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Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

"Soziale Stadt" Weimar West

Der Ortsteil Weimar West wurde Ende des Jahres 1999 als eines von 7 Thüringer Projekten in das Programm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt" aufgenommen und wird im 5. Jahr mit Mitteln des Bundes, des Landes und der Stadt gefördert. Damit wurde die Chance genutzt, die sofort nach der Wende begonnenen Planungen für Weimars größtes Plattenbaugebiet weiter zu vertiefen und Weimar West zu einem Schwerpunkt der städtebaulichen und sozialen Entwicklung der Stadt zu machen.

Dazu fand Ende 2000 eine Auftaktveranstaltung unter Leitung der FIRU - mbH als Projektleiter und Moderator zur Vorbereitung eines integrativen Handlungskonzeptes statt. Erstmals haben Architekten, Stadt- und Grünplaner, Fachleute aus der Verwaltung, externe Berater aus Wirtschaft und Politik und interessierte Bürger des Ortsteils sich zusammengefunden, um die Zukunftsfähigkeit eines Ortsteils sichern zu helfen.

Nach der Installation einer Steuerungsgruppe wurde der komplexe Prozeß der Grundlagenermittlung begonnen. Neben einer Mieter- und Imagestudie wurden zahlreiche Studien im räumlichen, grün- räumlichen und funktionalen Bereich in Auftrag gegeben und soziale Potentiale, wie die Schulen, Kitas und ansässige Vereine einbezogen.

Neben den durchzuführenden Sofortmaßnahmen vor allem im Bereich Ordnung und Sicherheit mußten Planungskonzepte erarbeitet werden, die eine langfristige positive Entwicklung sichern. Dies ist nur mit den drei im Wohngebiet ansässigen Wohnungsunternehmen möglich, die mit einem mieternahem Verwaltungskonzept reagierten. Neben wohnungswirtschaftlichen Problemen sind der Umgang mit leerstehende Wohnungen oder Parkplatzmanagement wichtige Planungskriterien.

Im Sinne des Leitbildes ist auch die weitere Gestaltung des Wohnumfeldes. In den letzten Jahren flossen Fördermittel aus dem Landesprogramm zur Wohnumfeldverbesserung in öffentliche Freiflächen, wie die Fußgängerachse. Durch die Bereitstellung der Eigenmittel von Stadt und Wohnungsunternehmen konnten aber auch die Innenhöfe der Quartiere systematisch einer Umgestaltung unterzogen werden. Ein Hauptziel für den Ortsteil ist die Errichtung eines Bürgerzentrums im Gebäude Prager Str. 5, ein ehemaliges Ärztehaus.

Die projektbezogene und finanzielle Unterstützung der Vereine, Träger und Verbände konnte durch die Etablierung eines Quartiersmanagers im Gebiet wesentlich verbessert werden. Als Verbindungsperson zur Verwaltung, Kontaktstelle für die Bürger, aber auch zur Vernetzung laufender und geplanter Aktivitäten im Ortsteil trägt er zum systematischen Aufbau von selbst tragenden Strukturen bei.

Weimar West

Weimar West wurde im Jahr 2000 eigenständiger Ortsteil, in dem ca. 7000 Einwohner, also fast 12% der Einwohner der Gesamtstadt Weimars ihr zu Hause haben. Der Ortsteil Weimar West befindet sich am westlichen Rand des Siedlungskörpers der Stadt Weimar. Die Entfernung zum Stadtzentrum beträgt ca. 1700 m. Nördlich von Weimar West verlaufen die Trassen der Deutschen Bahn AG (Erfurt- Halle- Leipzig), welche das Gebiet stark von dem Ortsteil Weimar Nord abtrennt. Östlich befindet sich die Wohnsiedlung "Heimfried", bestehend aus Doppel- und Reihenhäusern aus den zwanziger Jahren. Getrennt werden die beiden Gebiete durch eine Trasse der Regionalbahn (Weimar- Bad Berka). Eine fußläufige Verbindung besteht in diesem Bereich über die Gleisanlagen. Verkehrlich ist das Wohngebiet über eine Brücke zur Schwanseestraße an die Gesamtstadt angebunden. Südlich liegt eine topographische Senke mit dem Bachlauf "Asbach". Dieser Grünraum bildet die Verlängerung stadteinwärts in den Asbachgrünzug, über das "Wimaria" Stadion, das Schwanseebad und den Weimarhallen - Park mit dem Kultur und Kongresszentrum Neue Weimarhalle. Das angrenzende Mischgebiet entlang der Schwanseestraße ist derzeit in desolatem Zustand. Westlich grenzt der geschützte Landschaftsbestandteil "Paradies" an Weimar West. Angrenzend befinden sich die eingemeindeten Ortslagen Gaberndorf und Schöndorf.

Als im Juni 1978 der Grundstein für die Errichtung der ca. 4000 Wohnungen gelegt wurde, war ein akutes Problem der Wohnraumversorgung der Stadt Weimar gelöst. Die entsprechend der Bebauungskonzeption geplanten gesellschaftlichen Einrichtungen wurden nur teilweise realisiert. So entstanden neben 3 Kinderkombinationen, 3 Schulen mit Sporthallen, 1 Ärztehaus, eine Apotheke und eine Milchbar. Im zentralen Bereich entstand eine Kaufhalle für Waren des täglichen Bedarfs. Kleinere Dienstleistungseinrichtungen wie Post und Sparkassenzweigstelle wurde als Funktionsunterlagerung im Erdgeschoß eines 11-geschossigen Wohnblocks an einer Fußgängerachse untergebracht. Alle anderen Einrichtungen, wie Bibliothek oder Wohngebietsgaststätte fielen dem Sparzwang zum Opfer. Auch ursprünglich geplante Gebäude mit flexibleren Wohnungsgrundrissen oder Fassadengestaltung wurden vereinheitlicht.

Der damals bescheidene Komfort einer Neubauwohnung - Fernheizung, warmes Wasser, Balkon - die vielen gemeinschaftlichen Freiflächen in den Quartiersinnenhöfen und am Wohngebietsrand und die gute soziale und altersmäßige Mischung der Bewohner machten das Gebiet lange Zeit zu einem beliebten Wohngebiet. Der letzte Bau vor der politischen Wende war das evangelische Gemeindezentrum "Paul Schneider". Aber der physische Zustand der Bausubstanz und der Infrastruktur wurde zunehmend vernachlässigt. Folgeerscheinung dessen und des wachsenden Wohnungsangebotes in anderen Stadtteilen nach 1990, ist ein Rückgang der Einwohnerzahl, aber auch der steigende Attraktivitätsverlust und eine damit verbundene Konzentration sozialer Probleme.

Dezember 2004, Stadtenwicklungsamt Stadt Weimar, Frau Grigutsch

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