Das rd. 5 ha große Modellgebiet Langenrain liegt am südlichen Ortsrand von Singen, ca. 2 km von der Innenstadt entfernt. Der traditionelle Arbeiterstadtteil besteht überwiegend aus in den 60er Jahren errichteten, viergeschossigen Punkthäusern und Zeilenbauten. Im Jahr 1991 wurde das Gebiet durch zwei weitere viergeschossige Gebäude nachverdichtet. Mit Ausnahme von drei Zeilenbauten liegen die Wohnblöcke des Modellgebietes südlich der Straße Langenrain (vgl. Abb.1).
Im Norden und Osten grenzen Wohngebiete mit stabiler Bewohnerstruktur an das Modellgebiet an (Zeilenbauten aus den 60er Jahren, die im privaten Eigentum stehen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser überwiegend aus den 60er und 70er Jahren). Südlich der Wohnbebauung im Langenrain schließen landschaftlich attraktive Wiesen und Felder sowie westlich der Berliner Straße eine Kleingartenkolonie an.
Abbildung 1: Modellgebiet Singen Langenrain
Im Modellgebiet befindet sich ein Kinderhaus, das in den Nachmittagsstunden für Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren geöffnet ist. Weitere Infrastruktur- und Dienstleistungseinrichtungen (Kirche, Moschee, Schule, Kindergarten, Lebensmittelladen, Friseur, Apotheke, Bäcker) existieren in fußläufiger Entfernung.
Derzeit leben ca. 750 Einwohner im Langenrain. Der Anteil der ausländischen Bewohner, inkl. der Bewohner des Übergangsheims und der Asylsuchenden, beträgt rd. 60% und liegt damit weit über dem gesamtstädtischen Durchschnitt von 17%. Im Vergleich zur Gesamtstadt ist der Anteil der Bewohner im Alter von weniger als 21 Jahren mit rd. 36% ebenfalls relativ hoch (Gesamtstadt: 22%); knapp zwei Drittel dieser Altersgruppe sind Ausländer. Der Anteil der Personen, die laufende Hilfe zum Lebensunterhalt bekommen, liegt ohne Berücksichtigung der Flüchtlinge, Asylbewerber und Spätaussiedler bei ca. 20% (gesamtstädtischer Vergleich: 6,7%). (Stand 31.12.1999)
Probleme:
Wohnqualität: Schlichtbauten der 60er Jahre mit Ölöfen; ungünstige Wohnungszuschnitte (Kleinwohnungen, kaum familiengerecht); hoher Sanierungs- und Modernisierungsbedarf; verwohnte Gebäude; hoher Leerstand.
Wohnumfeldqualität: Gestaltungsdefizite bei Wohnumfeld und Freiflächen (keine abgegrenzten hausbestimmten Freiflächen); Verwahrlosung (Müll im öffentlichen Raum); monotones Erscheinungsbild; Anonymität; überdimensionierte Straßen (Berliner Straße und Langenrain).
Belegung: überdurchschnittliche Anteile von Arbeitslosen, Transfermittelempfängern, Migranten (Sondergruppe: Minderheit der Jenischen), Alleinerziehenden, Personen ohne Schul- bzw. Berufsabschluß sowie (funktionalen) Analphabeten; hoher Jugendhilfebedarf; unterdurchschnittliche Einkommen.
Image: negatives Außenimage; Tendenz zur Ghettobildung.
Strategien, Ziele, Maßnahmen:
Die Standortqualitäten (benachbarte Bebauung/Bewohnerstruktur, Sichtbeziehungen und Freizeitmöglichkeiten) ermöglichen eine Strategie, deren Ziel es ist, durch Veränderungen im Bestand mit teilweise neuer Bewohnerstruktur eine Aufwertung der Siedlung zu erreichen.
Maßnahmen zur Wohnqualität:
Abriß von Wohnblöcken; Modernisierungsmaßnahmen (Heizung, Sanitär, Wärmedämmung, Balkone); familiengerechte Verbesserung der Wohnungszuschnitte; Entrümpelung leerstehender Kellerräume und Wohnungen; ggf. Privatisierung und Nachverdichtung (Reihenhäuser).
Maßnahmen zur Wohnumfeldqualität:
Wohnumfeldgestaltung; Gestaltung von Freiflächen; Neugestaltung der Verkehrsflächen; Bau von Kinderspielplätzen und Freiflächen für Jugendliche; Aufenthaltsbereiche für ältere Mitbürger; Entsiegelung; Eingangsgestaltung; Anlage von Mietergärten.
Nicht-investive Maßnahmen:
Quartiersmanagement; Einrichtung eines Treffpunktes; soziale Betreuung von Problemhaushalten; Aktivierungsprogramme für Jugendliche; Erweiterung des Angebotes im Kinderhaus; Vor-Ort-Mieterberatung; Bewohneraktivierung und -beteiligung; Imagekampagne; Öffentlichkeitsarbeit.
Entwicklungsstand:
1999: | Antrag für Programm "Soziale Stadt" beim Regierungspräsidenten eingereicht |
03/2000: | Erstellung eines Gutachtens durch das Institut empirica: "Sanierungsgebiet Langenrain, Singen. Untersuchung/Beratung bei der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Aufwertung und Stabilisierung des Wohngebietes". |
06/2000: | 1. Stadtteilkonferenz Langenrain, organisiert durch den Fachbereich Jugend/Soziales/Ordnung |
06/2000: | Beginn mit der Modernisierung der Berliner Straße 11 |
10/2000: | 2. Stadtteilkonferenz Langenrain, organisiert durch den Fachbereich Jugend/Soziales/Ordnung |
10/2000: | Koordinierungsgespräch |
10/2000: | Vorstellung der "Vorbereitenden Untersuchung" durch den Sanierungsträger GVV Städtische Wohnbaugesellschaft Singen mbH: Sanierungsgebiet "Langenrain - Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt" |
2000/2001: | Erstellung des Städtebaulichen Rahmenplanes mit offener Bewohnerbeteiligung durch das Büro Both B.P Planungsberatung |
01/2001: | Einstellung des Quartiersmanagers |
01/2001: | Starterkonferenz |
01/2001: | Beginn des Abrisses der beiden Wohnblöcke im Langenrain |
02/2001: | Bezug der modernisierten Wohnungen in der Berliner Straße 11 |
Eingesetzte Mittel und Bündelungsansätze:
Bisher nur Städtebauförderungsmittel, die Bündelung mit anderen Fördermitteln auf kommunaler und Quartiersebene ist geplant (Federführung Sanierungsstelle der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Sanierungsträger GVV Städtische Wohnbaugesellschaft Singen mbH)
Akteure der Stadtentwicklung:
Stadt Singen - Fachbereich Bauen/Abt. Technische Dienstleistungen/Sachgebiet Stadtplanung, Fachbereich Jugend-Soziales-Ordnung/Abteilung Jugendhilfe- und Sozialplanung und Sozialer Dienst, Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Konstanz e.V. (AWO), Sanierungsträger GVV Städtische Wohnbaugesellschaft Singen mbH, Baugenossenschaft Hegau eG, Büro Both B.P Planungsberatung Öhningen, Forschungsinstitut empirica, freie Architekten und Planer.
Stadtteilmanagement:
Der Quartiersmanager, Mitarbeiter der GVV Städtische Wohnbaugesellschaft Singen mbH, hat seine Arbeit im Langenrain aufgenommen. Vorrangige Aufgabe des Quartiersmanagements wird es sein, die laufenden sowie geplanten Maßnahmen und Initiativen im Gebiet zu koordinieren und zu vernetzen sowie die Geschäftsführung der Lenkungsgruppe "Soziale Stadt" zu übernehmen.
Die zu bearbeitenden Felder umfassen im wesentlichen die folgenden Bereiche:
Öffentlichkeitsarbeit:
Information der Öffentlichkeit und der Bewohner des Quartiers (mehrsprachig) über das amtliche Mitteilungsblatt der Stadt Singen, das an alle Haushalte im Stadtgebiet verteilt wird. Weitere Öffentlichkeitsarbeit wird durch das Quartiersmanagement übernommen.
Monitoring/Controlling:
Fortschreibung des Sozialplans, Berichte zur Fortschreibung des Sanierungsgebietes, Begleitung des Modellprojektes durch empirica.