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soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

 

Baden-Württemberg: Offenburg, Stegermatt


Stadtteil- und Familienzentrum Stegermatt

25 Jahre bauliche Sanierung und soziale Entwicklung


Gebietstyp

Gemischtes Gebiet - eher Neubau

Gebietslage

Stadtrand

Zentral(e) Handlungsfeld(er)

Strategische Handlungsfelder: Aktivierung und Beteiligung
Inhaltliche Handlungsfelder: Soziale Aktivitäten und soziale Infrastruktur, Zusammenleben unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen

Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Handlungsfeld.

Projektbeschreibung

Stegermatt (früher Uhlgraben) ist ein seit den zwanziger Jahren in Randlage zur Offenburger Innenstadt entstandener Stadtteil, der durch die Einrichtung von Behelfswohnungen zur Heimat von Kinderreichen und Arbeitslosen wurde. Bauliche Verdichtungen erlaubten in den fünfziger und sechziger Jahren eine verstärkte Ansiedlung von Landfahrern, Sinti, Obdachlosen und Ausländern. Die in den Anfängen geschlossene und tragfähige soziale Gemeinschaft im Gebiet zeigte durch die Zuzüge Veränderungen, die parallel zu räumlicher Enge, verdichteter Bebauung, schlechter Bausubstanz und Überbelegung die Bedingungen des Zusammenlebens verschlechterten. Niedrige Einkommensverhältnisse, die Konzentration von Gruppen mit unterschiedlichsten Lebensgewohnheiten, die Belastung durch die Obdachlosenunterbringung aus früheren Jahren und die Diskriminierung durch Teile der städtischen Bevölkerung kennzeichneten den Stadtteil in den siebziger Jahren.

Erste Reaktionen auf diese Zustände erfolgten ab 1970. 1971 wurde die katholische Kirchengemeinde St. Martin gegründet. Im selben Jahr wurde eine Spiel- und Lernstube in einer frei gewordenen Wohnung eröffnet. Durch großes Engagement betroffener BewohnerInnen und engagierter Bürger gelang es vier Jahre später, das ehemalige Obdachlosenasyl zum "Haus der Kinder" um und auszubauen. Bei vielen BewohnerInnen Stegermatts heißt das "Haus der Kinder" heute noch "Lernstub". 1976 wurde unter Vorsitz des damaligen Oberbürgermeisters, Martin Grüber die Arbeitsgruppe "Sanierung Stegermatt" zur Koordinierung aller anstehenden Sanierungsarbeiten gebildet.

Das ursprüngliche Konzept, den Bestand in schneller Folge durch Abriss und Neubau zu ersetzen, wurde so verändert, dass die umfassende Erneuerung ganzheitlich auf nachhaltige Entwicklung angelegt wurde. Dazu gehörten:
  • Modernisierung der bestehenden Wohnungen mit angemessenem Standard (nicht "Neubau-Standard") unter Beteiligung der BewohnerInnen.
  • Verbesserung der Wohnumgebung, die gleichzeitig gemeinschaftlicher Außen-, Wohn- und Lebensraum ist
  • Neubau von Wohnungen, um nicht modernisierungsfähige Wohnungen zu ersetzen und speziellen Wohnbedürfnissen Rechnung zu tragen.

Der erste Sozialplan wurde 1977 vom Amt für Familie und Jugend der Stadt Offenburg aufgestellt. Ein Jahr später wurden zwei städtische Gemeinwesenarbeiter eingestellt, die neben den Sanierungsmaßnahmen die soziale Entwicklung des Stadtteils fördern sollten. 1978 gründeten engagierte BewohnerInnen mit BürgerInnen aus ganz Offenburg formell die "Aktionsgemeinschaft Stegermatt" (AGS). 1979 wurden die ersten beiden Neubauten bezogen und zwei alte Wohnblocks abgerissen. 1980 wurde der Neubau der katholischen St. Martinskirche eingeweiht und das Gemeindezentrum St. Martin bezogen. Der seit 1959 bestehende katholische Kindergarten war bis 1971 die einzige soziale Einrichtung in Stegermatt. Er wurde 1980 erweitert und generalsaniert. Im selben Jahr wurde die von dem Offenburger Ehrenbürger Senator Dr. Burda (Spende von einer Million DM), dem Ortenaukreis und der Stadt Offenburg finanzierte Vorschuleinrichtung "Kinderzentrum" (mit Räumlichkeiten für bürgerschaftliche Gruppierungen, Vereine usw.) eingeweiht. Diese Einrichtung wird in Trägerschaft des Vereins "Aktionsgemeinschaft Stegermatt e. V." betrieben. Die katholische Kirchengemeinde St. Martin sowie das Diakonische Werk im Ortenaukreis stellten je eine(n) Sozialarbeiter(in) ein. Durch den engagierten intensiven Einsatz verschiedener Institutionen, Vereine und Privatpersonen konnten schrittweise viele Veränderungen erreicht werden. Sie alle haben letztendlich dazu beigetragen, die Lebenssituation in Stegermatt nachhaltig zu verbessern.

Die langfristige und intensive Beteiligung der Bewohner an der Planung und Realisierung aller Projekte im Gebiet ist ein wesentlicher Faktor der Erneuerung. In diesem Weg wird die Chance gesehen, durch Identifikation, durch eigene Entscheidung und Verantwortung der Bewohner, durch gemeinschaftliches Handeln den Teufelkreis von Diskriminierung und Resignation aufzubrechen. Schrittweise und für den einzelnen nachvollziehbar, wurde so die Situation im Gebiet stabilisiert.

Um die Kooperation und Vernetzung aller im Stadtteil tätigen Institutionen und Fachkräfte zu stärken, haben sich im Frühjahr 1996
  • die Aktionsgemeinschaft Stegermatt e. V.,
  • die katholische Kirchengemeinde St. Martin,
  • das Diakonische Werk im Ortenaukreis und
  • die Stadt Offenburg
vertraglich zur Gründung und Unterhaltung des Stadtteil- und Familienzentrum Stegermatt zusammengeschlossen.

"ZIEL DES STADTTEIL- UND FAMILIENZENTRUMS IST ES, EINEN BEITRAG ZUR SCHAFFUNG UND ERHALTUNG EINES SOZIALEN, NACHBARSCHAFTLICHEN UND FAMILIENFREUNDLICHEN KLIMAS IM STADTTEIL STEGERMATT ZU LEISTEN."

Weitere wichtige Ziele sind:
  • Stärkung demokratischer Strukturen durch die Stärkung neuen bürgerschaftlichen Engagements
  • Ausbau und Verbesserung der sozialen Infrastruktur und des sozialkulturellen Angebotes für alle Altersgruppen
  • Verhinderung von Anonymität und Einsamkeit durch Nachbarschaftskontakte und Begegnung
  • Aktive Mitgestaltung der Stadt- und Stadtteilentwicklung durch die Bürgerinnen und Bürger
  • Überwindung von Sprachlosigkeit zwischen den Generationen, den Nationalitäten, den einheimischen und zugewanderten Menschen durch Begegnung und gemeinsame Aktivitäten
  • Identifikation der Menschen mit ihrem Stadtteil und ihrer Stadt
  • Entwicklung einer Stadtteilkultur durch Initiierung und Pflege von Traditionen
  • Aufbau sozialer Netze im Stadtteil zur Stärkung der Selbsthilfe und der Handlungskompetenz der Betroffenen.


Alle Abbildungen zu diesem Beitrag


Copyright: Joachim Riffel


Copyright: Joachim Riffel

Autor der Projektbeschreibung

Joachim Riffel

Zielgruppe

Bewohnerinnen / Bewohner, Familien

 

Genderaspekt

nein

Finanzierung

Mittel aus Landesprogrammen, Kommunale Mittel, Mittel der Wohnungsbauunternehmen, sonstige private Mittel

Erläuterungen Finanzierung

2.000.000 DM "Programm Einfache Stadterneuerung"
ca. 1.300.000 DM Stadt jährlich (Personal und Sachkosten)
ca. 200.000 DM katholische Kirchengemeinde St. Martin jährlich
ca. 50.000 DM Diakonisches Werk im Ortenaukreis jährlich

Die Wohnbau Offenburg GmbH investierte mehrere Millionen DM in die Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen sowie die Neubauten.

 

Projektträger

  • Stadt Offenburg
  • Aktionsgemeinschaft Stegermatt e. V.

Projektbeteiligte

  • Stadt Offenburg
  • Aktionsgemeinschaft Stegermatt e. V.
  • Bürgervereinigung Offenburg Süd e. V.
  • Wohnbau Offenburg GmbH
  • Architekten Gruppe 4Plus
  • Katholische Kirchengemeinde St. Martin
  • Diakonisches Werk im Ortenaukreis, Außenstelle Stegermatt

Laufend seit

1970

Voraussichtliches Projektende

unbefristet

 

Literaturhinweise / Zeitungsartikel / Websites

  • www.offenburg.de
  • www.stegermatt.de

Ansprechpartner


Projektebene
Herr  Joachim Riffel
Stadtteil- und Familienzentrum Stegermatt
Badstraße 55
77652 Offenburg
Telefon: +49 (0)781/204511
Telefax: +49 (0)781/204526
E-mail:

Stand: 18.03.2001

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