soziale stadt - bundestransferstelle

Bund-Länder-Programm "Stadtteile mit
besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt"

Informationen zum Gebiet Neunkirchen - Neunkirchen-Innenstadt (Saarland)

Das 107 Hektar große Gebiet umfasst nahezu den gesamten Innenstadtbereich Neunkirchens, das bis in die 70er Jahre wirtschaftlich von der Stahlindustrie (Neunkircher Eisenwerk) geprägt war. Vom Bahnhof am nördlichen Rand bis zum Rathaus im Süden erstreckte sich über 3 km eine Haupteinkaufsstraße, die nach der Schließung der "Hütte" teilweise einen Funktionsverlust hinnehmen musste. Neunkirchen hat den durch den Niedergang der Montanindustrie aufgezwungenen Strukturwandel zu einer Dienstleistungs- und Einkaufsstadt beispielhaft gemeistert. Das heutige Geschäftszentrum liegt im östlichen Rand des Fördergebietes in unmittelbarer Nachbarschaft des historischen Hüttenareals und des Saarpark-Centers (innerstädtisches Einkaufscenter), das auf frei werdenden Industrieflächen entstand. Das Gebiet um die City herum dient bis auf einige öffentliche Einrichtungen (Rathaus, Finanzamt, Bahnhof) und eine kleinere Industriebrache am Westrand hauptsächlich der Wohnnutzung. Neben den Arbeitervierteln mit traditioneller Blockstruktur gibt es auch ehemals gehobene Wohnviertel mit Jugendstilvillen (z.T. unter Denkmalschutz). Der überwiegende Teil der Bausubstanz entstand um die Jahrhundertwende. Unter den 9.765  Einwohnern findet sich eine hohe Konzentration einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen. Der Ausländeranteil liegt bei 26,8% (Gesamtstadt 10,1%), die Arbeitslosenquote bei ca. 23% (insgesamt 16,9%), 23,7%  sind Sozialhilfeempfänger. Dazu kommen überdurchschnittlich viele alleinerziehende Mütter.

Probleme:

Überalterte Bausubstanz (insbesondere im Bereich der Hinterhöfe), erhebliche Mängel in der Ausstattung des privaten Wohnungsbestandes (Heizung, Sanitär, Wärmedämmung), eingeengter finanzieller Spielraum für Investitionen durch niedrige Mieteinnahmen, Gemengelage von störendem Gewerbe und Wohnen, hohe Verkehrsbelastung der Wellesweilerstraße, Parkplatzdefizit für Anwohner, viele leerstehende Ladenlokale, fehlende Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, Defizit an quartiersnahen Freiflächen, hoher Versiegelungsgrad, geringe Investitionsbereitschaft der ansässigen Betriebe, geringe Arbeitsplatzdichte, niedriges Ausbildungs- und Qualifizierungsniveau, geringe Quartiersbindung durch hohe Fluktuation, überdurchschnittliche Abhängigkeit von Transferleistungen, unterentwickelte soziale Bindungen (kaum nachbarschaftliche Beziehungen), z.T. geringe Integrationsbereitschaft ausländischer Mitbürger, hohe Kriminalitätsrate, fehlendes subjektives Sicherheitsgefühl auf der Straße, Gastronomieszene auf niedrigem Niveau, "Rotlichtviertel", in Teilbereichen Negativimage.

Ziele, Strategien, Maßnahmen:

Für das Gebiet Neunkirchen-Innenstadt wurden folgende Entwicklungsziele formuliert: Wiederherstellung einer ausgewogenen Sozialstruktur, Verbesserung des Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebotes, Aufbau sozio-kultureller Netzwerke, Ausbau der öffentlichen und sozialen Infrastruktur sowie Aktivierung der Bevölkerung.

Zum Erreichen dieser Ziele wurden Maßnahmen in den vier Handlungsfeldern Städtebau und Ökologie, Gemeinwesenarbeit, Lokale Wirtschaft und Beschäftigung sowie Stadtteilmanagement und Beteiligungsformen vorgesehen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Maßnahmen zur qualitativen Verbesserung des Wohnungsbestandes und des Wohnumfeldes, wie Wohnumfeldverbesserung, Modernisierung und energetische Nachbesserung des Wohnungsbestandes bzw. von Altbauwohnungen, Entflechtung der vorhandenen Gemengelagen sowie um Maßnahmen der Stadtbildpflege, der Aufwertung von Grünflächen und der Erhöhung der Sicherheit im öffentlichen Raum. Des Weiteren sollen eine aktive Arbeitsmarktpolitik insbesondere für Jugendliche, Alleinerziehende und Langzeitarbeitslose und Standortverbesserungen für den ansässigen Handel/ Gewerbe erfolgen. Vorgesehen sind auch Maßnahmen, wie der Ausbau bestehender Beratungs- und Hilfsangebote, die Förderung der Integration von Randgruppen, der kulturellen Entwicklung und der sozialen Infrastruktur.

Die formulierten Maßnahmen umfassen einen Katalog von Projekten, der im Zuge der weiteren Umsetzung des Programms, vor allem unter Berücksichtigung von Ideen und Vorschlägen, die von örtlichen Akteuren eingebracht werden, ergänzt und konkretisiert werden kann.

Derzeit ist die Erarbeitung eines integrierten Handlungskonzeptes nahezu abgeschlossen. In diesem Rahmen wurde eine Bürgerbefragung und zwei Seminare/ Workshops durchgeführt, um Bürger und relevante Akteure am Planungsprozess zu beteiligen.

Verschiedene Projekte befinden sich zur Zeit in Umsetzung bzw. sind bereits abgeschlossen. Dazu zählt beispielsweise die Optimierung der Beleuchtung in Teilbereichen des Modellgebietes, die Schaffung von Räumlichkeiten für die Volkshochschule und eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahme. Im Bereich der Wohnungsmodernisierung erfolgt bereits seit dem 01.12.2000 eine Beratung und Unterstützung von Modernisierungswilligen. Dazu wurde ein Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Neunkirchen und der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft mbH Neunkirchen geschlossen.

Auch der Konzeptwettbewerb zum Modellprogramm "Freiwilliges soziales Trainingsjahr", das mehrfach gescheiterten Jugendlichen mit Hilfe von Qualifizierungsmaßnahmen den Einstieg ins Berufsleben erleichtern soll, ist abgeschlossen. Das Projekt befindet sich in der Umsetzungsphase.

Zur Effizienzsteigerung im Bereich der Jugendhilfe wurde auf Landkreisebene ein Trägerverbund gegründet, der das Modellprojekt ganzheitliche, sozialraumorientierte, budgetierte Jugendhilfe umsetzen soll. Nach Ablauf des Geschäftsjahres können nicht verbrauchte Gelder aus einem festgesetzten Budget für Präventivmaßnahmen eingesetzt werden.

Vorgesehene Projekte: Anlage eines Bolzplatzes, Schulausbau, Energetische Verbesserung eines Wohnbocks.

Status der Ziele und Strategien:

Das Fördergebiet in seiner jetzigen Ausdehnung wurde vom Stadtrat am 10.02.2000 beschlossen. Ursprünglich war ein wesentlich kleineres Gebiet vorgesehen. Die vorbereitenden Untersuchungen sind weitgehend durchgeführt. Am 07.07.1999 wurde der Werkvertrag zur Koordinierung des Projektes und zur Erstellung eines integrierten Handlungskonzeptes abgeschlossen. Die Umsetzungsphase hat im Frühjahr 2000 begonnen.

Eingesetzte Mittel und Bündelungsansätze:

In Teilbereichen (Sanierungsgebieten) sind bereits früher Städtebauförderungsmittel zum Einsatz gekommen. ExWoSt-Mittel wurden erstmals im April 1999 beantragt. Für die Zukunft ist zusätzlich eine Bündelung von ESF- und EFRE-Mittel nach Ziel-2-Gebiet-Förderung (Förderperiode 2000-2006) und Geldern der Arbeitsverwaltung vorgesehen. Dazu ist eine enge Abstimmung zwischen der Stadt, dem Arbeitsamt und den saarländischen Ministerien für Umwelt bzw. für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales insbesondere bei der Antragstellung erforderlich. Eingesetzt wurden auch bereits Mittel des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Am Stadtteilentwicklungsprozess beteiligte Akteure:

Von der Stadtverwaltung: Bauamt, Sozialamt, Ordnungsamt, Ortsrat, Stadtrat; die Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft; von den Trägern der Wohlfahrtspflege: ASB, Diakonie, CJD, IB, Trägerverbund, Polizei, Kreisjugendamt. Das Projekt "Soziale Stadt" wird in der bereits seit längerem bestehenden und regelmäßig tagenden Lenkungsgruppe Soziale Stadt, an der die genannten Akteure teilnehmen, inhaltlich thematisiert. Die Federführung liegt verwaltungsintern beim Bauamt, Abteilung Stadtplanung und Stadtentwicklung.

Bereits existierende Netzwerkkonstellationen: Stadtmarketing, Kriminalitätspräventionsbeirat, Trägervereine, eine Vereinigung der lokalen Gewerbetreibenden, Haus und Grund Mietervereinigung, Moscheeverein, karitative Einrichtungen.

Stadtteilmanagement:

Geplant sind zwei Stadtteilbüros, wobei eines bereits am 01.04.0101 eröffnet wurde. Das zweite Stadtteilbüro wird am 01.07.2001 seine Arbeit aufnehmen. Sie sind Ausgangspunkt für die Koordinierung der Gemeinwesenarbeit und Anlaufstelle für Modernisierungswillige. Da mit den ansässigen, im sozialen Bereich engagierten Trägern bereits seit geraumer Zeit eine enge Zusammenarbeit besteht, sind diese auch als Träger der Stadtteilbüros vorgesehen.

Öffentlichkeitsarbeit:

Im Herbst 2000 fand eine Bürgerversammlung zur Information über das Programm "Soziale Stadt" statt. Der ASB hat für einen Teil des Gebietes einen Stadtteilführer erstellt. Die lokale Presse berichtet regelmäßig.

Monitoring/ Controlling:

Durch eine Stadtteilexploration und eine Umfrage zur Erstellung des Stadtteilführers existieren umfassende Erkenntnisse über das Image von Teilen des Fördergebietes. Geplant ist die Erstellung einer Datenbank zur Kontrolle der Entwicklung der Bevölkerungs- und Sozialstruktur und eine erneute Imageanalyse in einigen Jahren. Spezielle Indikatoren werden noch festgelegt.

Soziale Stadt © 2000-2007 Deutsches Institut für Urbanistik
Im Auftrag des BMVBS vertreten durch das BBR. Zuletzt geändert am 07.04.2004