Niedersachsen: Lüneburg, Kaltenmoor
Neubauquartier (ab 1945)
Stadtrand
Inhaltliche Handlungsfelder: | Gesundheitsförderung |
Der Schwerpunkt liegt im inhaltlichen Handlungsfeld. |
Im Lüneburger Stadtteil Kaltenmoor, einem in den 60er Jahren im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus errichteten Stadtteil mit rund 9.000 Einwohnern, leben hauptsächlich die am Wohnungsmarkt benachteiligten Personengruppen (kinderreiche Familien, Aussiedler, Ausländer, Alleinerziehende und von öffentlichen Leistungen lebende Familien). Die Bausubstanz der Häuser ist mangelhaft, die Arbeitslosigkeit ist hoch, und das Gebiet ist durch relativ schlechte Lebensbedingungen und eine defizitäre Infrastruktur gekennzeichnet. Im Jahre 1999 wurde der Stadtteil als Programmgebiet in das Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" aufgenommen. Ziel des vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Niedersachsen initiierten Projektes "Preiswerte Ernährung" war die Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten der Bewohnerinnen und Bewohner sozialer Brennpunkte sowie die Verbesserung der Versorgung von (Grund-)Schülern. Dies wurde notwendig, da die im Zusammenhang mit schlechter Ernährung stehenden gesundheitlichen Probleme bei sozial benachteiligten Gruppen zunehmend beobachtet worden sind. Mit der Verbesserung der Gesundheit ist ebenso auch eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Zielgruppe verbunden. Das Projekt kooperiert mit zahlreichen Institutionen des Stadtteils, wie Schulen, das Gesundheitsamt, die Lüneburger Tafel, das Zentrum für angewandte Gesundheitswissenschaften und vielen anderen mehr. Eine Intensivierung dieser Kooperationen gehörte ebenfalls zu den anfangs definierten Projektzielen. Neben der Förderung des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wurde das Projekt durch Zuschüsse des Sozialministeriums Niedersachsen und durch die Eigenbeteiligung der Arbeiterwohlfahrt Lüneburg finanziell getragen. Das Projekt war mit einer Koordinationsstelle (8 bis 20 Stunden/Woche) und einer Hauswirtschaftsleiterin (rund 12 Stunden/Woche) ausgestattet. Folgende Angebote und Aktivitäten wurden gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Projektes entwickelt, durchgeführt und deren Bedürfnissen angepasst, die als längerfristiges Ziel eine Ernährungsumstellung mit sich ziehen und die Betroffenen zum eigenen Handeln ermutigen sollten ("Empowerment"):
Mit der Erstellung eines Kochbuches startete das Projekt im November 1996. Mitglieder aus unterschiedlichen Selbsthilfegruppen haben das Kochbuch nach eigenen Wünschen und Erfahrungen erarbeitet und dadurch auf ihre persönlichen Bedürfnisse ausgerichtet. Das umfasst, neben der Berücksichtigung der meistens in den Haushalten vorhandenen Kochutensilien wie Topf, Pfanne und Ofen, auch die Verwendung von Zutaten, welche einfach und preiswert zu beziehen sein sollten und dazu gut bekannt und in der Region wachsen sollten. Auch zu berücksichtigen war die einfache Darstellung der Rezepte für Personen mit geringen Lese- oder Sprachkenntnissen. Alle Angebote wurden nach den Möglichkeiten der Projektnutzer hinterfragt. Durch das Kochbuch hatte sich das Projekt schnell in Kaltenmoor herumgesprochen. Bis zum Herbst 1999 fanden alle Veranstaltungen in von der Arbeiterwohlfahrt umgestalteten Wohnungen statt, die im gesamten Stadtteil verteilt lagen. Durch die meist schlechte Ausstattung der Küche und Räumlichkeiten war vor allem bei größeren Veranstaltungen Erfindungsgeist bei den Fachkräften gefragt. Für die Kursteilnehmer stellte das eine gute Schulung dar, da sich die häuslichen Möglichkeiten oft ähnlich darstellen. Die Veranstaltungen wurden in der Regel von mindestens zwei Personen, einer Sozialarbeiterin und einer Ernährungsfachkraft, durchgeführt. Parallel wurde bei Veranstaltungen für Alleinerziehende eine Kinderbetreuung organisiert. Da die Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten nicht unbedingt das vorrangige Problem der Zielgruppe darstellt, wurden im Rahmen der Veranstaltungen die Teilnehmer motiviert, über ihre persönlichen Probleme zu sprechen. Es wurde gemeinsam was Praktisches getan und kein theoretischer Unterricht erteilt, wo nebenbei auf Fragen eingegangen werden konnte. Durch den näheren Kontakt konnte rausgefunden werden, wo Unterstützungsbedarf lag und liegt. Die Schüler des Mittagstisches für Grundschulkinder aus dem Stadtteil wurden durch eine Erzieherin betreut. Das Bewohnerfrühstück wurde von den Bewohnern selbst organisiert und durchgeführt. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass es nicht alleine um Ernährungsverhalten geht, sondern auch um die Vermittlung von Essen als eine "soziale Ativität". Einzelveranstaltungen oder Veranstaltungsreihen zu vielseitigen ernährungstechnischen Themen waren fast ausschließlich "Mitmach-Veranstaltungen" mit aktivierenden und kommunikativen Anteilen. Die Maßnahmen waren freiwillig und für jedermann zugänglich. Zwischen 1996 und 1998 wurde im Rahmen einer Begleitforschung des Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften der Fachhochschule Niedersachsen eine Evaluation durchgeführt, bei der folgendes untersucht wurde:
In dem untersuchten Zeitraum ist das Erreichen der Zielgruppe als sehr positiv bewertet worden. Einzelangebote erreichten nicht nur sozial Benachteiligte sondern wurden auch von diesen getragen (z.B. Bewohnerfrühstück, Erstellung des Kochbuches). Auch die Rückmeldung der Teilnehmer zu den Angeboten war positiv. Aktive Auseinandersetzung mit dem Thema "Gesunde und preiswerte Ernährung" war die Folge der Teilnahme am Projekt. Soziale Dienste stellen laut Untersuchung einen geeigneten Träger von Gesundheitsförderung und Prävention für sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen dar. Allerdings macht der Bedarf an Doppelqualifikation des Personals (sozialpädagogische Ausbildung und gesundheitsbezogenes Wissen) die Angebote speziell für sozial Benachteiligte relativ teuer. Seit Herbst 1999 ist die AWOCADO Service gGmbH wesentlich mit der Durchführung des Projektes befasst. Die öffentliche Förderung wurde zum 31.12.1999 komplett eingestellt. AWOCADO hält seitdem gemeinsam mit der AWO und den weiteren Kooperationspartnern soviele Angebote wie möglich ohne Förderung aufrecht (Grundschulmittagstisch, Integration der Seminarangebote in die stadtteilbezogene Gruppenarbeit der AWO etc.). |
Maren Regener
Bewohnerinnen / Bewohner, Kinder
Der Schwerpunkt liegt bei alleinerziehenden Frauen, Aussiedlerinnen, Seniorinnen, Grundschulkindern, von Armut Betroffenen und Personen, auf die §72 BSHG zutrifft (Eingliederungshilfe laut Bundessozialhilfegesetz).
nein
Mittel aus Landesprogrammen
Finanzierung:
Projektebene |
Herr Günter Wernecke Arbeiterwohlfahrt Lüneburg/Lüchow-Dannenberg Bülows Kamp 35 21337 Lüneburg Telefon: +49 (0)4131/8722333 Telefax: +49 (0)4131/8722344 E-mail: |
Stand: 23.01.2002 |