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soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

 

Berlin: Berlin-Spandau, Falkenhagener Feld


Modellprojekt Concierge


Zentral(e) Handlungsfeld(er)

Inhaltliche Handlungsfelder: Beschäftigung, Wohnumfeld und öffentlicher Raum

Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Handlungsfeld.

Projektbeschreibung

Modellprojekt Concierge

Die Eingangsbereiche, die Flure und Fahrstühle sind die Aushängeschilder eines Gebäudes und gleichzeitig Nadelöhr, durch das alle Bewohner und Besucher hindurchgehen. Im Zustand und in der Atmosphäre dieser Bereiche drückt sich auch der Zustand der Hausgemeinschaft aus. Zerstörte Eingangstüren und Briefkästen oder beschmutzte Flure und Fahrstühle erschweren das teilweise ohnehin belastete Miteinander zusätzlich.

Der Einsatz von Conciergen bietet sich als Strategie an, solchen Entwicklungen entgegen zu treten und positive Impulse zu setzen. Allerdings sind die Kosten für die angemessene Besetzung einer Concierge im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus nicht in vollem Umfang umzulegen (1,50 DM bis 2,50 DM pro m² Wohnfläche und Monat). Solche Beträge sind für die einkommensschwachen Mieter weder zumutbar, noch ist die notwendige Zustimmung für eine entsprechende Anhebung der Betriebskosten wahrscheinlich. Es liegen jedoch bereits Erfahrungen aus anderen Bundesländern (Hamburg und Bremen) vor, Conciergen als Kooperationsmodell zwischen Wohnungswirtschaft, Arbeitsförderung (Arbeitsamt plus Land) und Beschäftigungsträger zu realisieren und damit die Zufriedenheit der Hausbewohner deutlich zu erhöhen.

Mit seiner Tochtergesellschaft NEURAUM GmbH hat der Verein Jugendwohnen im Kiez diese Erfahrungen auf Berliner Verhältnisse übertragen und ein Konzept entwickelt, das dieselben Grundgedanken verfolgt wie die Servicestationen:
  • Beschäftigung von Arbeitslosen und
  • Verbesserung des nachbarschaftlichen Zusammenlebens.


I. Konstruktion des Modellprojektes Concierge

Für die Betreuung von Hochhäusern und Wohnkomplexen kann die NEURAUM GmbH derzeit zwei Modelle anbieten:

a) Klassische Conciergen (Portierslogen) in Hochhäusern und Gebäudekomplexen

Durch die Wohnungsbaugesellschaft werden zunächst die räumlichen Voraussetzungen für den Betrieb der Concierge geschaffen. In der Regel sollte die Loge - überwiegend als Glaskonstruktion - so angeordnet sein, dass ein Überblick zum Eingang des Gebäudes, zum Fahrstuhl und zu den Briefkästen gewährleistet ist. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, den Eingangsbereich insgesamt einladender, freundlicher und übersichtlicher umzugestalten.

Bei Wohnkomplexen, die nicht durch einen zentralen Eingang erschlossen werden, gibt es die Möglichkeit, eine Loge so vor die Gebäude anzuordnen, dass die verschiedenen Eingänge von außen zu überblicken sind und für die Bewohner eine zentrale Anlaufstelle entsteht.

Entsprechend dem vorhandenen Bedarf an Anwesenheitszeiten wird die Concierge im Schichtdienst durch NEURAUM mit Personal besetzt. Über Video-Überwachung können brisante Bereiche des Gebäudes in die Betreuung miteinbezogen werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ein mobiles Team anzukoppeln, das während des Tages - ähnlich den BIG STEPS Servicestationen - durch Rundgänge ein weiteres Gebiet betreuen kann.


b) Nachbarschaftsconciergen im Wohngebiet

Nachbarschaftsconciergen beziehen sich auf ein überschaubares Wohngebiet. Durch die Wohnungsbaugesellschaft werden zentral gelegene Räumlichkeiten mit Sichtkontakt zu den Außenbereichen zur Verfügung gestellt und dort eine Anlaufstelle für die Bewohner und ein Ausgangspunkt für Aktivitäten geschaffen. Ziel der Nachbarschaftsconcierge ist die Verbesserung der Kommunikationsstruktur im Quartier und des Netzwerkes unter den Bewohnern. Die Präsenz ist eingeschränkter als bei den klassischen Conciergen und richtet sich nach dem Bedarf vor Ort.


II. Personal

Bei der Besetzung der Conciergen greift NEURAUM - entsprechend dem Konzept der Verknüpfung von Quartiersbetreuung und Arbeitsförderung - auf ältere Arbeitslose ab 55 Jahren zurück. Vielfach bringt diese Altersgruppe ein hohes Maß an Verbindlichkeit und die nötige Lebenserfahrung und Reife mit, um die vertrauensvolle und den Bewohnern zugewandte Tätigkeit angemessen ausfüllen zu können. Bei den mobilen Teams werden Personen im Sozialhilfebezug unterschiedlichen Alters eingesetzt, die in Abstimmung mit dem jeweiligen Bezirk nach den vorhandenen Aufgabenstellungen im Wohngebiet ausgewählt werden. Die Auswahl und Qualifizierung der Kräfte sowie die Koordination des Einsatzes wird durch die Geschäftsstelle der NEURAUM GmbH gesteuert.

Aufgabenschwerpunkte der klassischen Conciergen
  • Präsenz in der Loge, Betreuen der angeschlossenen Aufgänge und der Eingangsbereiche über Video
  • Ansprechpartner für die Bewohner, vermittelndes und beruhigendes Eingreifen im Konfliktfall
  • Regelmäßige Rundgänge in und vor den Gebäuden
  • Schnittstelle zur Geschäftsstelle der Wohnungsbaugesellschaft und zum Hauswart
  • Annahme von Post und Paketen, Depothaltung von Werbesendungen, Schlüsselverwaltung (z.B. bei Handwerkeraufträgen)
  • Gegebenenfalls Verwaltung von Gemeinschaftseinrichtungen
  • Gegebenenfalls kleine Serviceleistungen.

Aufgabenschwerpunkte der Nachbarschaftsconciergen
  • Anlaufstelle für die Bewohner
  • Schnittstelle zur Geschäftsstelle der Wohnungsbaugesellschaft und zum Hauswart
  • Ermittlung von Defiziten und Potentialen der Nachbarschaft
  • Entwicklung von bedarfsgerechten Angeboten
  • Aktivierung von Nachbarschaftskontakten und Bewohnerinitiativen.

Diese Schwerpunkte werden gegebenenfalls durch die Präsenz der mobilen Kräfte im weiteren Umfeld der Gebäude ergänzt.


III. Kooperationspartner und Finanzierung

Wichtigste Partner auch bei diesem Konzept sind die Wohnungsbaugesellschaften und die Arbeitsämter. Ein Teil der Mitarbeiterkosten für die Conciergen wird aus Arbeitsförderung bestritten. Das Land Berlin beteiligt sich ebenfalls mit Komplementärfinanzierungsmitteln. Den verbleibenden Aufwand für Löhne und Regie tragen die Wohnungsbaugesellschaften über Kostenanteile.

Die Höhe des Kostenbeitrags der jeweiligen Wohnungsbaugesellschaft bestimmt sich dabei nach den Präsenzzeiten in der Loge und damit der Anzahl der eingesetzten Personalkräfte. Vorteil der Finanzierungskonstruktion ist der auf fünf Jahre angelegte Förderungsansatz für den einzelnen Beschäftigten. Über diese Kontinuität kann gewährleistet werden, dass sich das für eine Concierge wichtige Vertrauensverhältnis aufbauen und halten lässt.

Für die älteren Beschäftigten andererseits bietet diese langfristige Perspektive eine Basis, um noch einmal einen Anfang zu wagen und möglicherweise bis zum Eintritt in die Rente eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben.

Die Lohn- und Qualifizierungskosten der mobilen Kräfte werden aus dem Programm "Integration durch Arbeit (IdA)" der beteiligten Bezirke finanziert. Die notwendigen Regieanteile können durch die Einbindung in das Gesamtprojekt aufgefangen werden.


IV. Erfahrungen und Ergebnisse

Nach erst vier Monaten Laufzeit ist es noch zu früh für weitgehende Schlussfolgerungen. Dennoch lassen sich einige Tendenzen erkennen. Die Auswahl von geeigneten Bewerbern erfordert ein sehr aufwendiges Verfahren, weil die Anforderungen an die Belastbarkeit der Mitarbeiter durch Schichtdienst und den Einsatz in sozialen Brennpunkten hoch ist. Dennoch hat sich gezeigt, dass der konzeptionelle Ansatz richtig ist und sich aus den Personenkreis der älteren Arbeitslosen (ab 55 Jahre) hochmotivierte, zuverlässige und kommunikationsfähige Kräfte rekrutieren lassen.

Auch die Reaktionen der meisten Bewohner sind nach einer Eingewöhnungsphase außerordentlich positiv. In zunehmendem Maße werden die Conciergen als Ansprechpartner in Anspruch genommen. An einem Standort ist es gelungen, die Lärmbelästigung durch die massive Präsenz von Jugendlichen im Eingangsbereich des Gebäudes in kurzer Zeit auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Als Ausdruck der Anerkennung wurden daraufhin die Conciergen von Bewohnern an Wochenenden mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Andererseits stoßen die Veränderungen nicht bei allen Anwesenden im Kiez auf positive Resonanz. Mit massiver Bedrohung wurde an einem Standort den Mitarbeitern gegenüber durch Angehörige der Drogenszene zum Ausdruck gebracht, dass ihre Tätigkeit an diesem Platz nicht erwünscht ist. Diese Reaktion kann einerseits als Indiz gewertet werden, dass das Konzept greift, zum anderen ist es möglicherweise an besonders brisanten Standorten erforderlich, dass das Angebot durch einen Sicherheitsdienst ergänzt wird. Zur Optimierung des Konzeptes und des Angebotes vor Ort finden regelmäßige Abstimmungsgespräche mit den Geschäftsstellen der Wohnungsbaugesellschaften statt.

Eine Schwachstelle in der Umsetzung des Konzeptes ist die schwierige Synchronisation der unterschiedlichen Förderprogramme und der baulichen Planung und Fertigstellung der Logen. Nach den Erfahrungen sind lange Planungsvorläufe von rund einem Jahr erforderlich, um für alle Beteiligten einen einigermaßen verlässlichen Startzeitpunkt zu gewährleisten.

Alle Abbildungen zu diesem Beitrag

Autor der Projektbeschreibung

Neuraum GmbH (Tochtergesellschaft von Jugendwohnen im Kiez e.V.)

Zielgruppe

Bewohnerinnen / Bewohner, Arbeitslose

 

Genderaspekt

nein

Finanzierung

EU - Fördermittel ESF, Mittel der Bundesanstalt für Arbeit (nach (AFG/SGB III), Kommunale Mittel, Mittel der Wohnungsbauunternehmen

Erläuterungen Finanzierung

  • Die Landesmittel sind ESF-finanziert (Europäischer Sozialfonds).
  • Für die mobilen Conciergen werden Lohnkosten z.T. das Bezirksamt und ESF-Mittel getragen.

Wichtigste Partner auch bei diesem Konzept sind die Wohnungsbaugesellschaften und die Arbeitsämter. Ein Teil der Mitarbeiterkosten für die Conciergen wird aus Arbeitsförderung bestritten. Das Land Berlin beteiligt sich ebenfalls mit Komplementärfinanzierungsmitteln. Den verbleibenden Aufwand für Löhne und Regie tragen die Wohnungsbaugesellschaften über Kostenanteile.(Weiteres siehe Projektbeschreibung)

 

Projektträger

Neuraum GmbH

Projektbeteiligte

  • GSW Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin mbH
  • Arbeitsamt Berlin Nordwest
  • Bezirk Spandau
  • BBA Berlin-Brandenburgische Akademie der Wohnungswirtschaft (Schulung der Mitarbeiter)
  • Servicegesellschaften Zukunft im Zentrum (ZiZ) und Sozialpädagogisches Institut Berlin (SPI) (Abwicklung der Zuschüsse)

Laufend seit

Juni 2000

Ansprechpartner


Projektebene Kommunalebene
Herr  Gunter Fleischmann
Neuraum GmbH
Kottbusser Damm 79 A
10967 Berlin
Telefon: +49 (0)30/74756351
Telefax: +49 (0)30/74756101
E-mail:
WWW: www.neuraum-berlin.de

Frau  Gerlinde Keitel
Neuraum GmbH
Kottbusser Damm 79 A
10967 Berlin
Telefon: +49 (0)30/74756351
Telefax: +49 (0)30/74756101
E-mail:
WWW: www.neuraum-berlin.de

Frau  Fiedler
Bezirksamt Spandau
Abt. Sozialwesen
Flankenschanze
13578 Berlin
Telefon: +49 (0)30/33033582

Stand: 06.02.2002

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