Die Umsetzung des Bund-Länder-Programms "Soziale Stadt" für die Innenstadt Neunkirchens nimmt konkrete Formen an. Wichtig ist die Beteiligung der Bürger. Dazu fand ein Vorbereitungsseminar im Bürgerhaus statt.
An der Veranstaltung im Bürgerhaus der Kreisstadt beteiligten sich zahlreiche Neunkircher Institutionen, Bürgerinnen und Bürger.
Mit diesem Seminar sollten die Bürger, Gewerbetreibenden und sozialen Einrichtungen der Innenstadt an den Planungen beteiligt werden, nachdem die Stadt für das Programm "Soziale Stadt" schon viele Vorarbeiten geleistet hat.
Oberbürgermeister Friedrich Decker unterstrich bei der Veranstaltung: "Wir wollen nicht an den Bürgern vorbeiplanen, sondern mit den Bürgern." Der Abteilungsleiter Stadtplanung, Jürgen Detemple, erläuterte die Probleme der Innenstadt. Von den rund 9700 Bewohnern sind 23 Prozent arbeitslos, 24 Prozent beziehen Sozialhilfe, der Ausländeranteil liegt bei 27 Prozent und die Wahlbeteiligung unterhalb der 30-Prozent-Marke. Soziale Probleme, die mit dieser Bevölkerungsstruktur und einer schlechten Bausubstanz zusammenhängen, nehmen zu. Detemple betonte die Notwendigkeit des raschen Eingreifens. Der Beigeordnete Manfred Hörth erläuterte die für dieses Jahr vorgesehenen Massnahmen. Dr. Manfred Werth, Geschäftsführer des mit der Seminardurchführung beauftragten Saarbrücker isoplan-Instituts, erläuterte Ziele und Aufgaben des Programms. Vorüberlegungen und Planungen der Stadt sollen unter Beteiligung der Bürger der Innenstadt, der lokalen Institutionen und der wirtschaft gemeinsam weiterentwickelt werden. Das Seminar sei hier der erste Einstieg zur partnerschaftlichen Diskussion im grossen Kreis.
Ziel dieser Auftaktveranstaltung war es, die Bewohner und ansässigen Institutionen verstärkt an den kommunalpolitischen Entscheidungen und Aktivitäten im Rahmen des Programms zu beteiligen. Auf Einladung der Stadt Neunkirchen diskutierten Bürger der Innenstadt mit Vertretern der Stadtverwaltung (Jugendamt, Stadtplanung, Sozialamt, Bauamt und Neunkircher Kulturgesellschaft), sozialer Einrichtungen (Arbeiter-Samariter-Bund, Arbeitslosenselbsthilfe, Caritasverband, Diakonisches Werk, Die Brigg, Neue Arbeit Saar), der Polizeidirektion, der Wirtschaft, von Schulen und von Kindergärten. Die rund 40 Teilnehmer bildeten zwei Arbeitsgruppen, die von Mitarbeitern des isoplan-Instituts moderiert wurden.
Gesucht wurden Antworten auf die Frage nach der Verbindung von städtebaulichen und sozialen Problemen der Innenstadt. Als besonders schwierig wurden Fragen der Ausländerintegration, der Angebote für Jugendliche, der Kriminalitätsentwicklung und der Situation von Familien erachtet. Genannt wurden ferner Defizite im nachbarschaftlichen Zusammenleben, die zum Teil unzureichende Wohnsituation sowie weitere Probleme, die sich aus Langzeitarbeitslosigkeit und Armut ergeben. Als Ursache der negativen Situation sahen die Teilnehmer einen "Teufelskreis" aus schlechter Bausubstanz und sozialem Abstieg der Innenstadt. Durch die geringen Mieteinnahmen fehlen Hauseigentümern die Mittel zum Renovieren, wodurch wiederum die Bausubstanz schlecht bleibt. Eine Folge formulierte ein Teilnehmer drastisch: "Wer es sich leisten kann, zieht weg." Diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist Ziel des Programms "Soziale Stadt".
Bis August ist eine Befragung in der Innenstadt geplant. Mitarbeiter des isoplan-Instituts werden die Bevölkerung, Hausbesitzer und Gewerbetreibende zu ihren Wünschen und Plänen befragen. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse sollen bei einem weiteren Arbeitstreffen im August mögliche Massnahmen erarbeitet werden.Auf Landesebene war das Programm Anfang April mit einer Regionalkonferenz unter Beteiligung städtischer Vertreter und der Politik gestartet worden. Im Saarland bemühen sich neben Neunkirchen zahlreiche weitere Städte um Zuschüsse aus dem Programm.
Neunkirchen wurde vom Bundesbauministerium als Modellstadt im Saarland ausgewählt.
(Auszug aus der Saarbrücker Zeitung, 15.6.2000)