet. Dort finden Lesungen oder auch "oral history" Veranstaltungen, begleitet von Musik statt. Das Projekt "STADTERKUNDUNG" bringt Mieter unterschiedlicher Nationaltät zusammen. Themenzentriert wird die Stadt kennengelernt, ein weiteres Erlebnis-/ Erfahrungstableau, das von den Mietern betreten werden kann. Alle diese Projekte beziehen die Lebenswelt der Mieter ein. Die Mieter sollen die Projekte inhaltlich und organisatorisch mitbestimmen und im besten Falle auch mit durchführen. Ziele der Gemeinwesenprojekte sind:
IV. STADTERKUNDUNGEN Im Juni 2001 führte KOM für die GSW eine Balkonprämierung durch. Die prämierten Mieter bekamen von der GSW eine Schiffahrt durch Berlin spendiert. Diese war eine gute Möglichkeit für die beteiligten Mieter (eine arabische Familie, eine tamilische Familie, zwei türkische Frauen, zwei deutsche Familien) untereinander in Kontakt zu kommen und dabei neue Seiten von Berlin zu entdecken. Dieses gemeinsame Erlebnis förderte die konstruktive Kommunikation und bietet auch in Zukunft einen Anknüpfungspunkt über die Probleme im Haus hinaus. Aus dieser positiven Erfahrung heraus entwickelte KOM zusammen mit Dar Al Maschura das Projekt "STADTERKUNDUNGEN". Die beiden Mitarbeiterinnen Frau Seifeldin (Dar Al Maschura) und Frau Rötzscher-Gellert (KOM) machen dieses Angebot während ihrer Arbeitszeit. Die Vorbereitung hierfür ist ehrenamtlich. Die "STADTERKUNDUNGEN" bringen einerseits verschiedene Bevölkerungsgruppen zusammen und helfen andererseits ausländischen Familien und Asylbewerberfamilien in ihr Wohnumfeld hineinzuwachsen und mehr Bezug zu ihrer Umgebung und ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl zu bekommen. Folgende Veranstaltungen wurden (oder werden noch) 2002 durchführt:
V. KULTURLOGE 37 Niedrigschwellige Kultur bietet KOM im Eingangsbereich der Admiralstraße 37. Beim nach Hause kommen eine Sequenz Musik, Theater, Literatur mitnehmen, das ist das Angebot der Kulturloge. Die Veranstaltung findet monatlich statt, der Eintritt ist kostenlos, das Programm auf 60 Minuten begrenzt. Das Budget ist bewußt niedrig gehalten, ebenso der Organisationsaufwand. Es geht um Möglichkeiten der Kommunikation, nicht um die Präsentation von Hochkultur. Berücksichtigt werden natürlich, die ethnischen Hintergründe der Kiezbewohner, dies ist auch Programm. Die Veranstaltungen werden von Thomas Berger von KOM und Amir Nazir von Dar Al Maschura gemeinsam organisiert. Der Vergabebeirat des Quartiersmanagement hat auch dafür 1.500,- Euro zur Verfügung gestellt.
VI. Hoffeste KOM hat im Sommer 2001 zwei Hoffeste zusammen mit den Hauswarten organisiert. Dar Al Maschura hat die Übersetzungen der Einladungen für die arabischen Mieter übernommen, sein Beratungsangebot für die Mieter vorgestellt und KOM bei der Organisation einer arabischen Musikgruppe unterstützt. Die GSW hat für ein weiteres, von KOM zusammen mit den Mietern im Block 86 organisiertes Hoffest in 2002, 1.250,- Euro bewilligt. VII. Erfolge Die Zusammenarbeit von LOWTEC und OMRAS/D hat den Kontakt zu Mietern der arabischen Bevölkerungsgruppe verbessert und oft erst möglich gemacht. Aber auch deutsche Mieter haben seitdem eine Anlaufstelle, an der sie offen über die Probleme mit ihren arabischen Nachbarn sprechen können und Informationen zur arabischen Kultur und zum islamischen Glauben bekommen. Das hat den Kontakt zwischen den Bevölkerungsgruppen verbessert. Die Übersetzungen von Dar Al Maschura haben Missverständnisse abgebaut. Die Einladungen zu Veranstaltungen, auch in arabischer Sprache haben die Einbindung der arabischen Bevölkerungsgruppe in ihr Wohnumfeld gefördert. Die Beratung von Dar Al Maschura im KOM-Büro findet regen Zulauf. Die arabischen Musikveranstaltungen und Lesungen der Kulturloge und bei Hoffesten haben das Selbstbewußtsein der arabischen Mieter gestärkt. Sie entwickeln dadurch immer mehr Bereitschaft am öffentlichen Leben teilzunehmen. Aber auch deutsche Mieter sind danach offener und gesprächsbereiter. Für die arabischen und türkischen Mieter ist es oft die einzige Gelegenheit auch die deutsche Kultur kennenzulernen, da sie sich aus Unsicherheit und wegen ihrer Sprachprobleme nicht aus ihrem Häuserblock wegbegeben. Aus diesem Grund nehmen die Mieter aus den verschieden Bevölkerungsgruppen auch gerne an den STADTERKUNDUNGEN teil. Die Übersetzung von Frau Seifeldin ermöglicht es ihnen, sich zu verständigen und kennenzulernen. Deshalb haben sich auch schon persönliche Kontakte daraus entwickelt. Insgesamt hat die Zusammenarbeit von Dar Al Maschura und KOM dazu geführt, dass die arabische Bevölkerungsgruppe und ihre Probleme im Quartier Kottbusser Tor noch mehr wahrgenommen und berücksichtigt werden. Dies hat zur Entspannung der Situation in den Wohnhäusern beigetragen. VIII. Vernetzung, Einbindung KOM und Dar Al Maschura arbeiten mit der GSW - Geschäftsstelle Kreuzberg zusammen. Mit dem Geschäftsstellenleiter Herrn Harland-Menzel finden regelmäßige Treffen statt. Außerdem nehmen die Mitarbeiter von KOM an den monatlichen Sitzungen der bezirklichen Jugendförderung teil. Weitere Kooperationen bestehen mit dem Kreuzberg Museum, dem Kotti e.V. und mit der Conciergeloge der Neuraum gGmbH. Kontakte gibt es ebenfalls zum Quartiersmanagement Kottbusser Tor und Wassertorplatz und zu lokalen Kultureinrichtungen und Gemeinwesenprojekten. IX. Nachhaltigkeit, Kontinuität im Engagement, Dauer, geplante Weiterführung oder Veränderung, Vorbildfunktion für andere Initiativen Die Streitenden erfahren und erlernen Streitkultur, die sie fortan selbst in die Lage versetzen soll Konflikte zu vermeiden bzw. zu regeln. Dieses Arbeitsprinzip von KOM ist ein Bildungsansatz der sich schneeballartig fortsetzen soll. In ersten Rückfragen bei Bewohnern, die KOM schon in Anspruch genommen haben, wird diese Wirkung bestätigt. Auch die GSW bescheinigt inzwischen eine Beruhigung vieler Konfliktherde im Gebiet und beabsichtigt das Modell KOM auch langfristig zu sichern. Die LOWTEC als Projektträger hat Kontakt zu weiteren Wohnbaugesellschaften aufgenommen, die mit Wohnungsbestand im Gebiet Kottbusser Tor vertreten sind. Vorgeschlagen wird ein gemeinsamer Konfliktmanagement-Pool, der von allen beteiligten Wohnbaugesellschaften genutzt werden soll. Mit dieser Strategie sollen die Pool-Kosten pro teilnehmender Wohnbaugesellschaft gesenkt und die Finanzierung dauerhaft gesichert werden. |
Auszüge aus der Projektbeschreibung zum Kooperationsprojekt KOM Kommunikation im Kiez von Thomas Berger, Uschi Rötzscher Gellert , LOWTEC gGmbH / KOM
Bewohnerinnen / Bewohner, Ausländerinnen / Ausländer
nein
Mittel der Bundesanstalt für Arbeit (nach (AFG/SGB III), Mittel aus Landesprogrammen, Mittel der Wohnungsbauunternehmen
Literaturhinweise / Zeitungsartikel / Websites
Projektebene | Gebietsebene | Kommunalebene |
Projektleiter Herr Hans-Peter Schäfer LOWTEC gGmbH, Gemeinnützige Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft Reichenberger Straße 88 10999 Berlin Telefon: +49 (0)30/617764-0 Telefax: +49 (0)30/617764-18 E-mail: WWW: www.lowtec.org Geschäftsstellenleitung Kreuzberg/Friedrichshain Herr Jürgen Harland-Menzel GSW - Gemeinnützige Siedlungs - und Wohnungsbaugesellschaft Berlin mbH Kochstraße 20 10969 Berlin Telefon: +49 (0)30/25342050 Telefax: +49 (0)30/25342099 WWW: www.gsw.de |
Koordination Quartiersmanagement Frau Ingrid Sander Stiftung SPI / Bereich Stadtentwicklung, Ausnahme & Regel Prinzenallee 74 13357 Berlin Telefon: +49 (0)30/493001-10 Telefax: +49 (0)30/493001-12 E-mail: WWW: www.stiftung-spi.de Herr Thomas Berger KOM - Kommunikation im Kiez Kohlfurterstraße 11 10999 Berlin Telefon: +49 (0)30/6166289-20, -22 Telefax: +49 (0)30/616289-21 E-mail: Frau Gudrun Chatterjee KonTor - Quartiersmanagement Reichenberger Straße 177 10999 Berlin Telefon: +49 (0)30/6123040 Telefax: +49 (0)30/6122000 E-mail: Frau Uschi Rötzscher-Gellert KOM - Kommunikation im Kiez Kohlfurterstraße 11 10999 Berlin Telefon: +49 (0)30/6166289-20, -22 Telefax: +49 (0)30/616289-21 |
Herr Kokott Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg Abteilung für Stadtentwicklung und Bauen Yorckstraße 4-11 10965 Berlin Telefon: +49 (0)30/2588-2550 Telefax: +49 (0)30/2588-2512 E-mail: |
Stand: 10.07.2002 |