Das Neubaugebiet Heuchelhof wurde in den 60er und 70er Jahren konzipiert. Besonders der Bauabschnitt I (Straßburger Ring) stellt eine typische Großsiedlung, wie sie in den 60iger Jahren geplant wurden, dar. Auf vergleichsweise engem Raum wurde eine bis zu 12geschoßige Hochhausbebauung verwirklicht. Die Nachteile dieser dichten Bebauung sind bundesweit bekannt und haben zu vielen Versuchen einer Korrektur geführt. Innerhalb des Straßburger Ringes sind neben 100 Eigentumswohnungen 1200 Sozialwohnungen konzentriert. Die Belegung dieser Sozialwohnungen erfolgt notgedrungen fast ausschließlich mit schwierigen Personengruppen wie Sozialhilfeempfängern, Spätaussiedlern und in geringem Maße Ausländern. Sowohl die nach heutigen Kriterien anonyme und unattraktive Bauweise, wie auch die einseitige Belegung machen das Baugebiet Straßburger Ring zu einem Problemgebiet, provozieren soziale Spannungen, Unzufriedenheit, Ängste, Vandalismus, Aggressionen etc. und bedingen intensive Betreuung und Umgestaltung vor Ort.
Oberziel der Sanierung ist es, Integrationshilfe für die im Stadtteil wohnenden Sozialhilfeempfänger, Spätaussiedler und Ausländer durch bauliche und soziale Maßnahmen zu leisten.
Eine wichtige Aufgabenstellung besteht auch darin, das Auseinanderdriften des genannten Mietwohnungsbereiches von den Eigenheimbereichen zu verhindern bzw. die Entstehung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft zu vermeiden.
Mit Schreiben vom 18. August 1999 hat das Bayerische Staatsministerium des Innern mitgeteilt, dass die Maßnahme Würzburg-Heuchelhof H1 in das Bund-Länder -Städtebauförderungsprogramm 1999, Teil II Soziale Stadt aufgenommen wurde.
Bereits zur Bewerbung wurde eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Sozial-, Finanz- Umwelt- und Baureferat sowie der Stadtbau GmbH Würzburg gebildet, die die wesentlichen Verfahrensschritte gemeinsam vorbereitet.
Folgende Maßnahmen wurden bereits durchgeführt bzw. begonnen:
Das gesamte Programm Soziale Stadt wird durch eine Steuerungsgruppe, der Mitarbeiter/-innen des Bau-, Sozial- und Umweltreferates, der externen Büros, der Wohnungsbaugesellschaften und der Regierung von Unterfranken angehören, koordiniert und begleitet. Die Steuerungsgruppe tagt in regelmäßigem Rhythmus.
Nachfolgender Maßnahmenkatalog wurde nach den derzeitigen inhaltlichen Erkenntnissen und den finanziellen Rahmenbedingungen aufgestellt. Das Ergebnis der vorbereitenden Untersuchungen und die Arbeitsergebnisse der Projektgruppe werden noch zu Veränderungen und Konkretisierungen führen.
Handlungsbedarf besteht in folgenden Bereichen:
Schaffung eines Angebotes für Jugendliche auf der vorhandenen Spiel- und Freifläche an der Londoner Straße
Die Maßnahme liegt zwar nicht im direkten Maßnahmegebiet sondern nur im weiter gefassten Untersuchungsgebiet, hat jedoch unmittelbare Auswirkungen auf den zentralen Bereich. Für die Jugendlichen fehlt bislang ein attraktives Angebot im Bereich H1, so dass die vorhandenen Spielplätze durch die Jugendlichen als Aufenthaltsbereiche und Treffpunkte genutzt werden. Durch die Schaffung eines attraktiven Angebotes (Kletterwand, Skateangebote) in kurzer Entfernung auf einem schon heute vorhandenen und angenommenen Platz können die Spielflächen im Gebiet H1 wieder verstärkt der eigentlichen Zielgruppe zur Verfügung gestellt werden.
Gestaltungsmaßnahmen an den drei großen Freiflächen im Gebiet
Die Ausstattung ist teilweise noch aus der Entstehungszeit, d.h. ca. 30 Jahre alt und dringend erneuerungsbedürftig. Wichtig dabei ist eine multifunktionale Nutzbarkeit und robuste Ausführung der gewählten Elemente. Das Spielkonzept muss überarbeitet und für jeden der drei Plätze eine eigene Identität entwickelt werden. Insbesondere der Platz auf der Fl.Nr. 4732/1 wird heute nur schlecht angenommen und bedarf einer Neukonzeption.
Instandsetzung und Neugestaltung Place de Caen
Der Place de Caen ist der zentrale Mittelpunkt des Stadtteils. Hier befinden sich die Läden zur Versorgung des täglichen Bedarfs, Apotheke, Gaststätten. Am Samstagmorgen findet ein kleiner Markt statt. Der Platz wird durchaus angenommen und ist meist recht belebt. Der Platz befindet sich jedoch in einem schlechten Zustand: das Pflaster ist an vielen Stellen lose, an den Sitzbänken um die Bäume herum fehlen Steine und Sitzflächen, die Bäume sind krank, der Brunnen ist seit Jahren abgestellt und häufig mit Müll beschmutzt. Das heruntergekommene Erscheinungsbild des Platzes trägt mit zum Negativimage des Stadtteils bei. Eine behutsame Instandsetzung und Neugestaltung soll den Platz wieder zu einem attraktiven Aufenthaltsbereich werden lassen.
Umgestaltung der Stichstraßen
Das Verkehrskonzept des Heuchelhofes basierte auf einer strikten Trennung der Verkehrsarten. Für die Fußgänger steht ein separates Fußwegenetz zur Verfügung. Die Stichstraßen wurden daher als reine Zufahrtsstraßen angelegt und stellen sich heute als bis zu 200m lange Asphaltschneisen dar. Die vorhandene verkehrsrechtliche Ausweisung als verkehrsberuhigter Bereich für alle Verkehrsarten widerspricht deutlich der Gestaltung und Nutzbarkeit der Straßenräume. Unter verkehrlichen, gestalterischen und sozialen Gesichtspunkten wird in den letzten Jahren wieder verstärkt eine gemeinsame Nutzung der Verkehrsflächen angestrebt.
Sanierung der Tiefgaragen
Unter den 6 Stichstraßen liegen die Tiefgaragen für den Hochhausbereich. Bereits seit einigen Jahren gibt es immer wieder Probleme mit der Abdichtung zur Tiefgarage und damit verbunden Feuchtigkeitsschäden. Im Jahre 2001 soll daher gemeinsam mit den Wohnungsbaugesellschaften als Verantwortliche für die Tiefgarage mit der Umgestaltung und Sanierung einer Stichstraße begonnen werden, um daraus Erkenntnisse für die übrigen Stichstraßen zu erhalten. Es wird angestrebt, die übrigen Straßen in den nächsten Jahren sukzessive in Angriff zu nehmen.
Umbau der Tiefgaragen - insbesondere der Einfahrten und Zugänge - unter sicherheitsrelevanten Aspekten
Die drei Tiefgaragen sind aufgrund ihrer Größe (je Anlage 500 bis 600 Stellplätze) und ihres Erscheinungsbildes her problematisch. Obwohl die objektive Sicherheit (bislang kein Vorfall, bei dem eine Person zu Schaden gekommen ist) wesentlich besser ist als die subjektive Sicherheit, stellen die Tiefgaragen doch einen der größten Angsträume im Stadtteil dar. Es muss eine Konzeption entwickelt werden, die die Anlagen freundlicher und sicherer macht, mehr Tageslicht hereinläßt und evtl. auch zusätzliche Nutzungen in der Tiefgarage ermöglicht. Schon die Eingänge vermitteln heute ein Gefühl des Abstiegs in eine dunkle Unterwelt.
Ergänzung der Fußwege an der Heuchelhofstraße
Aufgrund des damaligen Verkehrskonzeptes ist der Abschnitt der Heuchelhofstraße zwischen Berner Straße und Straßburger Ring (Ost) als anbaufreie Sammelstraße ohne Gehwege angelegt worden. Insbesondere für die Berufstätigen in den Betrieben an der Berner Straße ergeben sich dadurch lange und für Ortsunkundige schwierig zu findende Wege zum Place de Caen. Aus diesem Grunde gab es in der Vergangenheit immer wieder Stadtratsanträge, entlang der Heuchelhofstraße Gehwege anzulegen, die in erster Linie aus finanziellen Gründen abgelehnt wurden. Dennoch wird auch von den Bewohnern immer wieder die Notwendigkeit einer besseren Anbindung für Fußgänger betont.
Erarbeitung eines Orientierungskonzeptes für den Stadtteil
Die scheinbar willkürliche Vergabe von Straßennamen und Hausnummern und ein Beschilderungsgewirr erschweren ein Zurechtfinden am Heuchelhof. An den Fußwegen, von denen die Häuser erschlossen werden, liegen häufig Gebäude mit drei verschiedenen Straßennamen. Das Problem ergibt sich aus der Trennung von Autostraßen und Fußwegen: die Vergabe von Straßennamen und Hausnummern bezieht sich auf die Erschließungsstraßen, befindet man sich aber im Fußgängerbereich bleibt das System unbegreiflich. Hier muss ein neues, überschaubares Orientierungskonzept entwickelt werden.
Erarbeitung von beispielhaften Gestaltungsempfehlungen für den Geschosswohnungsbau
Den privaten Grundstückseigentümern sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie die Gebäude ansprechender gestaltet, energetisch saniert, die Nutzbarkeit verbessert und die Sicherheit erhöht werden kann.
Umgestaltung und Sanierung der Eingangs- und Arkadenbereiche
Die oft dunklen, überdachten und verwinkelten Eingangsbereiche der mehrgeschossigen Bauten sind zum großen Teil sanierungsbedürftig, sie bedürfen dringend einer Renovierung und Neugestaltung. Der heruntergekommene Zustand provoziert Vandalismus und schafft Angsträume. Die Anordnung der offenen und durchgängigen Sockelzonen als städtebauliche Zielvorstellung des damaligen Bebauungsplanes hat sich nicht bewährt und stellt heute einen Sanierungstatbestand dar. Neben der Erarbeitung von allgemeinen Gestaltungsempfehlungen ist der beispielhafte Umbau eines Gebäudes denkbar, um Anreize für die anderen Eigentümer zu geben. Ziel ist es, eine freundlichere Atmosphäre zu schaffen, die Überschaubarkeit und damit auch die Sicherheit zu verbessern und die Angsträume zu beseitigen. Bei einer Neugestaltung der Sockelzonen kann auch der Aspekt der Schaffung von Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen, Fahrräder, Mofas, etc. berücksichtigt werden.
Energiesparmaßnahmen und Fassadenrenovierung
Die Fassaden sind teilweise seit der Bauzeit nicht mehr verändert worden. Die vielfach verwendeten Eternitverkleidungen sind unansehnlich und nicht mehr zeitgemäß. Eine Neugestaltung der Fassade bietet auch die Möglichkeit, die Energiebilanz der Gebäude zu verbessern. Auch hier ist wieder die Förderung eines Demonstrativobjektes angedacht.
Soziale Maßnahmen und Aktivitäten
Vom Gemeindezentrum -zukünftig Stadtteilzentrum- sollen unterschiedlichste soziale Maßnahmen und Aktivitäten entwickelt, ausgehen und angeboten werden: